Seit Mappus´ Medienberater Dirk Metz in Diensten des Landes stand, kehrte der Ministerpräsident den starken Mann heraus. Nun geht auch er.

Titelteam Stuttgarter Zeitung: Andreas Müller (mül)

Stuttgart - Sein Vertrag wäre eigentlich noch bis zum 31. Dezember gelaufen, beiderseits kündbar jeweils zum Monatsende. Nun geht Dirk Metz, der Medienberater des abgewählten Ministerpräsidenten, doch schon mitten im Monat: Ebenso wie Stefan Mappus beendet er am Mittwoch seine Arbeit für die Landesregierung, wie das Staatsministerium bestätigte.

 

Zurück bleibt die Frage, wie viel Einfluss der Exregierungssprecher von Roland Koch auf Mappus hatte - oder, aktuell gewendet, wie groß sein Anteil an dessen Niederlage war. Wer sich bei Metz selbst danach erkundigte, erntete kühles Schweigen: darauf erwarte man doch nicht ernsthaft eine Antwort. In Kreisen der Südwest-CDU ist das Urteil hingegen eindeutig: Der Staatssekretär a.D. habe in der Villa Reitzenstein eine zentrale Rolle gespielt - ob positiv oder negativ, darüber gehen die Ansichten auseinander. Letztere allerdings überwiegt: Metz habe Mappus' Schwächen nicht ausgeglichen, hört man, sondern eher noch verstärkt. Da seien zwei ähnlich gestrickte Charaktere zusammengekommen, das nötige Korrektiv habe gefehlt.

Früher ein "Cleverle", heute ein "Dummerle"

Zumindest die zeitliche Abfolge spricht für sich. Kaum hatte der Berater Mitte September das Mandat angetreten, kehrte der Ministerpräsident den starken Mann heraus. Beim Thema Stuttgart 21 suchte er erst verbal ("Fehdehandschuh") aus der Defensive zu kommen - und dann, Ende September, mit dem Polizeieinsatz im Schlossgarten. Spätestens seit dem "schwarzen Donnerstag" hatte das Attribut "brutalstmöglich", mit dem Metz' früherer Chef Koch einst seinen Aufklärungswillen unterstrich, im Südwesten einen neuen, schlechten Klang. Sein Image als "Haudrauf" wurde der Premier nie wieder los.

Auch die zweite Aktion als starker Mann ging gründlich schief. Nur anfangs wurde Mappus' Coup mit dem Rückkauf der EnBW-Aktien allseits begrüßt. Der junge Ministerpräsident habe damit bewiesen, dass er auch Wirtschaft kann, verbreitete Metz eifrig. Doch in den Wochen und Monaten danach wurde immer offensichtlicher, wie wenig er das Milliardengeschäft mit seinen Risiken durchdrungen hatte - ganz abgesehen von der Ausschaltung des Landtags. Früher habe die CDU ein "Cleverle" als Ministerpräsident gehabt, heute ein "Dummerle", ätzten Spötter.

"Warum gelingt es nicht, Stefan Mappus sympathischer darzustellen?"

Die Medienberatung durch Metz wurde seither vollends zur Krisenkommunikation. Doch die Kontrolle über das öffentliche Bild des Premiers war zuletzt eher symbolisch. Wie ein Prüfer vom Schulamt, der die Lehrprobe eines Referendars abnimmt, stand der 53-Jährige mit dem Kahlschädel und dem Schnauzbart bei den Pressekonferenzen von Mappus hinten im Raum - mit verschränkten Armen und strengem Blick. Interviews begleitete meist nicht der eigentlich zuständige Regierungssprecher, sondern der freie Berater Metz. In der heißen Phase dürften die elf Tage pro Monat, die für seinen Einsatz vereinbart waren, kaum ausgereicht haben. Über seinen Tagessatz schwieg sich die Staatskanzlei auf eine SPD-Anfrage hin übrigens aus.

Hin und wieder gestattete der "Mappus-Flüsterer" doch Einblick ins Nähkästchen. Wenige Tage vor der Wahl berichtete er bei einem CDU-Abend im Kreis Heilbronn, wie es zur Attacke des "MP" auf den Stuttgarter OB Schuster gekommen sei. In einer "nervlich sehr angespannten Situation" habe Mappus seinem Ärger Luft gemacht - und es schnell bereut. "Er hat seinen Fehler gleich am nächsten Tag eingesehen...Ich habe ihm bei der Entschuldigung zugeraten", verriet Metz laut einem Veranstaltungsbericht. In der CDU grassierten damals längst Zweifel am Spitzenkandidaten. "Warum gelingt es nicht, Stefan Mappus sympathischer darzustellen?", fragte die Staatssekretärin Friedlinde Gurr-Hirsch. Die Antwort des dafür zuständigen Medienberaters: er müsse eben das Land voranbringen, "auch wenn es unbequem ist". Nun müssen andere das Land voranbringen, und Metz kann sich neuen Aufgaben zuwenden. Die beiden nächsten Termine auf seiner Homepage: ein Vortrag vor dem Mainzer Rotary-Club und ein Auftritt als "Platzsprecher beim Internationalen Hammerwuf-Meeting".