Knapp zwei Drittel der Bundesbürger finden das Foto von Peer Steinbrück mit ausgestrecktem Mittelfinger nicht gut, der Rest nimmt das Bild auf dem Titel des SZ-Magazins gelassen.

Berlin/Aachen - SPD-Kanzlerkandidat Peer Steinbrück steht zu seiner umstrittenen "Stinkefinger"-Geste. Er gehe davon aus, dass eine überwältigende Zahl der SPD-Anhänger das Foto so locker nehme, wie er selbst es gemeint habe, sagte Steinbrück am Rande einer Wahlkampfveranstaltung in Aachen.

 

Die meisten wüssten, dass das Foto für eine Serie im Magazin der "Süddeutschen Zeitung" gemacht sei, wo man auf Fragen mit Mimik und schauspielerischem Talent antworten solle. "Und ich finde, da darf es auch etwas humorvoller und lockerer zugehen. Und das sehen viel Menschen so."

In dem Ohne-Worte-Interview, in dem nur mit Gestik und Mimik geantwortet wird, streckte der SPD-Politiker auf die Frage nach Spitznamen wie "Pannen-Peer", "Problem-Peer" und "Peerlusconi" den Mittelfinger Richtung Kamera. Die Fotoserie war schon Ende Juli entstanden, aber erst jetzt veröffentlicht worden. Sie hatte für reichlich Wirbel gesorgt, Union und FDP sprachen Steinbrück angesichts des Fotos einmal mehr die Eignung zum Kanzler ab.

Thierse: Diskussion ist hysterisch

Bundestagsvizepräsident Wolfgang Thierse (SPD) nannte die "Stinkefinger"-Debatte in der "Neuen Osnabrücker Zeitung" hysterisch, die "inszenierte Empörung" sei Teil des Wahlkampfes. Steinbrück habe keine Grenze überschritten. Er jedenfalls halte die "vollständige inhaltliche Nacktheit der CDU-Wahlplakate für erheblich obszöner, weil sie die Intelligenz der Wähler beleidigt", meinte Thierse.

Einer Umfrage zufolge stößt Steinbrücks "Stinkefinger" den meisten Deutschen sauer auf. Knapp zwei Drittel (62 Prozent) finden das Foto nicht gut, wie aus einer am Samstag veröffentlichten repräsentativen Forsa-Umfrage für den Fernsehsender RTL hervorging. 30 Prozent der Befragten nahmen das Bild hingegen gelassen auf.