Nächste Episode beim Bahnprojekt Stuttgart-Ulm: Die Bahn verkündet, dass man mit allen Beteiligten ein Rettungskonzept für die Tunnelbaustelle bei Hohenstadt vereinbart hat. Doch der Göppinger Kreisbrandmeister findet, die Kuh sei „noch nicht vom Eis“.

Hohenstadt - Der Göppinger Kreisbrandmeister Michael Reick bleibt skeptisch. Zwar hat die Deutsche Bahn am Freitag euphorisch verkündet, dass man sich auf ein Rettungskonzept für die Tunnelbaustelle bei Hohenstadt an der neuen ICE-Schnellbahntrasse Stuttgart-Ulm geeinigt habe. Aber Reicks Bedenken sind nicht ganz ausgeräumt.

 

Das Rettungskonzept für die Tunnelbaustelle Steinbühltunnel sei konkretisiert. Man bringe ein Bündel von Maßnahmen auf den Weg, hieß in einer Pressemitteilung der Bahn. Damit sollten die Bedenken der Feuerwehr, insbesondere des Göppinger Kreisbrandmeisters, ausgeräumt sein.

Mit Baustopp gedroht

Der hatte, wie berichtet, darauf gedrungen, dass man die Verantwortung bei einem Notfall in den Röhren nicht der Freiwilligen Feuerwehr von Hohenstadt und Drackenstein aufbürdet. Sie sei für Einsätze tief im Berg nicht ausgerüstet . Er drohte damit, dass die Bahn die Baustelle stoppen müsse, wenn sich die Mineure des Tunnelbauunternehmens noch tiefer in den Berg sprengten.

Mittlerweile hat jedoch ein weiteres Gespräch der Deutschen Bahn und ihrer Auftragnehmer mit den Vertretern der Feuerwehraufsicht des Regierungspräsidiums und des Landratsamts sowie der Landesbergdirektion stattgefunden. Alle Seiten hätten jetzt ein Konzept für die Arbeitssicherheit unter Tage besprochen.

In der Pressemitteilung betont die Bahn, dass dieses Konzept bereits seit Monaten vorgelegen habe, die Feuerwehr ihre konkreten Bedenken der Projektleitung aber erst Mitte Juni mitgeteilt habe. Das jetzt vereinbarte Rettungskonzept trage sowohl dem Baufortschritt unter Tage wie auch den Einsatzkapazitäten der Feuerwehren Rechnung, heißt es jetzt.

„Die Kuh ist noch nicht vom Eis“

Reick relativiert dies. „Wir nähern uns jetzt der 200-Meter-Marke im Berg, und es wurden Auflagen gemacht, um den Betrieb weiter zu gewährleisten, unter anderem, was die Anzahl der Maschinen auf der Baustelle und deren Aufsicht betrifft. Rettungscontainer werden aufgestellt und ähnliches. Wir werden am Montag die Baustelle erstmals besichtigen und sehen, ob und wie die besprochenen Maßnahmen umgesetzt werden können. Danach müssen wir uns im Wochentakt besprechen, wie man bei größeren Eindringtiefen weiter verfährt“, erläutert er das Procedere. Die Baustelle sei ständig am Wachsen, daher müsse man auch das Rettungskonzept ständig erweitern.

„Vorerst scheint alles gesichert. Aber die Kuh ist noch nicht vom Eis“, stellt Reick fest. So ernennt die Deutsche Bahn die speziell ausgebildete und ausgerüstete Rettungswehr, die aus Mitarbeitern des Bauunternehmens bestehe, zum Kernelement des Rettungskonzeptes. „Bislang sind aber nur vier derart ausgebildete Mitarbeiter vor Ort“, erklärt Reick.

Dietrich ist dankbar

Erst am kommenden Montag solle ein Mann beim Steinbühltunnel eintreffen, der für die Leitung einer solchen Wehr qualifiziert sei. „Das reicht bei der jetzigen Eindringtiefe mit dem jetzigen Konzept vielleicht aus. Später müssen es mehr Leute sein. Weitere Mitarbeiter muss das Unternehmen aber erst noch qualifizieren“, erklärt der Kreisbrandmeister.

Zumindest aber der Projektsprecher der Bahn, Wolfgang Dietrich, zeigt sich sehr zufrieden: „Ich bin dankbar für die Nachfrage der Feuerwehr, denn es ist allemal besser, sich vorher umfassend auszutauschen, als später im Ernstfall.“ Man wolle am ständigen Dialog und am konstruktiven Miteinander festhalten.