Die Zukunft der Steinenbergschule in Hedelfingen ist eine Hängepartie mit ungewissem Ausgang.

Hedelfingen - Für Kopfschütteln hatte im Bezirksbeirat Obertürkheim die städtische Antwort auf die Frage nach dem Stand der im November 2015 vom Gemeinderat beschlossenen Einrichtung einer Gemeinschaftsschule (GMS) der Sekundarstufe I an der Steinenbergschule in Hedelfingen gesorgt. Tenor des Schreibens: Nichts Genaues weiß man nicht, noch immer nicht. Für Unruhe sorgte parallel ein Antrag der Freie Wähler-Gemeinderatsfraktion. Der Antrag ist ein Plädoyer dafür, am Steinenberg doch ein Gymnasium zu gründen – und damit ein Angriff auf den mit knapper Mehrheit erfolgten Beschluss des Gemeinderats. Dieser Beschluss sei eine „Fehlentscheidung“ gewesen. Gefordert wird, dass das Stadtparlament in der Thematik „erneut entscheiden“ soll.

 

Die Schuld dafür, dass sich die Schulentwicklung am Steinberg, die für die Neckarvororte insgesamt relevant ist, „in einer riskanten Warteschleife“ befindet, schreiben die Freien Wählern neben dem Gemeinderat auch der „Trägheit der Schulleitung der Steinenbergschule“ zu. Das bringt Schulleiter Detlef Storm auf die Palme: „Es ist höchst fragwürdig, ob man eine Schulleitung diffamieren darf, ohne sich vorher ein Bild vor Ort gemacht zu haben und mit der Schule in einen Dialog getreten zu sein.“ Storm stellt klar: „Wir haben nach dem Gemeinderatsbeschluss fristgerecht eine mit dem Kollegium und den Eltern erarbeitete Konzeption eingereicht. Sie baut auch auf den Erfahrungen auf, mit der wir die Grundschule mit der Einführung von Ganztag weiterentwickelt haben.“ Man sei also keineswegs „vom Nullpunkt gestartet, sondern vorbereitet und hochmotiviert. Und das sind wir immer noch. Aus unserer Sicht könnten wir im kommenden Schuljahr starten. Nur bekommen wir leider keine offizielle Antwort, auch nicht vom Regierungspräsidium.“

Gemeinschaftsschule ist nur eine Möglichkeit

Dort versucht man, das Ganze als „normalen Vorgang“ darzustellen. Auf Nachfrage hieß es, das städtische Schreiben vom Mai sei „eine Voranfrage, welche schulorganisatorischen Möglichkeiten für den Standort bestehen. Unter anderem wurde hier die Möglichkeit als Gemeinschaftsschulstandort diskutiert.“ Die Möglichkeit einer GMS wird also „unter anderem“ erörtert. Das weckt Fragen: Wird hier nicht mit offenen Karten gespielt? Hat die auch von den Elternvertretern beklagte Hängepartie den unausgesprochenen Zweck, die Befürworter der Gemeinschaftsschule zu zermürben und der Schulform wegen der nach dem vierten Schuljahr abwandernden Schüler das Wasser abzugraben?

Das Regierungspräsidium reagiert darauf formal und Katja Lumpp erklärt: „Der Standort ist nur noch ein Grundschulstandort, und es liegt kein Antrag auf Einrichtung einer GMS vor.“ Auch daraus resultiere die Verzögerung, denn nun sei kein Übergang zu einer GMS, sondern nur eine Neugründung möglich. Das bedinge ein zeitaufwendiges Verfahren: „Dadurch wird es erforderlich, dass der Träger für diesen Standort erst eine Arbeitsgruppe mit Pädagogischem Personal zusammenführen muss, welches sich für den künftigen GMS-Standort bewerben will.“ Denn die Lehrer, die das Konzept erarbeitet haben, sind dann längst weg auf anderen Schulen.

„Hoher gymnasialer Bedarf“

Den Vorwurf des Taktierens weist Karin Korn, die Leiterin des Schulverwaltungsamtes, zurück: „Wir sind die Verwaltung, nicht die Politik. Wir arbeiten an der Umsetzung des Gemeinderatsbeschlusses. Allein das ist unsere Auftrag.“ Dass Dauer des Verfahrens begründet Kaiser doppelt: „Überlegen Sie einmal, was wir alles zu bearbeiten haben!“ Ansonsten sei das „ein ganz normaler Prozess, speziell für diesen Fall“. Zugleich verweist Kaiser „auf den hohen gymnasialen Bedarf“ in den Oberen Neckarvororten. Für die Gründung einer Gemeinschaftsschule müssten sich „mindestens 40 Schüler anmelden. Und wir wissen nicht, ob Eltern, die für ihre Kinder das Gymnasium anstreben, sich für eine GMS entscheiden würden“. Kaiser ergänzt: „Die Problematik ist, dass wir eine Unsicherheit bei den Zahlen haben.“ Das aber war schon vor knapp zwei Jahren so, als das Amt seine Pläne vorstellte: In den Bezirksbeiräten, den Neckar rauf, den Neckar runter.