Chiara Berstecher hat als Konditorin-Auszubildende der Backmanufaktur Treiber drei Wochen in einer Konditorei in London gelernt. Dort merkte sie, dass ihre englischen Kollegen viel mehr Butter und Zucker verwenden als die in ihrem Lehrbetrieb in Steinenbronn.

Steinenbronn - Chiara Berstecher hat gemerkt, dass Konditoren in England anders als in Deutschland arbeiten. Denn die 21-jährige Auszubildende von der Treiber Backmanufaktur in Steinenbronn hat drei Wochen lang in London gearbeitet. In einer kleinen Konditorei lernte sie dort ihr Handwerk von einer anderen Seite kennen. „Die Engländer haben viel mehr mit Butter und Zucker und weniger mit Mehl gebacken als wir das hier tun. Darum waren die Torten sehr süß“, erzählt sie. Bei einem Kuchen sei das so extrem gewesen, dass selbst die Engländer ihn nur verzehren wenn sie dazu Tee oder Kaffee trinken. „Solch einen Kuchen würde in Deutschland wohl niemand kaufen.“

 

Berstecher ist im zweiten Lehrjahr in der Treiber Backmanufaktur. „Mir gefällt an dem Beruf, dass ich kreativ sein kann und etwas mit meinen Händen schaffe.“ In der Berufsschule erfuhr sie davon, dass sie sich im Ausland weiterbilden kann. „Wir haben das bei ihr sofort befürwortet“, sagt ihr Chef Florian Schlink, der Produktionsleiter Konditorei bei Treiber. „Sie hat das Talent und die Freude an der Arbeit“, lobt Schlink. Also bewarb sich Berstecher und bekam einen der Plätze. Bevor es für sie in die Backstube ging, frischte sie eine Woche lang ihr Englisch in einem Sprachkurs in Birmingham auf. „Danach konnte ich mich gut verständigen.“ Chiara Berstecher lebte bei einer Gastfamilie und hatte nach der Arbeit Zeit, sich die Stadt anzusehen. „Ich bin mit dem Riesenrad London Eye gefahren und habe mir den Big Ben angesehen.“

Andere Vorstellungen von Hygiene

Bei der Arbeit waren nicht nur die Torten anders, sondern auch die Betriebe. „Es war eine ganz kleine Konditorei in London mit fünf Angestellten“, erzählt Berstecher. In der Backmanufaktur Treiber arbeiten dagegen inklusive der Fahrer etwa 100 Personen. Wer die Backstube in Steinenbronn betreten möchte, muss sich zuerst die Hände waschen und desinfizieren. Gleichzeitig werden die Schuhsohlen auf einem Gestell von unten gesäubert. „In der Konditorei in England haben sie nicht so viel Wert auf Hygiene gelegt. Die Tür von der Backstube nach draußen stand offen und sie haben während der Arbeit telefoniert oder auch gegessen.“ Einen Pausenraum gab es nicht und sie musste sich in einem engen Kellerraum umziehen. „Danach habe ich die große Umkleide hier in Steinenbronn schätzen gelernt“, sagt Berstecher.

Katharina Fischer, die Prokuristin der Backmanufaktur, hält es für wichtig, dass die Auszubildenden mal raus kommen. „Es ist gut, wenn sie mal etwas anderes sehen und einen Vergleich haben.“ Außerdem ist ihr wichtig, dass Berstecher und die anderen Auszubildenden so viel wie möglich in ihrer Lehrzeit mitnehmen. „Das prägt sie.“

Trends aus dem Ausland

Produktionsleiter Schlink schätzt, dass sie in London manches gelernt hat was ihr erst später klar werde und sie dann weiter bringen kann. „Das kommt alles wieder.“ Aus seiner Sicht ist Auslandserfahrung wichtig. „Die Trends kommen daher.“

Chiara Berstecher hat von ihren Londoner Kollegen mehrere Techniken gelernt, wie man Croissants von Hand rollt. Und sie weiß nun wie sie einen englischen Zitronenkuchen backt. „Der war auch gar nicht so süß.“ Möglich, dass die Kunden der Backmanufaktur Treiber diesen später mal probieren können. „Sie haben mir das Rezept mitgegeben“, verrät Berstecher.