Wegen eines geschützten Schmetterlings ist eine Wiese in Steinenbronn für einen Hundesportverein tabu. Eigentlich. Im Winter stören sie Hunde die Falter nicht.

Klima & Nachhaltigkeit: Judith A. Sägesser (ana)

Steinenbronn - Freude kommt nicht so richtig auf bei dieser Vorgeschichte. Im Herbst dieses Jahres hatte der Naturschutz dem Verein Hund und Mensch einen Strich durch die Rechnung gemacht. Die Wiese in Steinenbronn, auf der der Verein Hunde trainieren wollte, war zum Greifen nah. Dann: Im August hat ein Experte bei seinem zweiten Rundgang auf der Wiese neben dem Aktivspielplatz drei Wiesenknopf-Ameisenbläulinge gesichtet. Wem das auf Anhieb nichts sagt: Es handelt sich dabei um einen streng geschützten Schmetterling. Seinetwegen bekam der Verein Hund und Mensch eine Absage. „Das Ding war eigentlich vom Tisch“, sagt Heike Hänsel, die Vorsitzende. Eigentlich.

 

Im Winter hat der Naturschutz keine Bedenken

Zwischen November und Februar dürfen die Trainer nämlich dort doch mit jungen Hunden „sitz“, „platz“ und vieles mehr üben. In dieser Zeit „bestehen tatsächlich keine Bedenken seitens des Naturschutzes“, teilt Wiebke Höfer vom Landratsamt Böblingen mit. Deshalb hat der Verein nun die offizielle Genehmigung, winters, wenn kein Wiesenknopf blüht und kein Ameisenbläuling herumschwirrt, dort zu trainieren.

Heike Hänsels Freude ist verhalten. Sie sagt, es sei natürlich besser als nichts. Aber das war’s dann auch schon mit dem Enthusiasmus. Bisher halten die Trainer ihre Kurse auf einer kleineren Wiese am anderen Ende des Orts ab. Werde dort das ganze Jahr durchgeübt, sei die Wiese im Frühjahr eine Matschpiste. Weshalb der Verein froh ist, dass er wenigstens zwischen November und Februar die Wiese wechseln kann.

Das Hundetraining ist kein Saisonjob, auch im Winter ist Unterricht für die Vierbeiner angesagt. Vor allem für die Welpen und Junghunde. Bei ihnen kann die Erziehung nicht einfach ausgesetzt werden, weil draußen gerade Schnee liegt, erklärt die Vereinsvorsitzende Heike Hänsel.

Es gibt einen Aufnahmestopp

Der Verein habe 300 Mitglieder, von denen rund 70 aktiv seien. Zurzeit gibt es laut Hänsel einen Aufnahmestopp. „Wir nehmen gerade nur noch Hunde aus Steinenbronn oder Waldenbuch.“ Der Platz geht ihnen schlichtweg aus. Das ist auch der Grund, weshalb Hund und Mensch weiterhin „an einer großen Lösung“ arbeitet, wie Hänsel sagt. Der Verein sucht ein anderes Gelände, und zwar nicht erst seit gestern, sondern seit bald einem Jahrzehnt. Umso hoffnungsvoller blickten Hänsel und die anderen auf die Wiese neben dem Aktivspielplatz. Dass ihnen kurz vor knapp der seltene Schmetterling namens Wiesenknopf-Ameisenbläuling dazwischen geflattert ist, hängt ihr nach, sagt sie. „Es ist nach wie vor ein Frust.“