Ein leitender Mitarbeiter der Gemeinde Steinenbronn hat sich offenbar an Material vergriffen. Die Staatsanwaltschaft hat die Ermittlungen aufgenommen, der Mitarbeiter ist inzwischen nicht mehr im Dienst der Gemeinde.

Steinenbronn - Die Vorwürfe wiegen schwer: Ein leitender Mitarbeiter der Gemeinde Steinenbronn soll mehrere Hundert Liter Heizöl sowie Werkzeuge, darunter angeblich mehrere Kettensägen, seines Arbeitgebers entwendet haben. Das berichten gut informierte Personen aus Steinenbronn übereinstimmend. Der Schaden der Gemeinde allein für die Werkzeuge soll geschätzt 20 000 Euro betragen. Der Mitarbeiter soll bei einer Tat von einem Zeugen beobachtet worden sein. Derjenige, dem der mutmaßliche Diebstahl von Heizöl aufgefallen ist, habe die Polizei eingeschaltet. Gegen den Beschuldigten sei daraufhin zunächst nur Anzeige wegen des Diebstahls von Heizöl erstattet worden.

 

Die Polizei hat eine Streife nach Steinenbronn geschickt

Tatjana Wimmer, Sprecherin des für Steinenbronn zuständigen Polizeipräsidiums Ludwigsburg, bestätigt, dass Anzeige erstattet wurde. „Eine Streife ist dann nach Steinenbronn gefahren und hat den Mitarbeiter angetroffen“, sagt Wimmer. Der Polizeiposten Waldenbuch habe daraufhin die Ermittlungen wegen des Diebstahls von Heizöl und Werkzeugen aufgenommen. Der Vorfall ist bereits im September vergangenen Jahres geschehen und unserer Redaktion schon seit mehreren Monaten bekannt. Doch die Polizei bat die Presse darum, nicht darüber zu berichten, solange diese noch ermittelt. Andernfalls hätte ein Artikel die Arbeit der Polizei behindern können, heißt es.

Inzwischen ist die Staatsanwaltschaft Stuttgart in dem Fall zuständig – und bereits aktiv geworden. „Wir ermitteln wegen des Verdachts auf Diebstahl“, sagt deren Pressedezernent Jan Holzner auf Anfrage. Die Wohnung des Beschuldigten sei deshalb durchsucht worden. Nun müssten noch die Ergebnisse ausgewertet werden. Wie hoch der mögliche Schadensumfang ist, dazu kann Holzner aktuell noch nichts sagen, da die Ermittlungen nicht abgeschlossen sind. Unklar sei ebenfalls, was mit den mutmaßlich gestohlenen Dingen geschehen sei. Wenn der leitende Mitarbeiter der Gemeinde diese verkauft haben sollte, käme auch der Vorwurf des gewerbsmäßigen Diebstahls in Frage, sagt Holzner.

Es sind auch Kuriositäten aufgefallen

Gut informierte Kreise in Steinenbronn berichten, dass Mitarbeiter der Gemeinde eine Liste erstellt hätten mit allem, was der Beschuldigte dienstlich bestellt habe. Dabei sei auch Kurioses aufgefallen: Der Verbrauch von Spülmittel sei zum Beispiel höher als sonst üblich gewesen.

Steinenbronns Bürgermeister Johann Singer berichtet auf Anfrage, dass der Mitarbeiter nicht mehr im Dienst der Gemeinde tätig ist. Zu den Hintergründen könne er nichts sagen. „Das darf ich nicht, weil das eine Personalangelegenheit ist“, sagt Singer. Im Rathaus ist zu hören, dass dort durchaus bekannt ist, dass die Staatsanwaltschaft gegen einen früheren Mitarbeiter ermittelt. „Das ist aber nichts, was für die Öffentlichkeit bestimmt ist“, heißt es aus dem Rathaus.

Der Beschuldigte soll die Kündigung akzeptiert haben

Gut informierte Kreise in Steinenbronn sagen, dass die Gemeinde eine Sondersitzung im Rathaus im September allein wegen der Personalangelegenheit einberufen habe. Nach der Gemeindeordnung ist das Gremium für die Ernennung, Einstellung und Kündigung der Gemeindebediensteten zuständig. Letztlich soll der Beschuldigte die Kündigung akzeptiert haben. Er soll Ende September aus den Diensten der Gemeinde ausgeschieden sein.

Jan Holzner, der Pressedezernent der Staatsanwaltschaft Stuttgart, gibt einen Ausblick, wie es mit dem Fall weitergeht: „Die Ermittlungen gehen nun in Richtung der Schadenshöhe. Sie wird entscheidend dafür sein, um die Schuld beurteilen zu können.“ Wie viel Zeit dafür nötig sein wird, kann Holzner aktuell noch nicht abschätzen. Am Ende könne es zu einem Strafbefehl oder einer Anklage kommen.