Im Etterhof in Hemmingen eröffnet am Sonntag die neue Jahresausstellung. Heuer sind Originalstücke aus der 5000 Jahre alten Jungsteinzeit ausgestellt – die Schau beweist: die Menschen damals waren äußerst kreativ.

Hemmingen - Man sieht den Beilklingen ihr Alter gar nicht an. Nur an wenigen Stellen hat die Zeit ein wenig am grauen Stein genagt, und obwohl sie rund 5000 Jahre alt sind, sind die Klingen immer noch messerscharf. „Früher hat man damit das Holz gehackt und Hütten daraus gemacht“, erzählt Manfred Gutbrod, Vorsitzender des ortsgeschichtlichen Vereins in Hemmingen, und schwingt das Beil auf einen dicken Ast, von dem das Holz absplittert. Die Klinge, die er schwingt, ist aber nur aus Aluminium – eine Nachbildung. Zu wertvoll sind die drei Originalexemplare, die Gutbrod sicher hinter einer Vitrinenglasscheibe im Etterhof platziert hat.

 

In dem kleinen Museum beginnt am kommenden Sonntag, 5. März, die neue Jahresausstellung mit dem Titel „Das Neolithikum in Hemmingen und Umgebung“. Die Ausstellung widmet sich ganz der Jungsteinzeit im Strohgäu. Neben den drei Beilklingen werden viele weitere Gegenstände präsentiert, die Manfred Gutbrod selbst gefunden hat: überwiegend in Hemmingen und der näheren Umgebung.

Alles begann mit einem Zufall

Da ist zum Beispiel ein sogenannter Reibstein, ein großer, hellgrauer Brocken mit einer glatten Seite, auf der die Menschen früher Körner und Getreide mahlten. Der Stein zeigt noch deutliche Gebrauchsspuren. Gutbrod bezeichnet seinen Fund als „Traumstück“ – das er nur durch Zufall am Bachufer des Gaichelgrabens gefunden hat.

Überhaupt hat für den ehemaligen Technik- und Sportlehrer in den 1980er Jahren alles mit einem glücklichen Zufall seinen Anfang genommen. Schon immer habe er sich für das Leben der Vor-Vorfahren in Hemmingen interessiert, habe Bücher über die Steinzeit gelesen und sich schließlich entschieden, sich auf die Suche nach Überresten aus dieser Zeit zu machen. Auf dem Lattichäcker – einem Tümpel in der Nähe von Hemmingen – habe er gleich in der ersten Sekunde die Scherben eines uralten Gefäßes gefunden.

Rund dreißig Jahre später befinden sich viele weitere zerbrochene Stücke von alten Vasen und Behältern in den Vitrinen im Etterhof. Ein ungeschultes Auge, so Gutbrod, hätte in diesen Resten vermutlich nur gewöhnliche Steine gesehen. Wer aber ganz genau hinsieht, erkennt bei einigen dieser Fundstücke sogar Ornamente auf der Keramikoberfläche, die mit dem Fingernagel gemacht wurden.

Auch Bohrmaschinen gab es schon

Bereits die Menschen vor 5000 Jahren hatten offenbar ein Bewusstsein für Schmuck. Gutbrod zeigt auf einen sogenannten Rötelstein, auf dem sich kleine rote Steine befinden – Pulver in derselben Farbe ist auf der glatten Oberfläche verstreut. „Die Menschen haben sich mit dem Pulver geschminkt“, erklärt Gutbrod.

Nicht nur das Schminken gab es bereits in der Jungsteinzeit. Die Menschen bedienten auch Bohrmaschinen, deren Bohrer aus einem Rehknochen bestand. Eine Rekonstruktion, die Gutbrod von seinem Freund Wolf Kimmerle hat bauen lassen, steht auf einem Tisch in der Mitte des Ausstellungsraums und kann von den Besuchern ausprobiert werden. Es braucht ein wenig länger, aber mit Geduld durchbohre man damit sogar ein Stück Stein, so Gutbrod. Nach 30 Jahren Sammeln blickt er der Eröffnung seiner Ausstellung mit großer Freude entgegen.