Der Erste Landesbeamte des Rems-Murr-Kreises ist in der Nacht zum Samstag völlig überraschend an Herzversagen gestorben. Der 56-jährige Verwaltungsjurist war seit dem Jahr 2001 in dem Amt in Waiblingen tätig.

Manteldesk: Thomas Schwarz (hsw)

Waiblingen - Die Nachricht traf am Samstag alle völlig unvorbereitet. Bernd Friedrich, der Erste Landesbeamte und Stellvertreter des Rems-Murr-Landrates Richard Sigel, war in der Nacht zuvor völlig überraschend an Herzversagen gestorben. Der 56-Jährige aus Remseck (Kreis Ludwigsburg) hinterlässt seine Frau und drei Kinder. „Der plötzliche Tod von Bernd Friedrich reißt auch eine große Lücke im Landratsamt“, sagte Sigel. „Ich habe ihn vor allem als Mensch kennen und schätzen gelernt.“

 

Erst vor einer Woche hatte Friedrich, der den Koordinierungsstab Flüchtlinge leitete, in einem Interview mit dieser Zeitung über die Situation und anstehende Aufgaben des Landkreises gesprochen. „Wir können uns nicht zurücklehnen, es gibt genügend Aufgaben zu lösen, wie etwa die Anschlussunterbringung“, hatte Friedrich gesagt. Wie gewohnt hatte der Verwaltungsjurist die Aufgabe angepackt, die ihm im Sommer 2015 zugeteilt wurde, als die Zahl der ankommenden Flüchtlinge besonders groß war: unaufgeregt, pragmatisch und ruhig im Ton. Auf einigen Informationsveranstaltungen konnte er so zusammen mit Richard Sigel die Wogen glätten, die durch diffuse Ängste in der Bevölkerung aufgekommen waren.

Stellvertreter dreier Landräte

Bernd Friedrich trat im November 2001 das Amt des Ersten Landesbeamten im Landratsamt Waiblingen an. Zuerst kommissarisch, nachdem seine Vorgängerin im Unfrieden mit dem damaligen Landrat Horst Lässing aus dem Amt geschieden war. Der damals 41-jährige gebürtige Bremer übernahm zwei Referate in der Kreisverwaltung des Rems-Murr-Kreises, das Sozialreferat und die Abfallwirtschaft, welche zu jener Zeit ein heißes Eisen war.

„Er macht den Eindruck, dass er mit Herausforderungen gut zurechtkommt“, war die Einschätzung Lässings, als er Friedrich dem Kreistag vorstellte. Wenig später erfolgte der Wechsel an der Spitze des Landratsamtes: Von 2002 bis 2015 war Friedrich Stellvertreter von Johannes Fuchs, also über dessen komplette Amtszeit. „Entsprechend bestürzt waren meine Amtsvorgänger Horst Lässing und Johannes Fuchs, als sie von mir an Silvester über den Schicksalsschlag informiert wurden“, so Sigel, der Friedrich bereits aus seiner Referendarszeit in Waiblingen kannte. Friedrich kümmerte sich dort um deren Ausbildung.

Bernd Friedrich hatte in München Jura studiert, seine Referendarzeit in Stuttgart absolviert und das Zweite Staatsexamen abgelegt. Nach einer kurzen Tätigkeit als Rechtsanwalt trat er in den Staatsdienst ein, arbeitete für die Stadtverwaltung Ludwigsburg, das Staatsministerium zu Zeiten des Ministerpräsidenten Erwin Teufel, die Führungsakademie Baden-Württemberg und das Innenministerium, bevor er in den Rems-Murr-Kreis kam.

In seinem Wohnort Remseck (Kreis Ludwigsburg) war er für den CDU-Stadtverband aktiv. Er bekleidete einige Ehrenämter, so war er im Rundfunkrat des SWR, im Vorstand der evangelisch-methodistischen Kirchengemeinde Remseck und Mitglied der Bezirkssynode. Am Reformationstag hatte er eine viel beachtete Rede zum Reformationsjahr gehalten. „Das Jubiläumsjahr selbst, das ihm persönlich so wichtig war, darf er nun leider nicht mehr miterleben“, sagte Sigel. „Meine Gedanken und mein Mitgefühl – und das vieler Wegbegleiter in Kreispolitik und Kreisverwaltung – sind bei seiner Frau und seinen drei Kindern.“

Beileidsbekundungen aus dem gesamten Kreisgebiet

Im Rems-Murr-Kreis löste der plötzliche Tod Friedrichs große Betroffenheit aus. „Als langjähriger Begleiter der Städte und Gemeinden bei vielen kommunalen Themen und als zuständiger Dezernent für das Kommunalamt hinterlässt Friedrich eine große Lücke“, sagte der Welzheimer Bürgermeister Thomas Bernlöhr. Der Winnender Oberbürgermeister Hartmut Holzwarth erinnerte daran, dass Bernd Friedrich nach dem Amoklauf 2009 in Winnenden persönlich umfangreiche Hilfe geleistet hatte. „Das werden wir ihm nicht vergessen.“

Der Trauergottesdienst findet am Samstag um 11 Uhr in der Waiblinger Christuskirche statt. Im Landratsamt liegt ein Kondolenzbuch aus.