Lachyoga soll gute Laune bringen. Deshalb lachen sich Claudia Parisi und ihre Gruppe einmal in der Woche grundlos die Seele aus dem Leib. Das ist aber auch anstrengend, denn bis zu 300 Muskeln werden bei einem Lachvorgang aktiviert.

Stetten - Lautes Lachen füllt den Bewegungsraum der Schlossschule der Diakonie Stetten. Dazu Klatschen und Geschrei: „Ho, ho, ha, ha, ha, sehr gut, sehr gut, yeah“ schreien die Frauen und reißen die Arme nach oben. Jeden Freitag veranstaltet Claudia Parisi einen Lachyoga-Kurs. „Das ist eine einzigartige Möglichkeit, ohne Grund zu lachen“, sagt die Stettenerin.

 

Weltweit gibt es rund 6000 Lach-Clubs

Vier Damen sind diesmal zum Kurs gekommen. Die Zusammensetzung wechselt. Was gleich bleibt, sind die Elemente des Lachyogas, das 1995 von dem Arzt Madan Kataria ins Leben gerufen wurde. Mittlerweile gibt es weltweit rund 6000 Lach-Clubs in mehr als 70 Ländern. Lachyoga wird aber auch in Unternehmen, Fitness-Centern, Yoga-Studios, Zentren für Senioren, Schulen, Hochschulen, Universitäten, Kindergärten, Gefängnissen, Kliniken und Selbsthilfegruppen praktiziert. Lachyoga basiere auf der Tatsache, dass der Körper nicht zwischen künstlichem und echtem Lachen unterscheiden könne, sagt Claudia Parisi. „Lachen setzt Endorphine im Gehirn frei, kann die Stimmung in wenigen Minuten verändern, reduziert Stress und stärkt das Immunsystem.“

Lachen wirkt ansteckend

Lachyoga ist eine Kombination aus Klatsch-, Dehn- und Atemübungen, verbunden mit pantomimischen und schauspielerischen Einlagen, die zum Lachen anregen sowie kindlicher Verspieltheit. Claudia Parisi legt eine Spielszene fest. Die Frauen stehen morgens auf und greifen zur Lachcreme, die mit jedem Schmieren ungeahnte Heiterkeit erzeugt. Der Anblick der anderen, die in unsichtbare Tiegel greifen, und deren Gelächter, aber auch das eigene Lachen wirken ansteckend.

300 Muskeln werden aktiviert

Anstrengend ist es aber auch. Bis zu 300 Muskeln werden bei einem Lachvorgang aktiviert, die Sauerstoffversorgung wird erhöht. Das ständige Auf und Ab des Zwerchfells ist wie Jogging für den Organismus und Balsam für die Seele. Herzhaft lachen tue der Psyche, dem Körper und den Bronchien gut, sagt Claudia Parisi. „Es ist wie eine Generalüberholung.“ Madan Kataria wird mit den Worten zitiert: „Wir lachen nicht, weil wir glücklich sind – wir sind glücklich, weil wir lachen.“ Wer lacht, egal ob willentlich oder nicht, setze einen positiven Kreislauf in Gang, denn durch Blickkontakt und Gruppendynamik entstehe ein echtes Lachen, das sich verbreitet.

Die Lachyoga-Leiterin hat ihre eigenen Methoden, den Prozess anzustoßen. Die Lachkurbel ist eine davon. Zu zweit stehen sich die Frauen gegenüber, die eine dreht eine imaginäre Kurbel vor dem Bauch der anderen. Die Geschwindigkeit der Bewegung bestimmt die Frequenz des Gelächters. Eine Übung ist, über sich selbst zu lachen. „Das tut manchmal ganz gut“, sagt Claudia Parisi. Mit dem Finger zeigt sie auf sich und fängt an zu kichern. Die anderen tun es ihr nach. Sie fassen sich an den Kopf oder Nase und kriegen sich kaum mehr ein.

Die Teilnehmer reden in einer Fantasiesprache

Das Lach-Huhn, bei dem alle laut gackernd, die angewinkelten Arme wie Flügel schlagend, durch den Raum stolzieren, steigert den Heiterkeitsgrad noch. Ebenso wie die Übung in einer Fantasiesprache, bei der jede Teilnehmerin sinnloses Zeug brabbelt, mal leise, mal hysterisch laut. Lachyoga lehre, auch dann zu lachen, wenn es einem einmal nicht so gut geht, sagt Parisi. „Es gibt die Kraft bei widrigen Umständen eine positive Haltung zu bewahren.“

Die Teilnehmerinnen jedenfalls sind nach Lachyoga rundum positiv gestimmt: „Ho, ho, ha, ha, ha, sehr gut, sehr gut, yeah.“