Eine gemeinnützige Stiftung aus Stuttgart vermittelt seit Jahren Führungskräfte an Projekte in Dritteweltländer. Die Manager helfen den Verantwortlichen vor Ort dabei, die Projekte langfristig wirtschaftlich und nachhaltig zu führen.

Stuttgart - Jeder kennt die „Ärzte ohne Grenzen“. Die internationale Hilfsorganisation leistet seit mehr als 40 Jahren medizinische Nothilfe in Krisen- und Kriegsgebieten und erhielt dafür im Jahr 1999 sogar den Friedensnobelpreis. Doch wie können Fachkräfte aus der Wirtschaft einen Beitrag zur Armutsbekämpfung in Ländern der sogenannten Dritten Welt leisten? Die Stuttgarter Betriebswirtin Helene Prölß hat sich diese Frage bereits vor zehn Jahren gestellt und entwickelte daraus die Idee zu ihrer Stiftung „Manager ohne Grenzen“.

 

Keine klassische Entwicklungshilfe

Im Gegensatz zu vielen anderen Hilfsprojekten geht es dabei allerdings nicht darum, Spendengelder zu sammeln und in einzelne Projekte fließen zu lassen: „Wir betreiben keine klassische Entwicklungshilfe,“ betont Helene Prölß. „Vielmehr vermitteln wir Fach- und Führungskräfte aus Wirtschaftsunternehmen, die über einen festgelegten Zeitraum – drei Wochen bis maximal drei Monate – bei Hilfs- und Aufbauprojekten mitwirken.“ Die gemeinnützige Stiftung selbst nennt ihr Konzept „Hilfe durch Know-how-Transfer“. Dabei bringen erfahrene Manager ihr über Jahre gesammeltes Wissen in die Projekte ein – als Spezialisten auf Zeit. „Wir wollen den Projekten Impulse zur Weiterentwicklung und Selbsthilfe gegeben,“ sagt Prölß.

Alles ist auf Nachhaltigkeit ausgelegt. So errichten die Führungskräfte eine Rinderfarm in Äthiopien nicht etwa mit ihren eigenen Händen, sondern vermitteln den Verantwortlichen in Afrika die notwendigen Fachkenntnisse, um die Farm auf Dauer wirtschaftlich erfolgreich zu führen. „Viele der Projekte, mit denen man sich an uns wendet, sind bereits angelaufen, weisen aber immer wieder einen erheblichen Optimierungsbedarf auf – beispielsweise bei der Qualitätssicherung,“ erklärt die Gründerin. „Wir prüfen dann intern, ob das Projekt insgesamt überhaupt zukunftsfähig ist und in welchen Bereichen optimiert werden muss. Anschließend wählen wir einen Manager aus unserem Pool aus, dessen Kompetenzen zu den zuvor genau definierten Aufgaben passen.“

Hohe Ansprüche an Bewerber

Momentan begleitet und fördert „Manager ohne Grenzen“ weltweit 30 Projekte. Der Pool an potenziellen Interessenten aus der Wirtschaft umfasst knapp 1200 Führungskräfte, allerdings sind davon im Schnitt jeweils nur etwa zehn Manager bei den Projekten im Einsatz. Sie arbeiten ehrenamtlich in den ärmsten Ländern der Welt – einzig die Unterkunft und die Verpflegung werden von den Projektverantwortlichen gestellt. „Uns erreichen immer mehr Bewerbungen von langjährigen Führungskräften, die nach einer sinnstiftenden Tätigkeit suchen, sich eine Auszeit vom Berufsalltag nehmen und etwas Neues erleben möchten,“ so Prölß.

Doch längst nicht jeder eignet sich für den anspruchsvollen Projekteinsatz in Entwicklungsländern. Um als „Manager ohne Grenzen“ tätig zu sein, müssen die Führungskräfte einiges an Erfahrungen mitbringen. Sie treffen in einer unbekannten Umgebung auf Missstände, ungewohnte soziale Strukturen, Armut sowie eine Vielzahl weiterer Herausforderungen – und müssen ihr Fachwissen dennoch koordiniert einbringen. Die Manager müssen deshalb einen zweitägigen Vorbereitungskurs durchlaufen, bevor sie überhaupt in einem der Projekte aktiv sein können.

Manager als Mentoren für Studenten

Derzeit befindet sich eine Managerin in Ghana, um einem Projekt aus dem Produktionssektor bei der eigenständigen Refinanzierung zur Seite zu stehen. In Nepal unterstützt „Manager ohne Grenzen“ den Anbau von Tee und in Liberia ein Solarenergieversorgungsprojekt. Aber auch der Bau von Schulen und weiterführenden Bildungseinrichtungen gehört zum Portfolio der 2009 gegründeten Stiftung.

Seit einiger Zeit können neben Führungskräften auch Studenten ihr soziales Engagement bei „Manager ohne Grenzen“ unter Beweis stellen. Im Tandemverfahren begleiten sie einen Manager bei seinem Projekteinsatz und sammeln so früh wertvolle Erfahrungen für ihren weiteren beruflichen Werdegang.