Mehr Platz für kreative Köpfe will die Firma Stihl schaffen. Deshalb erweitert sie das Entwicklungszentrum am Standort Waiblingen. Zudem entsteht dort ein neues Lager für die Produktionslogistik. Die Gesamtkosten liegen bei 65 Millionen Euro.

Waiblingen - Mehr Raum für die Kreativität – und auch für die Kulinarik: Denn nicht nur das Entwicklungszentrum der Firma Stihl in Waiblingen-Neustadt wird für rund 25 Millionen Euro erweitert, sondern auch der Speisesaal für die Mitarbeiter. Das verriet der Betriebsratsvorsitzende Udo Salomon gestern Mittag bei der Feier zum ersten Spatenstich auf dem Firmengelände. Neben den Arbeitsplätzen sei der Speisesaal der zweitwichtigste Ort im Unternehmen, sagte Salomon, denn es gelte die Devise: „Wer gut schafft, soll auch gut essen.“ Und wer weiß – so manche geniale Idee ist den Entwicklern der Firma Stihl vielleicht nicht am Labor-, sondern am Mittagstisch gekommen, bei Maultaschen oder Chop Suey.

 

Der beste Beweis dafür, dass die hausinternen Entwickler in den vergangenen Jahren am Markt erfolgreiche neue Produkte ausgetüftelt haben, ist nach den Worten des Stihl-Vorstandsvorsitzenden Bertram Kandziora der nun begonnene Erweiterungsbau des vor zehn Jahren eingeweihten Entwicklungszentrums. Anfangs waren dort 370 Mitarbeiter tätig, inzwischen seien es 500 – Tendenz steigend.

Platz für die Entwicklung umweltfreundlicher Geräte

„Hier in Waiblingen schlägt das Herz unserer Entwicklungsarbeit“, so formulierte es der Gesellschafter der Stihl Holding, Nikolas Stihl. Mit dem Erweiterungsbau, in dem Büros, Werkstätten, Labors, ein Konferenzbereich und ein begrünter Innenhof Platz finden, beseitige das Unternehmen nicht nur Kapazitätsengpässe, sondern schaffe auch die nötigen Voraussetzungen für weiteres Wachstum. So will die Firma den neu hinzugewonnenen Platz beispielsweise auch für die Entwicklung umweltfreundlicher Elektro- und Akkuprodukte nutzen.

Der Umwelt zugute kommt auch das gasbetriebene Blockheizkraftwerk, das vom kommenden Jahr an zur Energieversorgung des Werks beitragen soll. Das rund vier Millionen Euro teure Blockheizkraftwerk werde den Primärenergieverbrauch erheblich reduzieren, heißt es vonseiten der Firma Stihl. In den Sommermonaten werde mit einer Absorptions-Kältemaschine aus der Wärme des Kraftwerks Kälte erzeugt, die dann zur Kühlung der Produktion eingesetzt wird.

40 Millionen Euro für ein Lager für die Produktionslogistik

Die Zuversicht des Waiblinger Unternehmens zeigt sich auch darin, dass es gestern gleich noch den offiziellen Startschuss für ein weiteres Projekt gegeben hat: den Bau eines hochmodernen Gebäudes für die Produktionslogistik mit einem Multifunktionslager und einem automatisierten Hochregallager. Die Kosten dafür beziffert die Firma mit mehr als 40 Millionen Euro.

Die Produktionslogistik wird, wenn alles glatt läuft, in voraussichtlich zwei Jahren von ihrem bisherigen Standort im Ludwigsburger Werk fünf nach Waiblingen-Neustadt und damit in die unmittelbare Nachbarschaft zur Fertigung und Montage verlagert. Durch diesen Schritt wolle man die Wettbewerbsfähigkeit des Produktionsstandorts Waiblingen nachhaltig verbessern, erklärte Nikolas Stihl: „Mit einer leistungsfähigeren Produktionslogistik und der unmittelbaren Nähe zu unserer Montage werden wir eine noch schnellere Marktversorgung gewährleisten können.“

Gut angekommen ist das Bekenntnis zum Standort Waiblingen beim Oberbürgermeister der Stadt, Andreas Hesky, der den Tag des Spatenstichs als „einen Freudentag“ für die Firma Stihl und für die Stadt Waiblingen bezeichnete. Denn das Unternehmen sichere vielen Familien in der Stadt ein Einkommen und sei obendrein der größte Gewerbesteuerzahler.

Zwei Neubauten am Standort Waiblingen-Neustadt

Entwicklung
Vor zehn Jahren hat die Firma Stihl ihr Entwicklungszentrum in Waiblingen-Neustadt eingeweiht. Als Gast war im Jahr 2004 der damalige Bundeskanzler Gerhard Schröder mit von der Partie. Der Bau des Entwicklungszentrums kostete 40 Millionen Euro – die nach den Angaben der Firma bis zu diesem Zeitpunkt größte Einzelinvestition in der Firmengeschichte. In das 2004 fertiggestellte Gebäude zogen insgesamt 370 Entwickler ein.

Erweiterung
Mittlerweile sind 500 Mitarbeiter im Entwicklungszentrum tätig. Der Erweiterungsbau schafft künftig auf einer Fläche von rund 11 000 Quadratmetern Platz für 180 weitere Arbeitsplätze. Die Kosten für den Erweiterungsbau liegen bei ungefähr 25 Millionen Euro. In zwei Jahren soll der Bau fertig sein.

Produktionslogistik
Das zweite Bauprojekt ist ein Multifunktionslager samt automatisiertem Hochregallager. Es ersetzt ein Lager in Ludwigsburg. In den Neubau für die Produktionslogistik mit einem Bruttorauminhalt von 185 000 Kubikmetern investiert Stihl mehr als 40 Millionen Euro. Die Firma hofft, dank der Verlagerung Transporte und somit Logistikkosten verringern zu können.