Der Waiblinger Hersteller für Motorsägen und Heckenscheren legt in fast allen Regionen der Welt zu – auch in Deutschland, freut sich Stihl-Chef Bertram Kandziora.

Waiblingen - Bertram Kandziora ist mit der Entwicklung der Stihl-Gruppe zufrieden. Der Motorsägenhersteller habe im vergangenen Jahr sowohl beim Umsatz als auch beim Absatz Rekordwerte erreicht, sagte der Stihl-Chef bei der Vorlage der Bilanz in Waiblingen. Weltweit habe das Familienunternehmen Marktanteile hinzugewonnen. Und auch das Ergebnis hat sich wesentlich verbessert, deutete der Stihl-Chef an. Im laufenden Jahr soll es weiter aufwärts gehen. Kandziora prognostiziert einen moderaten Zuwachs – trotz der internationalen Krisen. Erstmals seit vielen Jahren erwartet er keine negativen Währungseffekte.

 

Im vergangenen Jahr stieg der Umsatz um knapp sechs Prozent auf beinahe drei Milliarden Euro. Ohne Wechselkurseinflüsse hätte der Zuwachs gar bei fast neun Prozent gelegen. Knapp 90 Prozent des Umsatzes erzielt das Unternehmen im Ausland. Die Zahl der Mitarbeiter wuchs um gut 500 auf knapp 14 300 Beschäftigte. Im deutschen Stammhaus sind mehr als 4200 Beschäftigte tätig (plus 105).

Auch in Deutschland legt Stihl zu

In beinahe allen Regionen der Welt konnte der Motorsägenhersteller zulegen, auch im deutschen Markt seien deutliche Umsatzsteigerungen erzielt worden. Stihl verkauft seine Produkte ausschließlich über den Fachhandel; rund 3000 Verkaufsstellen gibt es in Deutschland. Vor eineinhalb Jahren hat Stihl erstmals einen Obi-Markt beliefert. Wenn der Baumarkt die Kriterien der Waiblinger bezüglich Beratung, Einweisung der Kunden und Service erfülle, „können wir ihn nicht abweisen“, erläutert Vertriebsvorstand Norbert Pick. Zunächst führte ein Obi-Markt in Berlin Stihl-Produkte, mittlerweile sind Märkte in Hannover, München und Göppingen dazu gekommen. In der Pfalz gebe es zudem einen Hornbach-Standort mit Motorsägen und Heckenscheren der Waiblinger. „Die Zahl der Baumärkte bleibt überschaubar“, ist Pick überzeugt.

Anhaltend schwach sei dagegen die Nachfrage aus Russland, vor der Krise der zweitwichtigste Markt für die Waiblinger. „Die Lager in Russland sind voll“, so Kandziora. Die Händler in dem Riesenreich agierten vorsichtig und verkauften zunächst Bestände. Die Folge sei, dass Stihl seine Absatzplanungen auch 2015 deutlich nach unten korrigiert hat. Der Einbruch sei dabei weniger auf die EU-Sanktionen als vielmehr auf den Rubelkurs, der sich inzwischen wieder etwas stabilisiert habe, zurückzuführen. Konkreter wollte Kandziora nicht werden; belastbare Aussagen gebe es erst im zweiten Halbjahr. Dennoch gibt er sich zuversichtlich. Seit kurzem hat Stihl eine eigene Vertriebsgesellschaft in Russland. „Wir sind in Russland gut aufgestellt und sehen dort ein enormes Potenzial“, so Kandziora.

In der Schweiz fertigt Stihl Ketten

Wenig Probleme hat der Stihl-Chef damit, dass die Schweizer die Bindung ihres Franken an den Euro Ende vergangenen Jahres aufgegeben haben. Seitdem hat die Schweizer Währung deutlich aufgewertet, worunter die Exporteure der Alpenrepublik leiden. Stihl fertigt in der Schweiz alle Ketten für die Stihl-Geräte; 900 Mitarbeiter sind dort tätig. Kandziora: „Das war unschön, weil die Abwertung schlagartig kam“. Stihl sei aber nicht signifikant betroffen. Denn auch der US-Dollar und der chinesische Renminbi hätten in ähnlicher Größenordnungen, wenn auch über einen längeren Zeitraum aufgewertet. „Wir machen nun das eine oder andere Preiszugeständnis“, so Kandziora. „Das hat bisher ziemlich gut funktioniert“. Von den Mitarbeitern hat Stihl – im Gegensatz zu einigen Schweizer Unternehmen – kaum Zugeständnisse gefordert. Die Lohnerhöhungen in der Schweiz seien allerdings etwas niedriger ausgefallen – „aber das war eher symbolisch“, so Kandziora.

Seit kurzem nutzen die Waiblinger auch ganz moderne Roboter in der Produktion. Diese Roboter arbeiten ohne weitere Schutzmaßnahnen Hand in Hand mit Menschen zusammen. Möglich ist dies, weil die Roboter mit einer Vielzahl von Sensoren ausgestattet sind und selbst stoppen. In den USA würden solche Roboter bereits in der Serienproduktion eingesetzt; in Deutschland sei man noch nicht ganz so weit. Doch liefen noch die Pilotprojekte. Stihl habe beinahe mit allen großen Roboterherstellern Entwicklungspartnerschaften.