Das Waiblinger Unternehmen Stihl knackt erstmals die Drei-Milliarden-Marke. Der steigende Umsatz ist vor allem Produkten für Privatleuten zu verdanken.

Wirtschaft: Ulrich Schreyer (ey)

Waiblingen - Der Waiblinger Sägen- und Gartengerätehersteller Stihl will auch 2016 an die steigenden Umsätze der Vorjahre anknüpfen. Im ersten Quartal sei der Umsatz um vier Prozent gestiegen, sagte der Vorstandsvorsitzende Bertram Kandziora. Er gab zwar keine Umsatzprognose für das laufende Jahr ab, wies aber darauf hin, das Unternehmen wolle den Umsatz im Schnitt jedes Jahr um fünf Prozent steigern. Dies ist eine eher vorsichtige Vorhersage. Tatsächlich erreicht Stihl in der Regel ein größeres Wachstum. So auch im vergangenen Jahr: 2015 stieg der weltweite Umsatz in der Unternehmensgruppe um fast neun Prozent auf 3,25 Milliarden Euro und lag damit erstmals über der Drei-Milliarden-Marke.

 

Immer wichtiger werden für Stihl Produkte für Privatleute. Dabei handelt es sich vor allem um Geräte für die Gartenarbeit. Dieser Markt ist für das Waiblinger Unternehmen der Wachstumstreiber. Der Absatz bei Profis, die etwa Motorsägen zum Baumfällen kaufen, stagniert dagegen. Dort werde es auch in Zukunft kaum Wachstum geben, meinte Kandziora. Noch vor einigen Jahren brachten Profiprodukte und Angebote für Privatleute etwa die Hälfte des Umsatzes. Inzwischen dürfte die Nachfrage von Privatleuten die der Profis übertreffen. Genaue Zahlen hierzu wurden nicht genannt. Immer bedeutsamer wird für Stihl deshalb das Ausland, in Waiblingen werden nur Geräte für Profis hergestellt. Dies bedeutet aber nicht, dass dort Arbeitsplätze abgebaut werden. Für den Firmensitz gibt es einen Vertrag zur Standortsicherung, der noch bis 2020 läuft. Wegen der geringeren Kosten werden Geräte für Privatleute eher im Ausland produziert.

Stärkstes Wachstum in Nordamerika

Regional gesehen wächst Stihl in Nordamerika am stärksten. Dort zielt das Unternehmen bereits seit Jahren ein zweistelliges Wachstum. Diese Region trägt etwa ein Drittel zum Umsatz der gesamten Gruppe bei. In Nordamerika habe Stihl Marktanteile gewonnen, sagte Vertriebsvorstand Norbert Pick. Ein weiteres Drittel kommt aus Europa ohne Deutschland. Etwa 90 Prozent des Umsatzes erzielt Stihl im Ausland. In Asien, das etwa zehn Prozent zum Umsatz beiträgt, rechnet Kandziora auch für dieses Jahr mit einer Stagnation. Dabei machten sich auch die Bremsspuren der Wirtschaft in China bemerkbar. Eingebrochen ist für Stihl der Markt in Russland, der schon im vergangenen Jahr geschrumpft war. Mit einer Erholung rechnet das Unternehmen auf dem russischen Markt bestenfalls mittelfristig. Zulegen konnte Stihl im vergangenen Jahr dagegen in Deutschland. Dieser Trend setzt sich im laufenden Jahr, auch dank Akku-Produkten und Roboterrasenmähern der Tochter Viking im österreichischen Kufstein, fort.

Einen wachsenden Markt sieht Stihl bei mit Akkus ausgestatteten Geräten. Diese werden vor allem von Privatleuten verwendet. Dieses allerdings noch kleine Segnmet entwickelt sich nach den Worten von Kandziora gut. Bis jetzt tragen Akku-Geräte etwa fünf Prozent zum Umsatz bei. Dabei kauft Stihl etwa die Akkus und die Motoren zu, auch weil die Stückzahlen zumindest bis jetzt sehr klein seien.

Kräftig investieren

Auch im laufenden Jahr will das Unternehmen wieder kräftig investieren. Eine Zahl für die Höhe der Investitionen wollte Kandziora aber nicht nennen. Sie würden aber erneut über den Abschreibungen liegen, meinte der Vorstandsvorsitzende. Im vergangenen Jahr war mit 235 Millionen Euro soviel investiert worden wie nie zuvor in einem einzelnen Jahr in der Geschichte des Unternehmens. Etwas mehr als ein Drittel dieser Investitionen entfielen auf das deutsche Stammhaus, das im wesentlichen den Firmensitz in Waiblingen und eine Logistikniederlassung in Ludwigsburg sowie ein Werk in Prüm in der Eifel umfasst. Knapp zwei Drittel wurden für Tochtergesellschaften in Deutschland und im Ausland ausgegeben. In Waiblingen waren in diesem März beispielsweise das Entwicklungszentrum erweitert und eine neue Produktionslogistik in Betrieb genommen worden. Beides zusammen kostete etwa 90 Millionen Euro. Bereits im Januar war bei einer Tochtergesellschaft auf den Philippinen eine neue, 40 Millionen Euro teure, Produktionsstätte eröffnet worden. Die Abschreibungen im vergangenen Jahr wurden auf 149 Millionen Euro beziffert. Zum Gewinn macht das Unternehmen traditionell keine Angaben. Kandziora erklärte jedoch, alle Investitionen würden „grundsätzlich mit eigenen Mitteln finanziert“. Die Eigenkapitalquote liege bei fast 70 Prozent der Bilanzsumme. Die Zahl der Mitarbeiter ging im vergangenen Jahr in der Gruppe leicht auf 14 245 Beschäftigte zurück. Davon arbeiteten 4180 im Stammhaus. An diese wurde eine Erfolgsprämie in Höhe von 50 Prozent eines Monatsgehalts, jedoch mindestens 1350 Euro, bezahlt. Mitarbeiter, die mit Genussrechten am Unternehmen beteiligt sind, erhielten für diese wieder einen Zinssatz von zehn Prozent.