Man kann an der „Stirb langsam“-Serie Entwicklung, Beschleunigung und vielleicht auch Niedergang des Actionkinos in den letzten 25 Jahren ablesen. Bruce Willis als John McClane wütet in der Fortsetzung der Actionfilmreihe diesmal mit seinem Sohn herum.

Stuttgart - Wir sehen den Helden zunächst gar nicht, nur die Rückseite einer Schießscheibe, die von Kugeln zerfetzt wird. Bruce Willis alias John McClane ballert sich sozusagen zu uns durch! „Immer noch gut für’n alten Mann“, lobt ein Kollege, und John erwidert etwas Alles-schon-gesehen-ach-die-alten-Zeiten-mäßiges, so murmelig, als wäre er beim Casting für „Sprich langsam – Teil 1“ und nicht im fünften Teil der „Stirb langsam“-Actionserie. Aber dann muss John eben doch noch mal ran respektive nach Moskau, wo sein Sohn Jack (Jay Courtney) in Schwierigkeiten steckt.

 

Wie? Noch nie von McClanes Sohn gehört? Macht nichts, der Vater scheint auch nichts Genaueres zu wissen. Er konnte sich wegen seiner „Stirb langsam 1 bis 4“-Aktivitäten, wie er später sagen wird, nicht um seinen Sprössling kümmern, versucht aber nun, das wiedergutzumachen. So platzt er nichts ahnend in eine große Verfolgungsjagd und versaut fast die Flucht seines Sohnes, der gerade einen Oligarchen (Sebastian Koch) aus dem Gefängnis befreit hat. Jack arbeitet inzwischen für die CIA, sodass sich auf der Leinwand nun eine Vater-Sohn-Koalition mit großem Wer-schießt-besser-Konkurrenz-Anteil austobt.

Man könnte mit Ideologiekritik kommen

Man kann an der „Stirb langsam“-Serie Entwicklung, Beschleunigung und vielleicht auch Niedergang des Actionkinos in den letzten 25 Jahren ablesen. Der erste, 1988 entstandene Film kümmert sich noch um den Helden und dessen Probleme, bereitet seine in einem Hochhaus spielende Story sorgfältig vor, und wenn er die physikalischen Gesetze auch dehnt, er bricht sie nie ganz. Der 1990 gedrehte Nachfolger lärmt auf dem Washingtoner Flughafen herum, macht dabei viel mehr Krach und lässt sich nur noch ungern von der Schwerkraft auf den Boden zurückholen. Im dritten Teil von 1995 wird ganz New York zum Schauplatz von Flügen, Stürzen, Detonationen, mittendrin ein Held, der unzerstörbar wirkt. Im vierten, nach langer Pause erst 2007 gedrehten Teil versucht sich Bruce Willis als Actionarbeiter gegen kühle Elektronik-Gangster zu behaupten. Nun, in diesem fünften Teil, wird McClane zur Cartoonfigur degradiert und die Serie sprengt sich fortwährend selber in die Luft.

Man könnte diesem Film, in dem Hollywood den bösen russischen Feind reaktiviert, mit Ideologiekritik kommen, es wäre aber zu viel der Ehre. Eigentlich kann man die plump-dumme Action-Show, in der ein Monstertruck blechspritzend durch Moskaus Straßen pflügt und ein Kampfhubschrauber in die immer noch virulente Atomzentrale Tschernobyl kracht, nur beschimpfen. Sie kommt quasi ohne Drehbuch aus, dröhnt sich dafür mit martialischem Soundtrack zu. Und der Dialog? „Runter!“, „Weiter!“ oder „Raus hier!“ sind die anspruchsvolleren Sätze. Echt grausam wird es, wenn John in einer Ballerpause zu Jack sagt: „Ich hab dich lieb.“ Und Bruce Willis? Der spielt so, als schaue er sich selber zu und könne nicht recht begreifen, wie er in dieses Film-Desaster geraten konnte.