Reinhold Festge, Präsident des Maschinenbauverbands VDMA, freut sich, dass Wirtschaftsminister Sigmar Gabriel wieder in den Iran reist. Denn er sieht bereits Enttäuschungen bei den iranischen Geschäftspartnern.

Berlin - Der Maschinenbau-Präsident Reinhold Festge lobt Bundeswirtschaftsminister Sigmar Gabriel (SPD) dafür, dass er bereits zum zweiten Mal mit einer großen Wirtschaftsdelegation in den Iran reist. „Mir gefällt, dass der Wirtschaftsminister Wort gehalten hat“, sagt Festge im Gespräch mit dieser Zeitung. Gabriel reiste im Juli vergangenen Jahres nach der Vereinbarung über das Atomabkommen als erster westlicher Spitzenpolitiker in den Iran. Er habe damals versprochen, dass er wegen der Bedeutung des Landes für die deutsche Wirtschaft bald wiederkomme. Das sei ein wichtiges Signal, sagt Festge. Die Reise sei notwendig.

 

Der Präsident des Verbands Deutscher Maschinen- und Anlagenbau (VDMA) hatte schon früh vor zu großer Euphorie im Iran-Geschäft gewarnt, allmählich steigt nun die Frustration. „Die Iraner wollen uns“, sagt der VDMA-Präsident. Für die deutsche Wirtschaft gehörte das Land noch zu Zeiten des Schahs zu den wichtigen Exportmärkten. Noch immer hätten die deutschen Unternehmen einen hervorragenden Ruf im Iran, meint Festge. Aus seinen letzten Kontakten wisse er aber, dass es auch auf iranischer Seite erste Anzeichen von Enttäuschungen gibt. Nachdem der Streit über das iranische Atomprogramm gelöst worden ist, sind zwar die wichtigsten Sanktionen weggefallen. Dennoch gehe es aus Sicht der deutschen und der iranischen Wirtschaft nur langsam voran.

Nachholbedarf bei Investitionen

Der Öl-Förderstaat habe bei Investitionen einen enormen Nachholbedarf, sagt Festge. Ob Ausbau der Verkehrswege, die Erneuerung von Ölförderanlagen oder den Bau von Wasserleitungen. „Es gibt einen riesigen Stau an Projekten“, so der VDMA-Präsident. Dennoch beobachtet er, dass die iranischen Gesprächspartner ungeduldig werden. „Die Iraner sind enttäuscht von der mangelnden Aufbruchstimmung in Deutschland“, sagt Festge. Nachdem im Januar 2016 die wichtigsten Strafmaßnahmen aufgehoben worden sind, herrschte zunächst große Euphorie. Seither gehe es nur langsam voran. Das größte Problem für die deutsche Wirtschaft im Iran sind die unzureichenden Kapazitäten an exportbegleitenden Finanzdienstleistungen. Aus Festges Sicht, dessen Maschinenbauunternehmen Haver & Boecker in Oelde/Münsterland seit Jahrzehnten Geschäftsbeziehungen in das Land unterhält, sei der Iran ein zuverlässiger Partner. Seine Kunden hätten immer bezahlt, berichtet der Verbandspräsident.

Sorgen bereitet den deutschen Unternehmen, dass viele europäische Banken noch immer mit der Finanzierung von Geschäften zögern. Grund dafür ist, dass unter anderem die Commerzbank und die Deutsche Bank in der Vergangenheit empfindliche Strafen zahlen mussten, weil sie gegen die US-Sanktionen verstoßen hatten. Obwohl die meisten Sanktionen inzwischen aufgehoben wurden, befürchten deutsche Kreditinstitute, die in den USA vertreten sind, noch immer Nachteile.

Die Finanzlage hat sich verschlechtert

Unter den Maschinenbauern sind die Erwartungen an das Iran-Geschäft groß. Der Staat am Persischen Golf kaufe jährlich auf dem internationalen Markt Maschinen im Wert von fünf bis sechs Milliarden Euro ein. Auf die deutschen Unternehmen entfallen derzeit etwa 550 Millionen Euro. Festge hält in den nächsten Jahren eine Verdoppelung des Geschäfts für realistisch. Nach Meinung des VDMA-Chefs bräuchten viele Unternehmen aber noch Zeit. „Das wird keine Verkaufsreise, sondern es geht um die Anbahnung von Geschäften“, sagt Festge. Wegen der gesunkenen Ölpreise habe sich die Finanzlage des iranischen Staats verschlechtert. Umso wichtiger sei es, dass schnell Finanzierungsinstrumente zur Verfügung stünden.