Zurück im Institut liest Wolfgang Fiedler Zozus Senderdaten aus dem Empfänger. „Nun haben wir insgesamt 249 414 Koordinaten von ihr.“ Er freut sich, denn nun lässt sich auch der Flug der letzten Tage genau rekonstruieren. Die bisherigen Daten müssen an der einen oder anderen Stelle vervollständigt werden. So ist Zozu an der spanisch-französischen Grenze keine größere Strecke über das Mittelmeer geflogen, wie die damals per Mobilfunk empfangenen Daten nahelegen. Vielmehr folgte sie, wie es sich für einen Storch gehört, über Land der Küstenlinie – der Thermik wegen.

 

Von welchem Storch ist Fiedler am meisten beeindruckt? Die Antwort kommt prompt: „Von Ziegentom, das war der verrückteste.“ Geboren wurde er 2014 in Bayern, und zwar an einer für Störche wichtigen Grenze: Hier scheiden sich die Ost- von den Westziehern. Dabei kann es sogar bei Geschwistern vorkommen, dass ein Vogel über die Ostroute via Israel nach Afrika zieht und der andere über die Westroute via Gibraltar. „Ziegentom ist im ersten Jahr die Westroute nach Spanien geflogen und 2016 dann über die Ostroute nach Afrika“, berichtet Wolfgang Fiedler.

Dort ist er vom Tschad aus über die Sahara wieder nach Norden geflogen und von Tunesien an der Mittelmeerküste entlang nach Algerien. Nach einem längeren Aufenthalt ging es über die Sahara wieder Richtung Süden bis nach Tansania. Dort allerdings nahm die lange Reise kürzlich ein tragisches Ende: „Ziegentom ist offensichtlich vergiftet worden“, berichtet Fiedler. Das komme in diesem Land wohl gar nicht so selten vor: Die vergifteten Tiere werden anschließend verzehrt.