Die Kriminalität in der Stadt hat entgegen des Landestrends zugenommen. Einen Grund für eine Videoüberwachung des Bahnhofs sieht die Polizei indes nicht. Ihr bereitet ein anderes Thema Sorgen.

Bietigheim-Bissingen - Die Kriminalität in Bietigheim-Bissingen hat zugenommen, aber nicht so stark, dass man eine Videoüberwachung am Bahnhofsplatz einführen muss – so könnte ein Fazit des Polizeiberichts lauten, den der Leiter des Polizeireviers Bietigheim-Bissingen, Guido Passaro, am Dienstagabend im Bietigheimer Gemeinderat vorgestellt hat. Der Bericht war vor allem von der SPD-Fraktion lange erwartet worden, denn sie hatte im Februar einen Antrag eingebracht, zu prüfen, ob eine Videoüberwachung des Bahnhofsplatzes möglich und nötig sei. Hintergrund des Antrags waren unter anderen die Geschehnisse in der Kölner Silvesternacht 2015 sowie die brutale Trittattacke in einem Berliner U-Bahnhof Ende 2016.

 

„Es ist klar, der Bahnhof ist ein Knotenpunkt, und es gibt auch immer mal wieder Probleme in mancher Bahnhofskneipe, aber wir sind noch sehr weit davon entfernt, dass der Bahnhof ein Kriminalitätsschwerpunkt ist“, sagte Passaro auf Nachfrage. Zudem sei eine solche Überwachung sehr kostenintensiv, da die Aufnahmen im Schichtbetrieb verfolgt werden müssten. Kriminalitätsschwerpunkte in Baden-Württemberg, bei denen die Polizei in der Vergangenheit Videoüberwachung eingesetzt hatte, waren beispielsweise der Rotebühlplatz in Stuttgart sowie der Bahnhof in Böblingen.

Dennoch habe die Kriminalität in Bietigheim-Bissingen im Vergleich zum Vorjahr „moderat“ zugenommen, in manchen Bereichen jedoch auch „eklatant“, laut Passaro. Bei den Straftaten insgesamt beispielsweise habe es eine Steigerung um fünf Prozent auf 4057 Fälle im Jahr 2016 gegeben. Bietigheim liegt damit entgegen dem Trend: Sowohl in ganz Baden-Württemberg als auch im Einzugsgebiet des Polizeipräsidiums Ludwigsburg nahm die Zahl der Straftaten im vergangenen Jahr leicht ab.

Besonders stark zugenommen in Bietigheim haben laut Passaro Sexualdelikte sowie Taschendiebstahl, Raub und schwerer Diebstahl, vor allem im Rahmen von Wohnungseinbrüchen. Hier sehe sich die Polizei aber mit Gegebenheiten konfrontiert, „die wir nur schwer beeinflussen können“, sagte Passaro. Denn Wohnungseinbrecher bevorzugten Gegenden mit einer guten Infrastruktur, so dass man nach der Tat schnell wieder auf der Autobahn sei.

Ein weiteres Sorgenkind der Polizei ist die zunehmende Zahl der jungen Tatverdächtigen: Im Falle einfacher Körperverletzung lag der Anteil jener Tatverdächtigen unter 21 Jahren bei 21,4 Prozent, im Falle von schwerer Körperverletzung gar bei 35,3 Prozent. Bei Sachbeschädigungen waren 42 Prozent der Tatverdächtigen unter 21 Jahren. Das sei aber keine Bietigheimer Besonderheit, sondern „landauf, landab ein Thema“, wie Passaro sagte. Eine gute Nachricht hatte der Revierleiter noch zum Schluss: die Zahl der Verkehrsunfälle hat abgenommen – von 642 auf 618.