Für Bad Cannstatt birgt das umstrittene Straßenbauprojekt Rosensteintunnel sowohl neue Gestaltungsmöglichkeiten, etwa durch die frei werdenden Flächen am Neckar, als auch Beeinträchtigungen während der Bauzeit.

Bad Cannstatt - Beim Thema Rosensteintunnel bleiben die Fronten im Bezirksbeirat verhärtet. Während der CDU-Fraktionssprecher Roland Schmid davon überzeugt ist, dass „der Verkehr im Tunnel am besten aufgehoben ist“ und die umliegenden Wohngebiete entlastet werden, kommt von den Grünen weiterhin Kritik. „Wir haben diesem Projekt nicht zugestimmt“, betonte Peter Mielert am Dienstag. Stefan Conzelmann von der SPD nannte die Situation vor der Wilhelma unterdessen untragbar und begrüßte das Vorhaben.

 

Der Bezirksvorsteher Bernd-Marcel Löffler hatte die Sitzung, die gleichzeitig als Bürgerinformationsabend vorgesehen war, in den Kursaal verlegt. Wolfgang Schanz, der Leiter des Tiefbauamtes, und seine Kollegen Claus-Dieter Hauck und Christian Buch berichteten über den Bauablauf beim Straßenbauprojekt Rosensteintunnel. Das Interesse der Bürger hielt sich allerdings in Grenzen. Vielleicht war es dem schönen Wetter geschuldet oder der Fußball-Weltmeisterschaft, jedenfalls blieben im Großen Kursaal viele Stühle leer.

Neue Stadtbahnhaltestelle vor der Wilhelma

Für Bad Cannstatt birgt das umstrittene Projekt, das aus dem Bau des B 10-Rosensteintunnels und dem Umbau des Leuze-Knotens besteht, sowohl Chancen als auch Beeinträchtigungen während der Bauzeit. Die Pragstraße und die Neckartalstraße werden zurückgebaut. Vor dem Haupteingang der Wilhelma entsteht eine neue Stadtbahnhaltestelle, die im Herbst 2015 in Betrieb gehen soll. Der hohe Erdwall, der bislang den Blick auf den Neckar versperrt hat, ist bereits abgetragen und wird nach den Worten von Hauck nicht wieder aufgeschüttet. Am Flussufer und vor dem Wilhelma-Theater entstehen Freiflächen.

Während der Bauzeit, die bis 2019 angesetzt ist, gibt es auch „eine ordentliche Belastung für Bad Cannstatt“, wie es der Bezirksbeirat Gerhard Veyhl (Freie Wähler) formulierte. Insbesondere Radfahrer und Fußgänger müssen mit Beeinträchtigungen rechnen. Der Elefantensteg wird abgerissen. Fußgänger müssen die B 10 in Zukunft ebenerdig mittels einer Ampel überqueren. Wenn im Zuge des Bahnprojekts S 21 auch der Holzsteg über den Neckar wegfällt, gibt es keine direkte Verbindung mehr von Bad Cannstatt in den Rosensteinpark. Einen neuen Steg über die B 10 will das Tiefbauamt erst bauen, wenn die S 21-Neckarbrücke fertig ist. Er soll an den unterhalb der Eisenbahnbrücke geplanten Fuß- und Radweg angehängt werden.

Doch die Kritik einiger Bürger und Bezirksbeiräte zielt nicht nur auf die Bauphase. In Bad Cannstatt hat man in der Vergangenheit nicht nur gute Erfahrungen mit dem Bau von Umgehungsstraßen gemacht. Tiefbauamtsmitarbeiter Hauck sprach selbst die Nürnberger Straße an, die bis heute stark befahren ist, obwohl sie durch den Kappelbergtunnel entlastet werden sollte. Bezirksvorsteher Löffler betonte: „Wir müssen darauf achten, dass mit der Fertigstellung des Rosensteintunnels auch die Rückbaumaßnahmen beginnen.“

Baubüro am Neckar

Sprechstunde
: Am Neckarufer – etwa auf Höhe der Anlegestelle des Neckar Käpt’n – wird ein Baubüro eingerichtet. Zweimal im Monat soll es dort eine Bürgersprechstunde geben. Bei Fragen können sich Bürger aber auch telefonisch unter der Nummer 216-80888 oder per E-Mail an strassenbauprojekt.rosensteintunnel@stuttgart.de beim Tiefbauamt melden.

Tunnel:
Der 1,1 Kilometer lange B 10-Rosensteintunnel unterquert den Rosensteinpark und Teile der Wilhelma. Der Verkehr wird jeweils zweispurig durch die beiden Tunnelröhren zwischen den Knotenpunkten Pragsattel und Leuze-Knoten geführt.