Nach dem Kauf des Stromnetzes übernimmt die Stadt Göppingen auch die Straßenbeleuchtung in Eigenregie. Die EnBW erhält dadurch einen Nachschlag in Millionenhöhe.

Baden-Württemberg: Eberhard Wein (kew)

Göppingen - Für den Stromversorger EnBW ist es ein schöner Nachschlag, für die Stadt Göppingen ein Grund, sich noch einmal kräftig zu verschulden. Für 3,4 Millionen Euro geht das Göppinger Straßenbeleuchtungsnetz in städtischen Besitz über. Voraussetzung ist, dass der Gemeinderat am Donnerstag die Stadtwerke ermächtigt, ein Darlehen in entsprechender Höhe aufzunehmen. Die städtische Tochter fungiert offiziell als Käufer. Zum Jahresbeginn hatten die Stadtwerke im Auftrag der Stadt bereits das Göppinger Stromnetz für 23,3 Millionen Euro von dem Karlsruher Energieriesen gekauft.

 

Fest steht: es wird nicht billiger

Die Übernahme der Straßenbeleuchtung mit insgesamt 378 Kilometern Kabelstrecke, 4,8 Kilometern Freileitung, 109 Verteilerkästen und 8265 Masten sei logische Konsequenz der Stromnetzübernahme, sagt der Göppinger Kämmerer Rudolf Hollnaicher. Auch für die EnBW sei es nach dem Verlust der Konzession uninteressant gewesen, die Beleuchtung zu behalten, wenngleich sie der EnBW all die Jahre stattliche Einnahmen garantiert hatte. So betrugen die Stromkosten, die das Unternehmen im Jahr 2012 der Stadt für die Beleuchtung der Straßen, Wege und Plätze in Rechnung stellte, 632 000 Euro. Trotz erheblicher Anstrengungen, Strom zu sparen, in dem Laternen zu bestimmten Uhrzeiten ausgestellt und Stromsparlampen eingedreht wurden, konnte dieser Betrag wegen des steigenden Strompreises nicht gesenkt werden.

Auch die Übernahme der Lampen durch die Stadtwerke dürfte es kaum billiger machen. Zwar kann die Stadt den Strom nun bei ihrem eigenen Tochterunternehmen bestellen. Jedoch muss künftig der Schuldendienst mitfinanziert werden. Bisher hatte die EnBW lediglich den Strom in Rechnung gestellt. „Die Nutzung der Straßenbeleuchtung war durch einen Anhang an den Konzessionsvertrag geregelt worden“, sagt Hollnaicher. Diese Praxis, die nicht nur in Göppingen üblich war, hatte die EU-Kommission allerdings aus Wettbewerbsgründen nicht länger akzeptieren wollen. Deshalb bemühen sich nun auch viele andere Kommunen im Land darum, ihr Beleuchtungsnetz von der EnBW zu kaufen oder zu pachten.

Wenig Hoffnung auf die Adelberger Musterklage

Die Preisverhandlungen gestalten sich dabei recht schwierig. Der Neckar-Elektrizitätsverband (NEV) als Zusammeschluss von 120 Kommunen im ehemaligen EnBW-Gebiet führt gegenwärtig in Zusammenarbeit mit der Gemeinde Adelberg einen Musterprozess um die Höhe des Kaufpreises. „Ich bin gespannt, was dabei herauskommt“, sagt Hollnaicher. Für Göppingen erwartet sich der Finanzfachmann allerdings nicht allzu viel.

Während über den Preis für das gesamte Stromnetz mit der EnBW hart gerungen wurde, war man sich jetzt wesentlich schneller handelseinig. Schließlich gab es eine Vergleichszahl. Im Jahr 1992 hatte die Stadt ihr Straßenbeleuchtung an die EnBW-Vorgängerin Neckarwerke verkauft und damals ebenfalls gut drei Millionen kassiert – in Mark versteht sich. Im Anbetracht der Wertentwicklung, der seither getägiten Investitionen und vor dem Hintergrund, dass die Faurndauer Laternen, die damals bereits den Neckarwerken gehörten, nun ebenfalls im Kaufpreis enthalten sind, sei eine Verdopplung des Betrags vertretbar, findet Hollnaicher.