In Waiblingen sind Altstadtfest und Staufer-Spektakel am Freitag wegen eines Gewitters unterbrochen worden. Das Straßenfest Backnang blieb von schweren Unwettern verschont.

Rems-Murr: Phillip Weingand (wei)

Waiblingen/Backnang - Die Spannung steigt. Die Augen der Kinder sind auf die winzige Kanone gerichtet, die Solveig Enke, Betreiberin eines Flohzirkusses, gerade ausgerichtet hat. Einer ihrer imaginären Mini-Artisten soll damit einen gewaltigen Flug antreten. Doch kaum ist das winzige Geschütz mit einem Knall losgegangen, donnert es wie zur Antwort zigfach lauter vom Himmel. Selbst die tapfersten Ritter drehen sich zur Wolkenwand um, die über dem Staufer-Spektakel heranzieht. Und schon fängt der Platzregen an. Mittelalterlich Gewandete, Kinder und Eltern spurten kreischend unter eine Unterführung und ins Bürgerzentrum. Doch wenige Minuten später quäken die Dudelsäcke wieder los.

 

In Waiblingen hatten die Organisatoren von Altstadtfest und Staufer-Spektakel nicht nur am Samstagnachmittag mit plötzlich aufkommenden Schauern und Gewittern zu kämpfen. Am Freitag wurde das Bühnenprogramm gegen 23 Uhr wegen eines Unwetters unterbrochen. Der Mitorganisator Oliver Conradt war dennoch zufrieden: „Es war nur ein kleines Sommergewitter, der Besucherstrom war in etwa so stark wie im Vorjahr.“ Typisch für das Fest in Waiblingen: die Mischung aus mittelalterlichem Treiben auf der Brühlwiese und moderner Party und Markt in der Altstadt. Manche Besucher trugen Pfeil und Bogen über der Schulter – andere E-Gitarren. Denn auf dem Marktplatz und im Dekanatskeller zeigten für „Waiblingen rockt“ regionale Schulbands ihr Können.

Mario Gomez ist sozusagen Backnanger

Auch das 46. Straßenfest in Backnang ist am Freitag mit Donner losgegangen – doch es blieb bei 46 feierlichen Böllerschüssen, das Gewitter zog weiter. Bei der Eröffnung erinnerte der Oberbürgermeister Frank Nopper daran, dass der Torschütze des letzten Fußball-EM-Gruppenspiels, Mario Gomez, als Besitzer der Alten Vogtei gewissermaßen Backnanger ist. Gründe zum Feiern gab es also genug – das konnten die Besucher eines der größten Straßenfeste auf ganz unterschiedliche Weisen tun. Etwa auf dem Rummel auf der Bleichwiese, dem Kunsthandwerkermarkt oder beim Vereinsprogramm am bunten Nachmittag. Und natürlich auch beim Public Viewing am Sonntag. Der erste Bürgermeister Michael Balzer zeigte sich am Sonntag zufrieden: „Trotz des kritischen Wetters ist die Stimmung in diesem Jahr besonders gut.“

Auf den großen Bühnen dominierte abends festzelttaugliche Musik – die Filder-Spatzen etwa, stilecht in Lederhosen gekleidet, ließen am Samstagabend auf dem Marktplatz unter anderem „Hulapalu“ von Andreas Gabalier hören. Beim Volks-Rock-n’-Roll lockerten sich einige Besucher die Beine. Einige Minuten später im Stiftshof: Nochmal „Hulapalu“, diesmal von der „Partymaschine XXL“ – ebenfalls krachledern, aber etwas rockmusiklastiger.

Vergnügte Stammgäste aus Frankreich

Wer etwas weiter über den musikalischen Tellerrand schauen wollte, war zum Beispiel beim Gig von Bluefonque aus Stuttgart richtig – oder beim Nachwuchsfestival. Das konnte das Quintett Maxim Wunderland für sich entscheiden – „tolle Bühnenpräsenz und stimmige Eigenkomposition“, befand der Juryvorsitzende Michael Unger. Auch am Stand des „Club Junges Europa“ (CJE), herrschte gute Stimmung: Adrien und seine Kumpels waren aus der französischen Partnerstadt Annonay gekommen – „das tun wir seit 15 Jahren“, erzählte der 29-Jährige. „Jedes Jahr finden wir hier neue Freunde.“ Die Franzosen genossen die Stimmung und natürlich das Bier. Das gab es am Stand des CJE übrigens im Sinne der Völkerverständigung auch in Form von Guinness. Original irisch, also ganz unbeeinflusst vom Brexit.