Der Allgemeine Deutsche Fahrrad-Club (ADFC) kennt die Schwachstellen im Stuttgarter Radwegenetz, etwa in Heslach oder in Bad Cannstatt. Er fordert mehr Radstreifen sowie die Genehmigung, Einbahnstraßen in beiden Richtungen befahren zu können.

Stuttgart - Wie im Spinnennetz sollen die Radwege durch die Stadt und ihre Bezirke gezogen werden. Doch dieses vom Fahrradbeauftragten Claus Köhnlein genannte Ziel vermag Frank Zühlke, der Vorsitzende des Allgemeinen Deutschen Fahrradclubs (ADFC) Stuttgart, auf den Straßen der Landeshauptstadt noch nicht zu erkennen. Mit Ausnahme des Tallängswegs von Rohr nach Fellbach sei von den zwölf Hauptrouten „noch nicht viel zu sehen“, sagt Zühlke. „Und wenn der Ausbau in diesem Tempo weitergeht, dauert es noch 30 Jahre.“

 

Doch Zühlke findet auch lobende Worte, insbesondere für die separat geführten Radstreifen, etwa entlang der Böblinger Straße sowie zwischen Cannstatt und Fellbach. Aber auch dort klemme es manchmal im Detail. So müsse aus Sicht des ADFC nach Heslach von Kaltental kommend die scharfe Rechtskurve Richtung Wald entschärft werden und auch eine Geradeausfahrt in Richtung Innenstadt möglich sein. Doch bisher sollen dies Blechschilder, ein hoher Bordstein und ein Fahrradwegweiser nach rechts verhindern und die Radler auf den gemeinsam mit Fußgängern genutzten Weg leiten. Köhnlein erklärt, bei einer Geradeausfahrt drohe den Radlern die Kollision mit Fußgängern am Überweg.

Mehr Fahrradstraßen mit Tempo 20 gefordert

In der Fortsetzung des Tallängswegs fordert der ADFC, dass Burgstall-, Möhringer- und Tübinger Straße zu Fahrradstraßen umgewidmet werden. Auf solchen ist, wie bereits in der Eberhardstraße, nur Tempo 20 erlaubt. Dringend notwendig sei auch, so Zühlke, ein weiterer Schutzstreifen für Radler in der Daimlerstraße zwischen Cannstatter Carré und Waiblinger Straße. Ein Aufreger sei der Radweg an der Schwieberdinger Straße in Zuffenhausen. „Der endet einfach im Nichts. Da ist zwar ein Schild, dass es in 200 Metern weitergeht, aber man hat keine Querungsmöglichkeit über die stark befahrene Straße – ein absolutes Unding.“

Als weiteres Ärgernis nennt Zühlke den Flughafentunnel, der vor Jahren schon für Radfahrer gesperrt wurde. Der Gehweg sei nur einen Meter breit und keine wirkliche Alternative. Als gefährlich und ungeeignet, weil schmal und an Einfahrten vorbeiführend stuft der Fahrradlobbyist auch benutzungspflichtige Radwege wie etwa an der Augsburger Straße zwischen Untertürkheim und Bad Cannstatt und an der Wangener Straße im Osten ein. Zudem würde er sich wünschen, dass Induktionsschleifen vor Ampeln auch auf Radler reagieren. Die Stadt habe eben großen Nachholbedarf beim Ausbau der Radinfrastruktur, „weil lange Zeit der politische Wille gefehlt hat, etwas zu machen“, so Zühlke. Prioriät müsse aus seiner Sicht haben, dort, wo man fahren könne, Wege auch auszuschildern und die Stellen auszubauen, wo bisher mit dem Rad nichts gehe.