Das größte Modernisierungsprogramm in der Geschichte der Deutschen Bahn läuft. Der Nachholbedarf bei der Infrastruktur ist groß. Vielerorts sind die Schienen marode.

Korrespondenten: Thomas Wüpper (wüp)

Berlin - Bahnfahrern wird mal wieder viel Geduld und Nachsicht abverlangt. Denn nach vielen Jahren der Unterfinanzierung bringt die Deutsche Bahn nun ihr 34 000 Kilometer langes, vielerorts marodes Schienennetz auf Vordermann. Rund 28 Milliarden Euro werden zwischen 2015 und 2019 für die Modernisierung von Gleisanlagen, Bahnhöfen und Energieversorgung gesteckt, so viel wie noch nie.

 

Allein in diesem Jahr gibt es bundesweit bis zu 850 Baustellen am Tag. Der Staatskonzern will aber die Beeinträchtigungen für die Fahrgäste so gering wie möglich halten.   Ziel des Mega-Bauprogramms sei es, die Verfügbarkeit der Infrastruktur „deutlich zu erhöhen“, sagte Roland Bosch, Vorstand der DB Netz AG, in Berlin. So soll die Bahn künftig wieder pünktlicher und zuverlässiger werden, denn voriges Jahr kam jeder vierte Fernzug mit mindestens sechs Minuten Verspätung an. In internen Papieren des DB-Vorstands wird dafür in erster Linie der schlechte Zustand des Schienennetzes  verantwortlich gemacht. Besonders Störungen an Weichen und eine großer „Investitionsrückstau“ in Stellwerken seien Hauptursachen, heißt es darin.  

Das Staatsunternehmen nutzt vor allem Steuermittel

Für DB-Vorstand Bosch ist die erste Zwischenbilanz des vorigen Jahres gestarteten Modernisierungsprogramms erfreulich. Man liege bei der Verjüngungskur für Gleisen, Schwellen, Weichen und Anlage „voll im Plan“. Rund 5,5 Milliarden Euro würden 2016 für eine höhere Verlässlichkeit und Qualität der Infrastruktur investiert, 200 Millionen mehr als im Vorjahr. Die Modernisierung des bundeseigenen Netzes ist Teil des Projekts „Zukunft Bahn“ von Konzernchef Rüdiger Grube. Das Staatsunternehmen nutzt dabei vor allem Steuermittel.

Grundlage ist die Leistungs- und Finanzierungsvereinbarung (LuFV II) zwischen Bahn und Bund, die zwischen 2015 und 2019 rund 28 Milliarden Euro für die bestehende Infrastruktur vorsieht. Davon soll der Konzern rund acht Milliarden Euro für die Instandhaltung selbst übernehmen, Erneuerungsmaßnahmen dagegen zahlt der Staat. Insgesamt sollen bis 2019 rund 17 000 Kilometer Schienen, 8700 Weichen, 18 Tunnel und 875 Brücken modernisiert und dafür 20 Milliarden Euro investiert werden. Weitere acht Milliarden sollen in Bahnhöfe, Lärmschutz, Signal- und Energieanlagen fließen.

Alleine in diesem Jahr plant die Bahn die Erneuerung und Instandhaltung von rund 3200 Kilometern Schienen, 2000 Weichen, 2,9 Millionen Eisenbahnschwellen und 150 Brücken. Bundesweit sind dafür 76 Baukorridore mit rund 850 Einzelmaßnahmen geplant.