Ernsthafte Verhandlungen haben Lufthansa und Gewerkschaft sicher nicht mehr geführt, um den Streik bei Germanwings an diesem Freitag noch zu verhindern. Auf Verständnis dürfen die streikenden Piloten ohnehin kaum hoffen, meint Matthias Schiermeyer.

Politik: Matthias Schiermeyer (ms)

Stuttgart - Ernsthaft verhandelt haben die Tarifunterhändler am Donnerstag sicherlich nicht mehr, um den halbtägigen Streik bei der Lufthansa-Tochter Germanwings noch zu verhindern. Zwar sollte dem Publikum eine vermeintliche Lösungsbereitschaft dokumentiert werden. Doch allen Beteuerungen zum Trotz waren wohl weder das Unternehmen noch die Gewerkschaft wirklich an einem Kompromiss interessiert, sonst hätten sie sich mehr Zeit gelassen. Somit fällt an diesem Freitagmorgen das Gros der Germanwings-Flüge aus – und eine Verständigung in dem verhärteten Konflikt rückt in weite Ferne.

 

Munition für die große Koalition

Anders als noch Anfang April, als die Lufthansa drei Tage lang blockiert wurde, praktiziert die Pilotenvereinigung Cockpit nun eine Politik der Nadelstiche. Damit soll verhindert werden, dass das Unternehmen kurzerhand den gesamten Flugbetrieb aussetzen kann. Die veränderte Strategie folgt aber hoffentlich auch der Erkenntnis, dass sich die Flugzeugführer derart unverhältnismäßige Streiks nicht mehr leisten können, wollen sie sich nicht gänzlich isolieren. Das Verständnis für ihre Belange – vor allem für das Ringen um die sehr üppigen Übergangsrenten – ist mittlerweile sehr gering. Und die Regierung ersinnt gerade ein Gesetz, das den Spartengewerkschaften derartige Egotrips erschwert. Die Piloten bieten der Koalition allerbeste Argumente.