Verdi macht Druck: Die Gewerkschaft droht dem Online-Versandhändler Amazon mit Streiks im wichtigen Weihnachtsgeschäft. An sechs Standorten könnte es Ausstände geben. Am Montag legten Beschäftigte erstmals an vier Standorten gleichzeitig die Arbeit nieder.

Verdi macht Druck: Die Gewerkschaft droht dem Online-Versandhändler Amazon mit Streiks im wichtigen Weihnachtsgeschäft. An sechs Standorten könnte es Ausstände geben. Am Montag legten Beschäftigte erstmals an vier Standorten gleichzeitig die Arbeit nieder.

 

Graben/Bad Hersfeld - Im Tarifstreit mit dem Internet-Versandhändler Amazon zieht die Gewerkschaft Verdi die Daumenschrauben an. „Im Weihnachtsgeschäft wollen wir zu einem Paukenschlag ausholen“, sagte Mechthild Middeke von Verdi Hessen. Am Montag legten erstmals Beschäftigte an vier deutschen Standorten parallel die Arbeit nieder. Als Streikorte könnten Middeke zufolge demnächst auch Werne (Nordrhein-Westfalen) und Koblenz (Rheinland-Pfalz) hinzukommen: „Derzeit werden dort die Voraussetzungen geschaffen.“

Am Montag gab es Ausstände in den Verteilzentren in Leipzig und Bad Hersfeld sowie in Graben bei Augsburg und im nordrhein-westfälischen Rheinberg. Verdi zufolge beteiligten sich daran etwa 2000 Beschäftigte. „E wird nicht der letzte Streik gewesen sein“, sagte Verdi-Bundesvorstandsmitglied Stefanie Nutzenberger. Die Beschäftigten forderten ihr Recht auf einen Tarifvertrag und auf würdige und existenzsichernde Arbeitsbedingungen.

Nach Unternehmensangaben legten etwa 1300 Mitarbeiter die Arbeit nieder. Die Mehrheit der Beschäftigten sei - wie auch bei vergangenen Streikaufrufen - regulär zur Arbeit gekommen. Der Streik habe auch keine Auswirkungen auf die „Einhaltung des Lieferversprechens“ an die Kunden. Der Ausstand soll Verdi zufolge bis Dienstagabend dauern.

Amazon lehnt eine Tarifbindung ab

„Wir haben im Vergleich zu den vorigen Aktionen schon jetzt einen Gang zugelegt. Ich kann mir nicht vorstellen, dass dies keine Auswirkungen auf die Betriebsabläufe bei Amazon hat“, sagte Middeke. Amazon werde insbesondere dann Schwierigkeiten mit der Bewältigung seines Geschäfts bekommen, wenn weitere Standorte hinzukämen. „Wir ziehen jetzt wieder an, werden Intensität und Häufigkeit in Absprache mit den anderen Standorten herauffahren“, sagte Verdi-Streikleiter Thomas Schneider in Leipzig.

Die Gewerkschaft versucht schon seit mehr als einem Jahr, den weltgrößten Online-Versandhändler mit Ausständen an verschiedenen Standorten zu Tarifverhandlungen zu den Bedingungen des Einzelhandels zu bewegen. Allein im vergangenen Weihnachtsgeschäft hatten Beschäftigte sechs Tage lang gestreikt. Amazon lehnt eine Tarifbindung ab und sieht sich selbst als Logistiker. Das Unternehmen beschäftigt an bundesweit neun Standorten mehr als 9000 Mitarbeiter.

Laut Verdi klagen Mitarbeiter in den Amazon-Versandzentren über eine hohe Anzahl von Befristungen, extremen Leistungsdruck sowie unzureichende Arbeits- und Pausenregelungen. Zudem bekämen sie zum Teil mehrere Hundert Euro weniger, als ihnen nach den Tarifverträgen des Einzel- und Versandhandels zustehen würden.