Zwei Brüder und ihr Vater stehen vor dem Ludwigsburger Amtsgericht. Sie sind wegen schwerer Körperverletzung angeklagt, weil sie ihren Nachbarn mit einem Messer bedroht und verfolgt haben sollen.

Sie sollen einen Nachbarn mehrfach mit einem Küchenmesser bedroht, verfolgt und mit einem heftigen Stoß gegen die Brust zu Fall gebracht haben. Zwei Brüder und deren Vater müssen sich nun vor dem Ludwigsburger Amtsgericht verantworten. Ihnen wird gefährliche Körperverletzung und Bedrohung vorgeworfen. Sie sehen sich jedoch nicht als Täter: Vor Gericht stellen sich die Angeklagten vielmehr als Opfer des Nachbarn dar, der sie schon seit Langem terrorisiere.

 

Prozess kommt nicht in Gang

Am ersten Verhandlungstag – der eigentlich der einzige sein sollte – ist der Prozess nicht so recht ins Rollen gekommen. Der Mittwochvormittag war geprägt von wiederholten Unterbrechungen, von Verständigungsversuchen der beteiligten Parteien und von neuen Anträgen. Zudem stand der  Gesundheitszustand des 24-jährigen Hauptangeklagten im Mittelpunkt. Offenbar leidet der junge Mann an verschiedenen Krankheiten, unter anderem an Aufmerksamkeitsstörungen, dem Tourette-Syndrom und Depressionen. Von den sieben Zeugen kam hingegen kein einziger zu Wort. Letztlich wurde die Hauptverhandlung vertagt und der Fall des 24-Jährigen abgetrennt. Zudem soll noch ein medizinisches Gutachten zu den Verletzungen des Opfers erstellt werden.

Immerhin wurden die drei Angeklagten bereits angehört. Sie schilderten den Vorfall vom 6. März, um den es in der Verhandlung geht, allerdings anders, als es in der Anklageschrift steht. So behauptete der 24-Jährige, er sei zunächst von seinem Nachbarn bedroht worden und habe erst daraufhin das Messer zur Verteidigung geholt. Auslöser für die Auseinandersetzung war demnach ein Streit des 24-Jährigen mit seiner Mutter in der Wohnung der Eltern. Dieser sei wohl etwas lauter ausgefallen, mutmaßte der junge Mann vor Gericht. Denn als er die Wohnung verlassen habe, um in sein Apartment im gleichen Haus zu gehen, habe ihm der Nachbar bereits mit einem Baseballschläger aufgelauert und gedroht, ihn umzubringen, wenn es im Haus weiter so laut zugehe.

Angriffe als „Verteidigung“

Daraufhin sei er zurück in die Wohnung geeilt, habe ein Küchenmesser geholt und versucht, sich damit zu verteidigen. Seine Mutter habe sich immer wieder zwischen ihn und seinen Widersacher gestellt. Aber er hätte dem Nachbarn ohnehin nichts getan, schließlich könne er keinem etwas zuleide tun, betonte der 24-Jährige. Die Angriffe mit dem Messer – unter anderem ein Wurf in Richtung Nachbar –, von denen in der Anklage die Rede sei, seien nur wilde Fuchteleien zur Verteidigung gewesen.

Auch sein 30-jähriger Bruder, der laut Anklageschrift etwas später zusammen mit dem Vater auf den Nachbarn losgegangen sein soll, beschrieb sich als Opfer. Er habe nur mit dem Nachbarn sprechen wollen. Der Mann habe aber sofort aggressiv reagiert und sei geflüchtet. Er habe ihn verfolgt, bis dieser plötzlich hingefallen und er über ihn gestolpert sei. Der Nachbar habe sich aber schnell aufgerappelt und eine Schaufel geholt, mit der er ihn bedroht habe. Die Polizei habe die Sache beendet.