Die Mitglieder der DRK-Bereitschaft im Süden sind enttäuscht über die Entscheidung des Kreisverbandes. Sie sehen die Gründe für die Schließung in der Beerstraße 10 als „Lappalien“ an. Sie hätten gerne in ihrem eigenen Unterverband weitergemacht.

S-Süd - Die Entscheidung kam für Gregor de Gruisbourne, Katrin Schlechter und Nadine Stepper von der DRK-Bereitschaft 3 im Stuttgarter Süden überraschend. Im November teilte ihnen der Kreisverband Stuttgart mit, ihre Bereitschaft in der Beerstraße 10 werde zum 31. Dezember 2014 geschlossen. Seit mehreren Jahren, teilweise Jahrzehnten engagieren sich die drei ehrenamtlich für das Deutsche Rote Kreuz. Vor allem deshalb seien sie enttäuscht und traurig über die Entscheidung. „Sie wurde einseitig getroffen“, sagt de Gruisbourne. Sie seien weder richtig informiert worden noch hätte jemand im Vorstand ihre Position angehört.

 

Die Entscheidung wurde nur im Vorstand getroffen

Für die Schließung gibt es mehrere Gründe. In einem Rundbrief vom 18. November an alle DRK-Bereitschaften in Stuttgart erläuterte der Vorstand des Kreisverbandes die Entscheidung wie folgt: „Nachdem die Bereitschaft 3 seit geraumer Zeit gegenüber der Kreisbereitschaftsleitung wie auch gegenüber dem Vorstand trotz wiederholt stattfindender Gespräche den Nachweis einer geordneten Bereitschaftsarbeit schuldig geblieben ist, beschloss der Vorstand (...) die Auflösung der Bereitschaft.“ Bei der Bereitschaft im Süden kam das Rundschreiben nicht an. „Der Brief ging nicht an uns“, sagt de Gruisbourne.

Die genauen Gründe für die Schließung sind den Mitgliedern der Bereitschaft 3 hingegen bekannt. Der Vorstand bemängelte fehlende Fortbildungen bei der Bereitschaftsleitung. Zudem wurde in der Beerstraße 10 mit einer veralteten Kassensoftware gearbeitet. Die Kasse sei aber immer in Ordnung gewesen, sagt die Kassiererin Katrin Schlechter. Auch wurde den Mitarbeitern vorgeworfen, dass sie Dienste nicht besetzen konnten. „Die kamen aber oft recht kurzfristig rein“, so Gregor de Gruisbourne.

Bei den Ehrenamtlichen stoßen die Argumente des Vorstands auf Unverständnis. „Bis auf die fehlenden Fortbildungen sind das Lappalien“, kritisiert de Gruisbourne. Es hätte aus seiner Sicht gereicht, die Leitung auszutauschen und nicht gleich die ganze Bereitschaft zu schließen.

Im Frühjahr 2014 habe es ein Gespräch mit dem Vorstand über die Kritikpunkte gegeben, berichtet Nadine Stepper, die bis November Bereitschaftsleiterin war. Die Mitglieder der Bereitschaft hätten eindeutig signalisiert, dass sie die genannten Punkte klären wollten. Zum Beispiel habe man in einer außerordentlichen Mitgliederversammlung im November einen neuen Bereitschaftsleiter gewählt. De Gruisbourne hätte demnach Nadine Steppers Nachfolge antreten sollen. Auch eine Unterschriftenliste sowie ein Bittbrief an den Kreisvorstand haben laut Stepper nichts geholfen.

Die Dienststelle sei nicht mehr zukunftsfähig

Udo Bangerter, zuständig für die Pressestelle beim Landesverband und beim Kreisverband Stuttgart, bestätigt, dass es „keinen fürchterlichen Anlass“ für die Schließung gab. „Es wurden einfach einige Dinge nicht vernünftig erledigt“, sagt er. „Deshalb halten wir es für schlauer, wenn die Mitglieder dieser Bereitschaft sich einer anderen anschließen“, erläutert er. Der Vorstand des Kreisverbandes habe die Dienststelle im Süden für nicht mehr zukunftsfähig gehalten. Bangerter räumt aber auch ein, dass eine derartige Entscheidung nicht alle Tage gefällt werde. Die Sclhießung sei ein Einzelfall. „Wir haben uns eben auch gefragt, ob es Sinn macht, in Stuttgart so viele Untervereine zu haben“, ergänzt Udo Bangerter.

14 Bereitschaften gebe es nun noch. Jede müsse die Anforderungen des DRK wie Ausbildungsstandards oder bürokratische Angelegenheiten gewährleisten. Die Bereitschaft im Süden sei mit rund zehn aktiven Mitgliedern eine der kleinsten.

Kommunikation lief etwas schief

Dass die Mitglieder im Süden nun sehr enttäuscht sind und sich persönlich getroffen fühlen, kann Bangerter verstehen. Der Vorstand bedauert nach eigenen Angaben die Art und Weise, wie Dinge nach der Verkündung abgelaufen sind. „Die Gespräche haben sich unnötig verzögert, das war nicht optimal“, so Bangerter.

DRK-Kreisverband Stuttgart

Ehrenamtliche
Eine der wichtigsten Säulen der Arbeit des Deutschen Roten Kreuzes (DRK) in Stuttgart bilden die Rotkreuzgemeinschaften mit etwa 2000 ehrenamtlich Engagierten. Diese sind in den DRK-Bereitschaften in den Stadtbezirken im Einsatz, bei der Bergwacht Stuttgart, in der Rettungshundestaffel, in der Sozialarbeit sowie im Jugendrotkreuz. Der DRK-Kreisverband hat seinen Sitz im Henry-Dunant-Haus, Reitzensteinstraße 9, im Stuttgarter Osten.

Bereitschaften
Der DRK Kreisverband Stuttgart unterhält seit Anfang 2015 im Stadtgebiet noch 14 Bereitschaftsstellen mit rund 900 aktiven Mitgliedern. Die Bereitschaftsstellen unterscheiden sich teilweise erheblich in der Größe, die kleinsten haben rund zehn Mitglieder, die größten um die 100. Die Bereitschaften haben vielfältige Aufgabenfelder, darunter Sanitätsdienste, Veranstaltungsbetreuung, Jugendrotkreuzgruppen, Schulsanitätsdienste, Blutspende, Einsatzeinheiten, Katastrophenschutz, Arbeit in Altenclubs und Begegnungsstätten, Erste-Hilfe-Kurse, Kleiderstube, Notdienste, Schnelleinsatzgruppen, Funk und Technik sowie Verpflegungsgruppen.