Die gerichtliche Auseinandersetzung um das Böhmermann-Schmähgedicht ist noch nicht beendet. Nun geht auch der türkische Staatschef in Berufung. Er will das Gedicht wegen Rassismus verbieten lassen.

Hamburg - Der türkische Staatschef Recep Tayyip Erdogan will das Schmähgedicht von Jan Böhmermann einem Medienbericht zufolge vollständig verbieten lassen. Erdogan habe über seinen Kölner Anwalt Mustafa Kaplan Berufung gegen die Entscheidung des Landgerichts Hamburg eingelegt, das im Februar das Gedicht mit Ausnahme weniger Zeilen für unzulässig erklärt hatte, berichtete das Portal „Spiegel Online“ am Mittwoch.

 

Sogenannten Anschlussberufung

Erdogans Anwalt werfe Böhmermann in einem Schreiben an das Gericht Rassismus vor, der sich auch gegen das türkische Volk richte. Böhmermann hatte in seiner Sendung „Neo Magazin Royale“ Ende März 2015 24 Verse vorgetragen, in denen er Erdogan unter anderem mit drastischen Worten bestimmter sexueller Handlungen bezichtigte. Strafrechtlich blieb das Gedicht für den Moderator folgenlos, zivilrechtlich untersagte das Hamburger Landgericht weite Teile des Gedichts. Böhmermann legte gegen diese Entscheidung im März Berufung ein.

Laut „Spiegel Online“ reagierte Erdogans Anwalt nun mit einer sogenannten Anschlussberufung. In dem Schreiben des Anwalts an das Gericht heißt es dem Bericht zufolge über das Gedicht, es handle sich um eine „Beleidigungsorgie mit Worten, die den Kläger genauso treffen sollten, wie in Deutschland lebende Türken seit Jahrzehnten rassistisch beleidigt werden - insbesondere durch rechtsextremistische Kreise“. Beleidigungen mit sexistischem Inhalt würden in der türkischen Gesellschaft als „besonders schwerwiegend“ empfunden.