Der SPD-Fraktionschef im Landtag, Claus Schmiedel, bezeichnet die Sparvorschläge der Grünen-Ministerin Theresia Bauer als unausgewogen – und will neu über die Zukunft der Musikhochschulen im Land nachdenken.

Stuttgart - Der SPD-Fraktionschef Claus Schmiedel hatte schon im Vorfeld deutliche Kritik an den Vorschlägen der Wissenschaftsministerin Theresia Bauer (Grüne) zur Neuordnung der Musikhochschulen geübt. Bei einem Besuch in der Mannheimer Hochschule ging er am Donnerstag noch einen Schritt weiter: „Dieses Konzept wird nicht umgesetzt“, kündigte er bei einer Pressekonferenz an.

 

Nachdem man von den Plänen Bauers überrascht worden sei, weil die Ministerin nicht – wie sonst üblich – vorher die Eckpunkte ihres Konzepts mit dem Koalitionspartner abgestimmt habe, habe seine Fraktion sich zunächst selbst damit beschäftigen müssen. Dabei sei man zum Ergebnis gekommen, vieles an den Vorschlägen sei widersprüchlich und nicht schlüssig; manches erscheine auch bedenkenswert. „Die Auseinandersetzung geht deshalb jetzt erst richtig los“, sagte Schmiedel. „Es gibt die Vorschläge des Rechnungshofs, den Vorschlag der Hochschulen Trossingen und Mannheim, fast stündlich kommen neue Stellungnahmen aus ganz Deutschland, dass es so, wie die Ministerin will, nicht geht“, sagte er, „wir sind das Musikland Nummer eins, weil die Hochschulen in allen Sparten die Qualität der Ausbildung sicherstellen – und wir haben den Ehrgeiz, dass wir das auch bleiben.“

Im Oktober sollen alle Beteiligte angehört werden

Auch der Fraktionsgeschäftsführer und Mannheimer Abgeordnete Stefan Fulst-Blei sagte: „Wir stehen erst am Anfang“, und betonte, dass ihn „die außerordentliche Unausgewogenheit des bisherigen Konzepts“ befremde.

Schmiedel kündigte an, man wolle bei einer Erörterung im Wissenschaftsausschuss im Oktober alle Beteiligten anhören. Es gehe um die Fragen, wie groß der Bedarf an Absolventen im Land und der Gesellschaft sei, welche Qualität man in der Ausbildung brauche, wie es um die regionale Ausstrahlung und Wirkung der Hochschulen bestellt sei, wie effizient sie arbeiteten und wo Synergien möglich seien. Bei der Notwendigkeit zu sparen seien die Hochschulen und Musikhochschulen zwar nicht von vornherein ausgenommen, sagte Schmiedel, „das Sparen dort steht bei uns aber auch nicht an erster Stelle, weil sonst vieles kaputtgeht, was man schwer wieder aufbauen kann“. Er gehe daher davon aus, dass man zu einer gemeinsamen und für alle vernünftigen Lösung komme.

Auch die Vorsitzende des Wissenschaftsausschusses und Mannheimer SPD-Abgeordnete Helen Heberer bedauerte, dass die Ministerin ihr Konzept „mit einem Paukenschlag“ veröffentlicht habe. Davor habe sie, trotz wiederholter Nachfrage, Auskünfte verweigert. „Entweder wurde das Konzept über Nacht oder von langer Hand vorbereitet“, stellte sie fest. Inzwischen habe Bauer signalisiert, sie wolle den Dialog, „wir hoffen, dass dies ein Prozess wird, der den Namen auch verdient“.

Sprecher des Kulturbüros, der Orchester und der Musikschulen der Region kritisierten die Pläne zur Abschaffung der klassischen Ausbildung in Mannheim. „Im Raum gibt es über 100 000 aktive Musiker in Chören und Orchestern“, sagte Johannes Michel, evangelischer Kantor für Nordbaden. „Sie werden überwiegend von Absolventen und Dozenten aus Mannheim angeleitet. Wenn die wegfallen, wird diese Szene in zehn Jahren ausbluten“, sagte er, „dass die Ministerin das will, empört die Ausübenden massiv.“