Daimler plant eine eigene Batteriefertigung in Untertürkheim – die Beschäftigten sollen aber nicht nach Tarif bezahlt werden. Da droht mächtig Ärger, kommentiert unser Politikredakteur Andreas Müller.

Titelteam Stuttgarter Zeitung: Andreas Müller (mül)

Stuttgart - Für alle Daimler-Beschäftigten ist der Umstieg zur E-Mobilität eine gewaltige Herausforderung. Die Mitarbeiter des Motorenwerks in Untertürkheim aber stehen geradezu vor einer Schicksalsfrage. Was wird aus ihrem Standort, wenn der Verbrennungsmotor mehr und mehr durch den Elektroantrieb ersetzt wird? Spielt er dann noch seine bisherige Schlüsselrolle im Konzern – oder rutscht er allmählich ins Abseits? Von der Antwort hängen Tausende von Jobs ab, entsprechend groß ist die Sorge der Betroffenen.

 

Es geht also um viel in den Verhandlungen zwischen Werksleitung und Betriebsrat, das wissen beide Seiten. Umso schwerer wiegt, dass man sich nun offenbar verhakt hat. Zu dürftig erscheint den Untertürkheimern die ihnen zugedachte Rolle in der elektromobilen Zukunft – vor allem gemessen an dem, was ihnen ihm Gegenzug abverlangt wird. Was, wird gefragt, bringen neue Jobs in der Batteriefertigung, wenn sie in einer Tochterfirma ohne Tarifvertrag entstehen und zudem mit Abstrichen am Zeitkonto erkauft werden? Mit den ungewohnt scharfen Tönen und der geplanten Sonder-Betriebsversammlung erhöht der Betriebsrat nun den Druck; die Stimmung im Werk scheint dafür kritisch genug zu sein. Nicht in der Eskalation aber liegt am Ende die Lösung, sondern nur in einem fairen Interessenausgleich.