Im Streit um die Haftung für die Schiebetritte in zehn neuen S-Bahnen hat sich der Hersteller Bombardier dem Ultimatum der Bahn gebeugt. Er übernimmt die Garantie. Doch damit sind die Verhandlungen noch nicht zu Ende.

Stuttgart - Am späten Donnerstagabend ist das Schreiben eingegangen – gerade noch rechtzeitig vor dem Ablauf eines Ultimatums, das die Bahn dem S-Bahn-Hersteller Bombardier vor einer Woche gestellt hatte. „Wir haben ein neues Angebot unterbreitet“, bestätigte ein Sprecher des kanadischen Herstellers von Schienen- und Luftfahrzeugen. Darin enthalten sei, dass die Firma „die Verantwortung für die Schiebetritte voll umfänglich“ übernehme, sagte er. Man hoffe nun, dass auf dieser Basis die weiteren Gespräche zu einer Einigung führen.

 

Immerhin geht es bei dem Geschäft um zehn weitere S-Bahnfahrzeuge der Reihe ET 430, für deren Kauf der Verband Region Stuttgart 80 Millionen Euro lockermacht. Der Verband ist der Träger der S-Bahn in der Region, den Betrieb verantwortet die Bahntochter DB Regio. Sie bestellt auch die Fahrzeuge.

Mit dem neuen Angebot hat Bombardier auf das Ultimatum reagiert, das die Bahn am 16. Oktober ausgesprochen und veröffentlich hatte. Darin ist von der „unüblichen Verlagerung der Herstellerverantwortung von Bombardier Transportation auf den Kunden Deutsche Bahn, besonders in Bezug auf die Schiebetritte“, die Rede. Der Zughersteller müsse bis zum 23. Oktober ein „auch in diesem Punkt akzeptables Angebot“ vorlegen. Andernfalls, so die Bahn unmissverständlich, müssten die Verhandlungen und damit auch die Bestellung als „gescheitert“ erklärt werden.

Die Bahn will das Angebot zunächst prüfen

Die Bahn hält sich mit Aussagen zum neuen Angebot zurück. „Wir prüfen und bewerten“, sagte ein Sprecher, der aber auch von einem „neuen, in wesentlichen Teilen veränderten Angebot“ sprach. Die Regelung der Haftung für die Schiebetritte sei neu gefasst, sagte er. Ob die Probleme damit aus Welt seien und die Verhandlungen zügig und erfolgreich beendet werden könnten, das sei noch nicht abzuschätzen. Bombardier zeigte sich dagegen zuversichtlich. „Wir hoffen, dass wir nun zueinanderfinden“, sagte der Sprecher. Auf die Frage, warum der Hersteller eingelenkt habe, meinte er: „Wir haben in den Gesprächen mit der Bahn ein wenig Zeit gebraucht, um zueinanderzukommen“. Die Beschaffung muss in diesen Wochen geklärt werden, weil die Serienzulassung des ET 430 im Mai 2017 erlischt.

Der Hintergrund des Streits über die Herstellerverantwortung ist der Umstand, dass die vom Verband Region Stuttgart bestellten Schiebetritte bei den seit dem Frühjahr eingesetzten S-Bahnen der Reihe ET 430 nicht funktionieren und daher deaktiviert wurden. Davon sind 87 Züge betroffen. Das neue System für die Tritte soll von Dezember an erprobt werden. Bombardier ist sich wohl noch nicht sicher, ob und mit welchem Aufwand die Funktionsfähigkeit hergestellt werden kann. Von „schwer einzuschätzenden Unwägbarkeiten“ ist die Rede. Zumindest ein Teil des Risikos sollte wohl auf die Bahn abgewälzt werden.

Neue Fahrzeuge sollen Verspätungen abbauen

Die nun absehbare Einigung über den Kauf der zehn weiteren Fahrzeuge wird auch den Verband Region Stuttgart und die Regionalpolitik beruhigen. Die neuen Züge sollen nicht nur den Bedarf decken, wenn der Takt, wie geplant, weiter verbessert wird oder neue Strecken wie die nach Neuhausen auf den Fildern (Kreis Esslingen) befahren werden. Die Fahrzeuge sollen auch an den Endpunkten der Linien als Reservezüge eingesetzt werden. Durch den Wegfall von Wendezeiten lassen sich dann Verspätungen leichter abbauen.