Vertreter des Taxigewerbes lassen nicht nur im Auto die gute Kinderstube vermissen. Die Attacke gegen Stadt und OB Fritz Kuhn ist unüberlegt und kontraproduktiv, meint StZ-Autor Jörg Nauke.

Stuttgart - Streit, Missgunst und gegenseitigeSchuldzuweisungen sind im Stuttgarter Taxigewerbe beileibe nicht neu. Vertreter der Genossenschaft und immer wieder neuer Verbände lassen keine Gelegenheit und keine Versammlung aus, um Untätigkeit, Filz und Vetternwirtschaft auf der Gegenseite zu beklagen. Die Personalrochaden an der Spitze der Lobbyorganisationen erfolgen so zügig, dass nur schwer durchschaubar ist, wer gerade wo das Sagen hat. Diese Scharmützel beschäftigen die Bürger, im Alltag selten genug Nutzer von Taxen, freilich ebenso wenig wie die Verantwortlichen im Rathaus. Dort schlagen die Vertreter nur auf, wenn sie ihre Forderungskataloge abgeben, etwa für bessere Standplätze am Wasen oder einen Antrag auf eine Erhöhung der Tarife. Sich mit der Verwaltung gut zu stellen müsste deshalb selbstverständlich sein.

 

Verband nennt Erhöhungsantrag „Irrsinn“

Für einen weiteren Schluck aus der Pulle scheint es wieder an der Zeit, der tatsächlich erhöhte Mindestlohn und die vermutlich steigenden Treibstoffpreise sind für die Genossenschaft eine ausreichende Begründung für den Antrag auf deutliche Anpassung. Man muss sich wegen der Rivalitäten nicht wundern, dass diese Tarifpolitik außerhalb des Vorstands der Taxizentrale als „Irrsinn“ aufgefasst wird. Schließlich stehen die Genossenschaftsmitglieder deutlich länger als sie fahren, was an den gefühlt hohen Preisen liegt, aber auch an der immer wieder beklagten optimierungsbedürftigen Relation von Entgelthöhe und Qualität. Taxifahrgäste in Stuttgart gelangen nicht selten zur Erkenntnis, es mangele Fahrern an Respekt, Ortskunde, deutschen Sprachkenntnissen und dem kleinen Einmaleins des guten Benehmens. Das führt dazu, Taxis nur im Notfall zu rufen.

Angesichts dieser Herausforderungen erscheint es zielführender, sich mit den hausgemachten Problemen zu beschäftigen, als der Stadt und ihrem Oberbürgermeister Kuhn auf billige und undiplomatische Art mit den untauglichen Argumenten von CDU und AfD Versagen auf dem Feld der Verkehrspolitik und der Luftreinhaltung vorzuwerfen. Den Taxifahrern könnte schließlich als unverzichtbarem Partner im Nahverkehr gar nichts Besseres passieren als weniger Verkehr und sauberere Luft in ihrem Einsatzgebiet.