Die Bahn will den zentralen Bestandteil des Stresstests für Stuttgart 21 wiederholen. Das hat Technikvorstand Kefer im Rathaus erklärt.

Stuttgart - Die Stuttgart-21-Schlichtung geht voraussichtlich in eine neue Runde. Die Bahn erklärte sich am Freitag bereit, den zentralen Bestandteil des Stresstests für das Milliarden-Projekt noch einmal zu wiederholen. „Diesen weiteren Simulationslauf kann man relativ kurzfristig machen“, sagte Bahn-Technikvorstand Volker Kefer am Freitag bei der Diskussion über die Ergebnisses des Stresstests im Stuttgarter Rathaus zu.

 

Man werde dem Vorschlag des Schweizer Gutachters sma folgen. Die Verkehrsberatung hatte empfohlen, einige Unstimmigkeiten zu korrigieren und eine zweite Simulation zu machen. Kefer gab damit dem Drängen der grün-roten Landesregierung nach. Er betonte jedoch, dies sei kein zweiter Stresstest, wie ihn die Projektgegner fordern. „Das, was Sie vorhaben, Herr Palmer, werden wir nicht machen“, sagte er an die Adresse des Grünen-Verkehrsexperten Boris Palmer.

Hermann will mehr Transparenz

Palmer hatte gefordert, die Projektgegner müssten dabei einbezogen werden und die Voraussetzungen müssten geändert werden. Baden-Württembergs Verkehrsminister Winfried Hermann (Grüne) mahnte die Bahn zur Transparenz. Es gehe nicht an, dass der Konzern den Test erneut im stillen Kämmerlein mache. Außerdem müsse die Bahn unter Beweis stellen, dass das 4,1 Milliarden Euro teure Bahnprojekt „Premium“-Qualität liefern könne.

Bereits in der vergangenen Woche war bekannt geworden, dass das umstrittene Milliarden-Projekt den Test bestanden hatte. Das Gutachten bestätigt die Leistungsfähigkeit des geplanten Tiefbahnhofs.

Neuer Simulationslauf

Hermann hatte erklärt, nötig sei kein kompletter neuer Stresstest, aber ein weiterer Simulationslauf. Auf diesen Kompromiss hatten sich die Koalitionspartner Grüne und SPD bereits am Donnerstag geeinigt. Selbst CDU-Landeschef Thomas Strobl hatte einen weiteren Probelauf nicht ausgeschlossen.

Noch am Vormittag wollte die Bahn von einer Überprüfung nichts wissen. Bahn-Vorstand Kefer sagte, man habe nach allen Regeln der Kunst den Nachweis geführt, dass der geplante Tiefbahnhof zur Hauptverkehrszeit am Morgen 49 Züge pro Stunde abfertigen könne. „Wir haben genug Transparenz geleistet.“ Projektsprecher Wolfgang Dietrich sagte der dpa: „Eine neue Simulation können wir in einem Jahr mal wieder machen.“ Sma-Chef Werner Stohler sagte bei der Vorstellung der Studie: „Das Gesamtresultat ist stabil.“ Ergebnis war, dass mit der geplanten Durchgangsstation die Verspätungen leicht abgebaut werden können. Es sei aber eine gute Idee, wegen einiger „Beinahe-Kleinigkeiten“ einen weiteren Simulationsdurchlauf zu machen, erklärte Stohler.

"Schönwetterbetrieb mit leichten Störungen"

Das Aktionsbündnis gegen Stuttgart 21 beurteilte das Gutachten als wertlos, weil die Bahn falsche Annahmen zugrundegelegt habe. „Das ist kein Stresstest, das ist ein Schönwetterbetrieb mit leichten Störungen“, sagte die Bündnis-Sprecherin Brigitte Dahlbender. Die Gegner seien bei der Vorbereitung des Tests „systematisch ausgegrenzt“ worden. Kefer wies die Vorwürfe als „Unterstellung“ zurück. Geißler stellte sich in der Frage der Beteiligung der Gegner beim Stresstest hinter das Aktionsbündnis.

Palmer versuchte am Nachmittag, die Glaubwürdigkeit der Bahn und der sma zu erschüttern. Die Studie habe die Note „wirtschaftlich optimal“ ergeben, woraus die Bahn geschlossen habe, dass Stuttgart 21 den Test bestanden habe. In der Schlichtung sei aber vereinbart worden, dass die Note „gut“ erreicht werden müsse, sagte der Tübinger Oberbürgermeister. „Wirtschaftlich optimal“ sei nur befriedigend, weil der geplante Tiefbahnhof keine Verspätungen abbauen könne. Stuttgart 21 habe den Stresstest nicht bestanden.

Hier geht es zum Ticker der Präsentation im Rathaus.