Israel gilt als weltweiter Spitzenreiter in Sachen Internet-Sicherheit – und soll Baden-Württemberg nach dem Willen von Innenminister Strobl dabei künftig unterstützen. Der Minister informierte sich dazu bei seinem Besuch im Land.

Politik/Baden-Württemberg: Rainer Pörtner (pö)

Jerusalem - Die Botschaft an den Innenminister ist so knapp wie beunruhigend. „Das Internet ist unglaublich unsicher. Es ist erschreckend, wie leicht man Staaten oder Firmen über das Internet angreifen kann“, sagt Michael Schapira, Professor an der Hebräischen Universität von Jerusalem und Experte für Cybersicherheit zu Thomas Strobl.

 

Der baden-württembergische Innenminister informierte sich am Mittwoch in Jerusalem über das vor einem Jahr gegründete Fraunhofer Projektzentrum für Cybersecurity, das in deutsch-israelischer Kooperation zu einer weltweit führenden Forschungsstelle für Internet-Sicherheit werden soll.

Die Firewall-Software des Landes kommt bereits aus Israel

Strobl will die Zusammenarbeit mit Israel auf diesem Gebiet intensivieren. „Wir müssen den Ganoven immer einen Schritt voraus sein. Das sind wir aber nicht“, sagt er. Baden-Württemberg sei beim Thema Cybersicherheit „nicht schlecht aufgestellt. Aber wir können noch besser werden, wenn wir uns internationalisieren.“

Bisher sind die Kontakte auf diesem Feld nur schwach entwickelt, obwohl Israel eine internationale Spitzenstellung innehat. Für die Netzaktivitäten des Landes Baden-Württemberg, die in der landeseigenen Firma BITBW gebündelt sind, wird zwar überwiegend Firewall-Software des israelischen Unternehmens „Check Point“ eingesetzt. Die Expertise der Israelis nutzen die Sicherheitsbehörden des Landes bisher aber wenig. Strobl geht es dabei gleichermaßen um die Abwehr von Betrugskriminalität wie den Schutz vor Terrorattacken.

Baden-Württemberg will weitere 30 Computerexperten einstellen

Im Jahr 2012 richtete das Landeskriminalamt Baden-Württemberg eine Abteilung Cyberkriminalität/Digitale Spuren ein – als dritte Behörde in der Bundesrepublik. Dort arbeiten 126 Mitarbeiter, etwa ein Viertel ermittelt im Darknet. In dieser Schattenwelt des Internets bewegen sich die Nutzer anonymisiert, ihre Namen und Adressen sind verschleiert. Dort hatte sich etwa der Amokläufer von München die Mordwaffe und Munition besorgt. Israelische Forscher suchen nach Methoden, den Weg des Geldes zu verfolgen, das bei solchen Geschäften fließt – das ist einer der wenigen Ansatzpunkte, die Kriminellen im Darknet zu identifizieren.

Im Juli 2016, nach weiteren Terrorattacken, hatte sich die grün-schwarze Koalition in Stuttgart auf ein Anti-Terror-Paket geeinigt. Darin ist auch vorgesehen, weitere 30 Computerexperten einzustellen, die unter anderem mit der arabischen Sprache und arabischen Kulturen vertraut sind, mit dem Darknet und der Cyberkriminalität.

Israel gilt als Vorbild – allerdings nicht in jeder Hinsicht

„Israel hat seit vielen Jahren und Jahrzehnten leidvolle und furchtbare Erfahrungen mit der dauernden terroristischen Bedrohung gemacht“, sagte Strobl in Jerusalem. Am Mittwochnachmittag ließ sich der Innenminister am Flughafen von Tel Aviv über die dortigen Schutzvorkehrungen unterrichten. „Wir können in der Hinsicht von Israel lernen – was die Bekämpfung des Terrorismus angeht, aber auch, wie man angesichts der Bedrohung das Leben in einer offenen, freien Gesellschaft weiter führt.“

Doch wie im Internet liegen auch in Israel Licht und Schatten nahe beieinander. Im August wurde auf dem Iphone eines Menschenrechtlers in den Vereinigten Arabischen Emiraten eine Spionagesoftware entdeckt. Wer die Schutzwälle von Apple überwunden hat, ist unklar – aber der Verdacht fiel auf Israel. Und auch bei Hackerattacken auf deutsche Unternehmen, die erpresst werden sollten, führten Spuren nach Israel.