Das Frühjahr war trocken und der Sommer nass – der Ertrag stellt die Bauern im Strohgäu und dem Kreis Ludwigsburg dennoch zufrieden.

Strohgäu - Ende gut, alles gut. So fasst Walter Bauer aus Hemmingen das bisherige Geschehen in diesem Jahr auf den Feldern zusammen. Und das nach einem Frühling, in dem die Landwirte am liebsten jede Wolke am Himmel festgehalten hätten. Und nach einem Sommer, in dem es viel zu oft geregnet hat. Dennoch: „Wir hatten noch nie so hohe Getreideerträge wie in diesem Jahr“, sagt Bauer. „Die Befürchtungen vom Frühjahr sind in keiner Kultur eingetreten.“ Eine andere schlechte Entwicklung aber hat es gegeben: die Preise sind in den Keller gegangen.

 

Selbst Experten könnten die Gründe für die gute Ernte „nicht so richtig nachvollziehen“, berichtet Bauer. Das könnte zum einen an dem fast ausgefallenen Winter liegen, aber auch an der Feuchtigkeitsreserve, die noch im Boden steckte. Die Trockenheit im Frühsommer habe der Wintergerste am wenigsten ausgemacht. Die einzige Erklärung sei, dass das Getreide wegen der Frühjahrstrockenheit in tiefere, und damit feuchtere Bodenschichten gewurzelt habe als sonst. Im Juni sei der Regen dann gekommen – und damit ein Problem während der Ernte. Es habe so oft geregnet, dass das Getreide keine Zeit gehabt habe, um richtig zu trocknen – zumal auch kein Wind gegangen sei. „Das war nervig“, so Bauer, „wir haben relativ viel feucht gedroschen und hinterher trocknen müssen.“ Beim Mais und den Zuckerrüben habe „das Jahr viel kompensiert“.

Erträge super, Preise im Keller

Einige Kilometer weiter südlich ist auch der Gerlinger Landwirt Martin Maisch zufrieden. Die Saison sei „sehr durchwachsen gewesen“, sagt er. Nach Gewicht seien die Erträge „super“ – die Preise aber nicht. Die befänden sich, zum Beispiel mit guten zwölf Euro pro Doppelzentner Wintergerste, „im Keller“. Für Raps bekomme der Landwirt heuer 26 bis 27 Euro – 2013 seien es 32 gewesen. Für den Maisanbau habe sich der Zusatzaufwand bei der Bodenbearbeitung gelohnt, „Mais steht wunderbar dar“. Geerntet werde der Mais dann im September oder Mitte bis Ende Oktober.

Der Kreisbauernverbandsvorsitzende Eberhard Zucker bestätigt grundsätzlich kreisweit die gute Erntebilanz – dort wo die Böden gut sind, sie also Wasser speichern. Gebiete wie der Stromberg hätten hingegen relativ schlecht abgeschnitten. Grundsätzlich sei die Ernte im Landkreis insgesamt aber „überraschend gut ausgefallen“. Den von den Landwirten beklagten Preisverfall sieht Zucker wohl. Er analysiert allerdings sachlich-nüchtern, dass die weltweit gute Ernte die Preise sinken ließ. Es gelte das Prinzip von Angebot und Nachfrage. „Wenn viel auf dem Markt angeboten wird, dann geht der Preis runter.“ Freilich hatten die Landwirte gehofft, „das Tiefstniveau durchschritten zu haben“. Das sei nun aber wohl nicht der Fall. Für alle, die nun eine schlechte Ernte einfahren, weil sie auf schlechten Böden anbauten, „ist das der Super-Gau“, so Zucker. Noch schwankten die Preise, weil die Ernte nicht abgeschlossen sei. Seiner Einschätzung nach werden die Preise im Oktober oder im November letztlich aber stabil sein – und unter dem dem Niveau des Vorjahres liegen.

Viel zu viele nasse Tage

Der Meteorologe Klaus Riedl vom Deutschen Wetterdienst spricht insgesamt von einem Sommer, der im Vergleich zu den vergangenen vier Jahren zu nass und zu warm gewesen sei. Der Juli war geprägt von viel Regen und sechs heißen Tagen, an denen das Thermometer über 30 Grad kletterte. Doch das habe man längst verdrängt. Denn „das Sommergefühl kaputt gemacht“ habe der August. Auch wenn der Monat noch nicht zu Ende ist, wird er im Landkreis Ludwigsburg am Ende mit 17,9 Grad wohl ein halbes Grad zu kalt gewesen sein. Das sei allerdings bei weitem nicht der kälteste August seit der Wetteraufzeichnung, so Riedl. Im Jahr 1956 nämlich betrug die Durchschnittstemperatur im Monat August gerade einmal 15,3 Grad.