Der Schaden, den die entgleiste Strohgäubahn am Schwieberdinger Bahnhof verursacht hat, ist behoben. Von Dienstag an fahren die Züge wieder.

Schwieberdingen - Montagmorgen, viertel nach sieben. Wo normalerweise auf dem Bahnsteig in Schwieberdingen dutzende Schüler und Pendler auf ihren Zug warten, ist es an diesem Tag relativ leer. Nur sechs Jugendliche sitzen auf dem Boden und einer Bank, sie warten auf den Ersatzbus, der sie zwar nicht zum Gymnasium, zumindest aber zum Korntaler Bahnhof bringt. Der Lautsprecher, der die ganze Zeit brummt, knackt kurz, und eine Frauenstimme sagt: „Aufgrund einer Entgleisung ist derzeit kein Zugverkehr möglich.“ In Hemmingen und Korntal bietet sich ein ähnliches Bild, nur sind dort noch weniger Menschen auf den Bahnsteigen.

 

„Woher wussten die das alle denn?“, wundert sich eines der Mädchen über die fehlenden Mitfahrer. Es hatte nicht, wie vermutlich die meisten anderen Pendler, mitbekommen, dass am Sonntag gegen 16 Uhr eine Strohgäubahn entgleist war. Seit dem Unfall fuhr deshalb kein Zug mehr auf der Strecke zwischen Hemmingen und Korntal, die sonst überwiegend im Halbstunden-Takt bedient wird.

Bis zum Abend ist der Schaden repariert

Schon früh sind deshalb am Montag die ersten Arbeiter vor Ort, um den Schaden zu begutachten – und ihn bis zum Abend zu reparieren. Deutlich verbogen liegen die Gleise im Schotterbett, direkt dahinter laufen die Schienenstränge für beide Fahrtrichtungen in einer Weiche zusammen. Sie ist auch die mutmaßliche Unfallursache, sagt der Geschäftsführer der Württembergischen Eisenbahn-Gesellschaft (WEG), Horst Windeisen. Warum es aber zu dem technischen Defekt gekommen war, sei noch unklar. Man habe bereits einen unabhängigen Gutachter eingeschaltet. Geklärt werden müsse auch, ob das Drehgestell des entgleisten Regio-Shuttle repariert werden kann, erst dann gebe es auch eine Schadensschätzung.

Doch was viel wichtiger ist: „Gottseidank ist den Fahrgästen nichts passiert.“ Zehn Menschen seien in der Bahn gewesen, die Triebfahrzeugführerin habe sie nach dem unbeabsichtigten Ausflug ins Schotterbett zu Fuß die wenigen Meter zum Bahnsteig geleitet, berichtet er. Danach ging das Organisieren los. Ein Unternehmen wurde mit der Reparatur beauftragt. Zudem musste ein Busersatzverkehr zwischen Schwieberdingen und Korntal eingerichtet werden. Die Hemminger sollten wegen der drei Linien nach Schwieberdingen reguläre Busse nehmen. Für den Ersatzverkehr seien zwei Gelenkbusse der WEG-Tochter OVR ins Strohgäu überführt worden, zusätzlich habe man für den Schülertransport drei weitere Busse eingesetzt. Diese seien zwar voll gewesen, aber man habe alle mitnehmen können, bestätigte am Morgen einer der Busfahrer, dem mit der Schicht bis 17 Uhr ein langer Tag bevorstand. Noch am Sonntag hatte das Landratsamt empfohlen, sich Alternativen zu suchen, weil „wahrscheinlich nicht alle Fahrgäste befördert werden können“.

Von Dienstag an rollt die Strohgäubahn wieder

„Es hat aber irgendwie funktioniert“, so Windeisen. Von Vorteil sei gewesen, dass man früh informiert habe und die Ausfallmeldung über den Verkehrsfunk verbreitet worden seien. Am Montagfrüh gab es die Informationen dann auch für die Nutzer der elektronischen Angebote des VVS.

Zu diesem Zeitpunkt war der entgleiste Regio-Shuttle der Strohgäubahn schon in der Werkstatt. Gegen zwei Uhr habe man sie wieder auf die Schienen gesetzt, in der Frühe sei sie dann „Meter für Meter“ in Richtung Werkstatt gefahren, so Windeisen, „langsamer als Schritttempo“. Er ist erleichtert, als er am späten Montagnachmittag verkünden kann, dass die Züge von Dienstag an wieder normal rollen können und auch der Busverkehr funktioniert hat. „Was meine Mitarbeiter da auf die Beine gestellt haben, nötigt Respekt ab.“

Und noch jemand dürfte froh sein: die Mitarbeiterin, die vom Hemminger Bahnhof aus die Durchsagen gemacht hat. Denn erst wenn der noch ausstehende Abschnitt der Strohgäubahn saniert ist, kann es mit einer neuen Leit- und Sicherungstechnik auch Durchsagen vom Band geben.