Der Spalt zwischen den Fahrzeugen der Strohgäubahn und Bahnsteig ist eine Gefahr und macht einen Zugang für Rollstuhlfahrer alleine unmöglich. Als mögliche Lösung werden von den Verantwortlichen Holzbohlen genannt, Vorbild ist die Münstertalbahn. Die aber ist schon mehrere Schritte weiter.

Strohgäu - Wie überbrückt man einen bis zu 25 Zentimeter großen Spalt zwischen dem Fahrzeug und dem Bahnsteig? Mit dieser Frage sollte sich die Württembergische Eisenbahngesellschaft WEG beschäftigen, auf Bitte des Zweckverbands Strohgäubahn hin. Der ist seit der seiner Sitzung Ende November ebenfalls auf der Suche nach Lösungen. Doch wie ernsthaft wird diese betrieben?

 

Ergebnisse gibt es nach so kurzer Zeit zwar noch keine, „die Prüfungen und Diskussionen werden noch geraume Zeit in Anspruch nehmen“. Doch das für den Zweckverband Strohgäubahn zuständige Landratsamt teilt auf Anfrage mit: „Eine Eilbedürftigkeit besteht aber auch nicht, da die Barrierefreiheit auch heute schon durch die in den Fahrzeugen mitgeführten Rampen gewährleistet ist.“

Genau diese Lösung werfe jedoch neue Probleme auf, sagt der WEG-Geschäftsführer Horst Windeisen. Denn wenn der Fahrer bei einem mehrteiligen Regio-Shuttle aussteigen und zu einer hinteren Tür muss, sei das Fahrzeug nicht mehr gesichert. Den Führerstand dürfe man laut Vorschrift eigentlich nicht verlassen. „Ich wünsche mir da aber auch ein Stück weit mehr Solidarität.“ Schließlich könnten ebenso Fahrgäste die Rampe anlegen, findet Windeisen.

Auch der Hersteller der Regio-Shuttle hat die derzeit genutzten Faltrampen als praktikabelste Lösung bezeichnet. Denn es sei wegen der unterschiedlichen Bahnsteighöhen schwierig, ein ausfahrendes Trittbrett auf das nötige Niveau zu bringen. Bei der Strohgäubahn dient das Brett, das einige Zentimeter unter den Türen ausfährt, demnach nur als Fallschutz.

In der Sitzung des Zweckverbands hatte der Geschäftsführer Axel Meier schon eine mögliche Lösung genannt. Bei der Münstertalbahn sei ein Spalt überbrückt worden, indem Holzbohlen – etwas breiter als die Türen – am Bahnsteig befestigt wurden.

Doch die am Halt Dietzelbach gewählte Lösung ist dort längst passé. Denn wie im Strohgäu war die Bahn im Südschwarzwald für eine Sanierung außer Betrieb, wenn auch länger. Anders als im Strohgäu aber stimmte man dabei die Haltestellen auf die – wegen der Elektrifizierung der Strecke – neu beschafften Züge ab. Die Bahnsteige wurden alle erhöht, sagt Thorsten Wolf, der Dienststellenleiter des Betreibers SWEG in Staufen. Für den SWEG-Vorstand Walter Gerstner waren die Holzbohlen eh nur eine „Behelfsmaßnahme“. Technisch befriedigend sei das generell nicht, denn Bahnen müssten immer an exakt derselben Stelle halten. Zudem könnte Wasser oder Frost das Holz verformen.

Barrierefreiheit gibt es zudem mit den neuen Zügen. Die Bombardier Talent-2, Kostenpunkt: rund zehn Millionen Euro für zwei Triebwagen, verfügen über Rampen, die automatisch ausfahren. Dabei könne der Fahrer wählen, ob das auf ein höheres (auf der eigenen Strecke) oder tieferes Niveau (wenn die Züge auf Gleisen der Deutschen Bahn fahren) geschehen soll.

Kurios ist der Grund für den Spalt: Die Strohgäubahnzüge sind nicht so breit wie möglich. Denn der Abstand von Gleis zur Bahnsteigkante ist vorgeschrieben, damit laut EU allen potenziellen Nutzern, also Eisenbahnfirmen, die Strecke zur Verfügung steht. In Behördensprache nennt sich das übrigens „diskriminierungsfrei“.