Bis Dezember 2012 fuhr die Strohgäubahn in den Hauptverkehrszeiten bis nach Feuerbach. Beim Richtfest für die neue Betriebswerkstatt am Korntaler Bahnhof brachten nun der Bürgermeister und der Landrat den Vorschlag ins Gespräch, die Linie wieder zu verlängern.

Korntal-Münchingen - Die Sonne hat am Freitagnachmittag über dem Korntaler Bahnhofsareal gestrahlt. Doch nicht nur das Wetter begeisterte den Landrat Rainer Haas. Auch beim Bau der Betriebswerkstatt der Strohgäubahn scheint vieles eitel Sonnenschein. Die Arbeiten lägen im Zeitplan, sagte er beim Richtfest ungefähr zur Hälfte der auf ein Jahr veranschlagten Bauzeit. „Die Strohgäubahn ist auf einem sehr guten Weg, auch was das Finanzielle anbelangt“, sagte der Landrat, der zudem Vorsitzender des Zweckverbands Strohgäubahn ist.

 

Dazu gehörten auch die seit Jahren steigenden Fahrgastzahlen auf der Strecke, die der Bürgermeister von Korntal-Münchingen, Joachim Wolf, als „so etwas wie die Hauptschlagader des ÖPNV“ in der Region bezeichnete. „Deshalb haben wir uns auch immer mit Nachdruck für den Erhalt und die Modernisierung eingesetzt.“

Leider nicht gelungen sei es dagegen bislang, wieder eine Weiterführung der Linie bis nach Feuerbach durchzusetzen. Doch die aktuellen Zahlen zur Auslastung der S 6 „nähren die Hoffnung, dass das vielleicht doch wieder kommt“, sagte Wolf. Auch der Landrat teilte die Zuversicht des Bürgermeisters. Sobald es eine „gute Chance“ gebe, werde er eine konzertierte Aktion initiieren und beim Land für entsprechende Fördergelder vorstellig. „Wir sind da auf eine Kooperation angewiesen“, sagte Haas. Wolf setzt dabei auch auf die Nachbarstädte: „Im Idealfall könnte es sein, dass Druck auch noch aus der Region kommt.“ Ditzingen und Leonberg könnten das Vorhaben unterstützen, um die S-Bahnlinie 6 für die darauf angewiesenen Pendler zu entlasten.

Bis es aber zum ersten Schritt kommt, dauert es noch. Haas will nach der Eröffnung der Betriebswerkstatt noch etwa zwei Jahre warten, damit man belastbares Zahlenmaterial habe, um einen Vorstoß zu wagen. Er rechnet aber mit weiter steigenden Fahrgastzahlen, einem wichtigen Faktor. Bei der jüngsten Zählung wurden 3600 Fahrgäste pro Tag erfasst, sagte Ralf Rotermund vom Zweckverband. Ein 2008 erstelltes Gutachten hatte nach allen geplanten Verbesserungen auf der Strecke – die Sanierung des Abschnitts von Hemmingen nach Heimerdingen steht noch aus – mit 3000 Fahrgästen täglich gerechnet.

Bis zum Ende der Sommerferien waren vier Stationen umgebaut und teils neue Gleise verlegt worden. Mit der Betriebswerkstatt, als Ersatz für die mehr als 100 Jahre alte in Weissach, gelinge nun ein weiterer Schritt. Mit deren Inbetriebnahme können Züge vor Ort in der Länge verändert und die Triebwagen gewartet und gereinigt werden, so der Zweckverband.

Bürgermeister Joachim Wolf wies in seiner Rede aber auch auf die Belastungen für die Anwohner hin. Die Werkstatt halte zwar die vorgeschriebenen Lärmgrenzwerte ein, reflektiere aber den bestehenden Lärm durch Straße, S- und Güterbahnen, weshalb der Zweckverband für alle betroffenen Gebäude Lärmschutzvorkehrungen finanziere. Diese mitgerechnet, kostet der Neubau der Werkstatt rund 6,2 Millionen Euro, das Land steuert vier Millionen bei.

Dran sei man auch beim monierten Lärm der Strohgäubahnen vor allem in den Kurven. Das könne durch Schmieranlagen gemildert werden, sagte Wolf. Ob der Kauf einer solchen stationären oder mobilen Anlage infrage kommt, ist laut Ralf Rotermund noch nicht klar. Die Ergebnisse einer Prüfung sollen Ende November auf der Versammlung der Zweckverbandsmitglieder präsentiert werden.