Stadtwerke gegen Energiekonzerne: Das Ringen um die Stromkonzessionen der Kommunen kommt in die heiße Phase.

Kreis Ludwigsburg - Die Branche ist elektrisiert. Denn der Kampf um die Stromkonzessionen der Kommunen spitzt sich zu: Die meisten Verträge laufen zum Ende dieses Jahres aus. Und die heiße Phase steht noch bevor. Denn mehr als die Hälfte der Kommunen im Kreis Ludwigsburg hat sich noch nicht für einen neuen Betreiber des Stromnetzes entschieden. Zudem wächst die Konkurrenz: Teils neu gegründete Stadtwerke und kommunale Beteiligungsgesellschaften ringen nun auch um ein Stück vom Kuchen, den bislang die Energiekonzerne EnBW und Süwag unter sich aufgeteilt haben.

 

Angesichts der großen Spannung, unter der die bisherigen Platzhirsche stehen, will sich die Süwag gar nicht zum Thema Stromkonzession äußern. Nur so viel: man sei mit einigen Kommunen in Vertragsverhandlungen. Die EnBW dagegen macht eine klare Kampfansage: „Wir wollen so viele wie möglich betreuen“, sagt Dagmar Jordan, die Sprecherin des EnBW-Regionalzentrums in Ludwigsburg. Der Konzern habe sich bei allen Städten und Gemeinden im Landkreis beworben.

Fünf Kommunen entscheiden sich für EnBW

Bei einigen schon mit Erfolg: die fünf Kommunen Besigheim, Eberdingen, Erligheim, Gemmrigheim und Walheim haben sich für die EnBW entschieden. Sachsenheim hat immerhin zusammen mit dem Energieriesen eine neue Gesellschaft gegründet, an der beide Partner zu 50 Prozent beteiligt sind. Außerdem sitzt das Unternehmen auch bei denen mit im Boot, die sich für die Option Neckar-Netze entscheiden. An der erst im März gegründeten Gesellschaft hält die EnBW 49 Prozent, die restlichen 51 Prozent entfallen auf den Neckar-Elektrizitätsverband (NEV), der die Interessen von 167 Städten und Gemeinden sowie neun Landkreisen im Südwesten auf dem Gebiet der Energieversorgung vertritt.

Doch bislang haben nur Hemmingen und Löchgau den Neckar-Netzen eine Zusage erteilt – jedoch für unterschiedliche Varianten. Hemmingen wird ein so genannter A-Gesellschafter, dem eine Rendite von mindestens fünf, maximal aber acht Prozent garantiert wird. Löchgau dagegen ist aufs Ganze gegangen und hat sich mit 277 000 Euro für die T-Gesellschaft entschieden, bei der die Gemeinde mit vollem Risiko an Gewinn und Verlust beteiligt ist. Der Bürgermeister Werner Möhrer begründet das vor allem mit einem „besser gestalteten Mitspracherecht“ als bei der risikoarmen Variante. Zudem spekuliert die Gemeinde auf eine satte Rendite.

Löchgau zeigt sich risikofreudig

Mit dieser Risikofreude steht Löchgau – zusammen mit der Stadt Esslingen – zumindest bislang ziemlich alleine da. „Der Trend geht zur A-Gesellschaft“, berichtet Rüdiger Braun, der NEV-Geschäftsführer. Allerdings sei das eine Momentaufnahme: Insgesamt erst knapp 20 Kommunen hätten sich für die Neckar-Netze entschieden.

Die Frage, die die Kommunen sich stellen müssen, ist, wie viel Energie sie in die Stromversorgung stecken wollen. Denn an neuen Modellen für mehr Beteiligung und Mitsprache als bisher mangelt es nicht. „Wir wollen ein Partner für die Kommunen sein, die die Chance wahrnehmen wollen, mitzugestalten“, sagt beispielsweise Rainer Kübler, der Geschäftsführer der Stadtwerke Bietigheim-Bissingen. Neben der Stadt Bietigheim-Bissingen selbst, die ihre Konzession bereits an die eigenen Stadtwerke vergeben hat, kooperieren nun auch Sersheim und Oberriexingen mit diesen. An der Ver- und Entsorgungsgesellschaft Sersheim sind die Bietigheimer Stadtwerke zu 49 Prozent beteiligt, auch mit Oberriexingen wurde eigens eine Gesellschaft für den Netzbetrieb gegründet.

Die Stadtwerke umwerben neue Partner

Und Kübler will noch mehr Gas geben. Man habe sich im ganzen Landkreis beworben, er hoffe, dass den Stadtwerken noch zwei oder drei Kommunen ins Netz gingen. Einige haben den Spieß aber bereits umgedreht: So hat Ditzingen im Sommer 2011 eigene Stadtwerke gegründet, an denen die Kommune zu 74 Prozent beteiligt ist. Juniorpartner ist die Beteiligungsgesellschaft Kommunalpartner, zu der wiederum auch die Stadtwerke Bietigheim-Bissingen gehören. Allerdings hat die Stadt Ditzingen die neue Stromkonzession noch nicht vergeben – derzeit liegt sie noch bei der EnBW. Und nicht nur den größten Anteilseigner Ditzingen, sondern auch die umliegenden Gemeinden wollen die Stadtwerke an sich binden. Insbesondere die Strohgäukommunen seien für sie interessant, sagt Astrid Waldenberger-Klenk, die Leiterin des Kundenzentrums. „Aber wir sind nach allen Seiten offen.“

In Kornwestheim hat man sich längst positioniert und schon im Mai 2011 die Stromkonzession ab 2013 an die Stadtwerke Ludwigsburg-Kornwestheim vergeben – Das hat auch die Stadt Ludwigsburg getan. Doch damit wollen die Stadtwerke sich nicht begnügen: „Wir haben intensive Angebote in alle Richtungen abgegeben“, sagt die Sprecherin Astrid Schulte. Nun wird mit Spannung der Herbst erwartet. Denn dann wollen die meisten Kommunen ihre Entscheidung treffen.