Erstmals seit dem Jahr 2000 müssen Verbraucher im kommenden Jahr voraussichtlich weniger für Ökostrom ausgeben. Schuld ist allerdings ein Einmaleffekt.

Seit ihrer Einführung im Jahr 2000 kennt die EEG-Umlage nur einen Trend: aufwärts. Das wird sich im kommenden Jahr wohl ändern: Experten gehen erstmals von einer Senkung der von einem Großteil der Stromverbraucher getragenen Umlage aus. Grund dafür ist aber nicht das neue Erneuerbare-Energien-Gesetz, das ja nicht zuletzt die Belastung der Stromverbraucher reduzieren soll. Zum einen ist das Gesetz erst zum 1. August in Kraft getreten, zum anderen werden die darin enthaltenen Neuerungen sich vorerst maximal stabilisierend auswirken.

 

Schuld an der voraussichtlich sinkenden EEG-Umlage ist vielmehr ein Überschuss auf dem sogenannten Förderkonto, dessen Stand zum 30. September Grundlage für die Berechnung für das jeweils folgende Jahr ist. Am Montag haben die für die Festsetzung der EEG-Umlage zuständigen vier Übertragungsnetzbetreiber den Kontostand veröffentlicht: Er weist aktuell einen Überschuss von 1,38 Milliarden Euro auf. Konkret heißt das, dass die deutschen Stromverbraucher in diesem Jahr rund 1,4 Milliarden Euro mehr für die Förderung erneuerbarer Energien bezahlt haben, als tatsächlich gebraucht wurde. In den vergangenen Jahren war es genau andersherum: Die eingesammelte Fördersumme reichte nicht aus, um die Kosten zu decken. Also wurde eine Komponente in die Berechnung eingeführt, die den negativen Kontostand ausgleicht, und zugleich eine sogenannte Liquiditätsreserve, die etwaige künftige Lücken kompensieren soll.

Ein Musterhaushalt zahlt 220 Euro jährlich für Ökostrom

Hintergrund ist die Methode zur Berechnung der EEG-Umlage: Jeder Stromerzeuger, dessen Anlagen nach dem EEG gefördert werden, erhält von den Übertragungsnetzbetreibern für seinen Strom eine bestimmte, im Gesetz festgelegte Vergütung. Die Differenz zwischen der Summe dieser Vergütungen und dem Börsenstrompreis, zu dem die Übertragungsnetzbetreiber den grünen Strom an den Markt bringen, ist in etwa die EEG-Umlagensumme. Sie wird aufgeteilt auf alle Stromverbraucher. Teilweise ausgenommen sind davon beispielsweise bestimmte energieintensive Unternehmen. Für das Jahr 2014 legten die Übertragungsnetzbetreiber pro Kilowattstunde einen Satz von 6,24 Cent als EEG-Umlage fest. Ein Musterhaushalt mit einem jährlichen Stromverbrauch von 3500 Kilowattstunden zahlt derzeit also etwa 220 Euro pro Jahr für den Ausbau erneuerbarer Energien.

Da die EEG-Umlage für das Folgejahr bereits Mitte Oktober festgelegt wird, sind Grundlage für die Berechnung stets Prognosen: erstens darüber, wie viel Ökostrom im folgenden Jahr produziert werden wird, was vor allem von der Zahl neuer Anlagen und vom Wetter abhängig ist, zweitens, wie viel Strom verbraucht werden wird, und schließlich, wie sich der Börsenstrompreis entwickelt. Je niedriger der Marktpreis ist, desto höher fällt die Umlage aus.

Am 15. Oktober wird die Umlage für 2015 verkündet

Im Herbst 2013 betrug das Defizit auf dem Konto der Übertragungsnetzbetreiber noch 2,2 Milliarden Euro. Um es auszugleichen, setzten die Netzbetreiber eine Ausgleichskomponente in Höhe von 0,46 Cent pro Kilowattstunde fest. Genau diese Komponente wird im kommenden Jahr wegfallen. Da aber wohl gleichzeitig mit einem weiteren Ausbau der Erzeugungskapazitäten für Ökostrom zu rechnen ist, wird die Umlage wohl nicht um die gesamten 0,46 Cent des Kontenausgleichs sinken, sondern etwas geringer: Die Agora Energiewende, eine Denkwerkstatt, die die Energiewende möglichst sachlich begleiten will, hat bereits im Mai prognostiziert, dass die Höhe der Umlage für 2015 wohl zwischen 5,8 und 6,2 Cent pro Kilowattstunde liegen dürfte. Ein Sprecher sagte nun, man rechne derzeit mit etwa sechs Cent. Am 15. Oktober wird die Umlage 2015 veröffentlicht.

Dass die Stromrechnungen für die privaten Haushalte im kommenden Jahr niedriger ausfallen, ist allerdings nicht unbedingt gesagt, denn die Energieversorger müssen ein Sinken der Umlage nicht weitergeben. Zudem könnten andere Strompreiskomponenten wie etwa die Netzentgelte steigen. Die Ökostrom-Umlage macht derzeit 18 Prozent des Strompreises aus – der Staat profitiert sogar noch durch die Mehrwertsteuereinnahmen von einer hohen Ökostrom-Umlage.

Für die folgenden Jahre ist übrigens eher mit einem weiteren – aber immerhin moderaten – Anstieg der Umlage zu rechnen. Schließlich soll der Ausbau weitergehen, und der aktuelle Effekt ist einmalig. Von 2013 auf 2014 war die Umlage um fast einen Cent angestiegen.