Der Oberbürgermeister Kuhn möchte mit einem Aktionsplan möglichst viel Energie sparen. Doch der Stromsparcheck der Caritas, der genau dabei hilft, ist bei den jüngsten Haushaltsberatungen leer ausgegangen. Nun herrscht Ratlosigkeit.

Stuttgart - Mit Verwunderung hat man bei der Stuttgarter Caritas die jüngsten Einlassungen von Oberbürgermeister Fritz Kuhn zum Thema Energiewende aufgenommen. Kuhn hatte angekündigt, spätestens bis Jahresende einen Aktionsplan vorzulegen, wie diese in Stuttgart gelingen kann. „Stuttgarts eigentliche Energiequelle liegt in der Effizienz und im Einsparen“, hatte Kuhn betont. Genau das ist der Satz, der den Bereichsleiter Arbeit bei der Caritas, Edgar Heimerdinger, irritiert hat.

 

Heimerdinger sieht einen Widerspruch dazu, wie die Stadt jüngst mit dem Stromsparcheck der Caritas verfahren ist. Schließlich gehe es beim Stromsparcheck genau darum: Haushalten zu zeigen, wie sie Energie einsparen können, so Heimerdinger. Dennoch sei das Projekt bei den Haushaltsberatungen nicht bedacht worden – im Übrigen genau so wie schon im Doppelhaushalt 2012/2013 nicht.

Stadt sieht den Fall anders als die Caritas

„Das ist ein harter Schlag für uns“, sagt der Bereichsleiter der Caritas. Schließlich hatte es diesmal ausgesprochen gut ausgesehen. Im September hatte Heimerdinger das Projekt, in dem ehemalige Langzeitarbeitslose eingesetzt werden, im Wirtschaftsausschuss vorgestellt. Von allen Fraktionen hatte es Lob gegeben. Die Grünen stellten im Oktober einen Antrag, die jährliche Deckungssumme des Projekts in Höhe von 20 000 Euro zu übernehmen. Doch im Zuge der Haushaltsberatungen wurde der Antrag zurückgezogen. Dass sie die 20 000 Euro nicht bekommen, hat Heimerdinger im Januar erfahren.

Bei der Stadt sieht man die Sache anders als bei der Caritas. Ein Widerspruch bestehe nicht, so Sprecher Sven Matis. Die eingangs zitierte Aussage zur Energiewende gelte. Den Stromsparcheck gebe es ja unabhängig von der Entscheidung des Gemeinderats im Haushalt. Die Caritas habe es auch in den Vorjahren ohne die städtische Förderung geschafft, das Projekt aufrecht zu erhalten, so Matis.

Caritas will Projekt weiter laufen lassen

„Es hat sich im Verlauf der zweiten Lesung gezeigt, dass wir nicht alle Anträge durchsetzen können“, erklärt zudem der Grünen-Stadtrat Jürgen Stopper. Das Projekt sei für die Grünen unterstützenswert, aber in den Haushaltsberatungen gebe es nun einmal ein Geben und Nehmen. Alle Seiten hätten zurückstecken müssen – so kam es dazu, dass der Antrag zurückgezogen wurde. Außerdem habe die Verwaltung deutlich gemacht, dass sie es nicht für zwingend erforderlich gehalten habe, das Projekt aus städtischen Mitteln zu unterstützen, berichtet Stopper. Schließlich gebe es bereits eine Kooperationsvereinbarung mit den Stadtwerken Stuttgart, die dem Stromsparcheck in diesem Jahr 20 000 Euro bringt. „Wir hoffen, dass die Caritas das Projekt weiter betreuen kann“, betont Stopper.

Die Caritas wird das Projekt im Jahr 2014 auf jeden Fall weiterlaufen lassen. Auch das Umweltministerium gibt Mittel – deshalb ist der Träger für dieses Jahr vertraglich verpflichtet, weiterzumachen.

Die Kooperation mit den Stadtwerken soll von Februar an starten. „Dann wollen wir die Kooperation mit Leben füllen“, sagt ein Sprecher der Stadtwerke. Die Aktion Stromsparcheck biete man dann jedem Neukunden an. In diesem Fall gilt also nicht die Beschränkung auf arme Haushalte. „Jeder, der Interesse hat, kann das machen“, sagt der Sprecher.

Sven Matis von der Stadt weist zudem darauf hin, dass auch das städtische Umweltamt eine umfassende, kostenlose Energieberatung bietet, die sogar noch mehr umfasse als ein einfacher Stromsparcheck. Auch die Heizenergie, die Gebäudetechnik sowie die Mobilität der Haushalte werde untersucht.

Team mit 15 ehemaligen Langzeitarbeitslosen

Für das Projekt Stromsparcheck qualifiziert die Caritas seit 2009 Langzeitarbeitslose, die einkommensschwache Haushalte beraten, wie sie Energie und damit Geld einsparen können. Aktuell sind 14 Energieberater im Einsatz. Sie besuchen jeden Haushalt zweimal – beim ersten Besuch erfolgt die Messung, beim zweiten die Beratung. Außerdem erhalten die Haushalte kostenlose Einsparmittel, wie Energiesparbirnen und Zeitschaltuhren.

2500 Stromsparchecks sind bisher durchgeführt worden.Laut Caritas betrage die Einsparung 146 Euro für Strom, Wasser und Heizung pro Haushalt.

Ende 2012 stand das Projekt vor dem Aus. Doch Mittel der Kirche (13 000 Euro) und des Bundesumweltministeriums (75 000 Euro pro Jahr) wendeten dies ab. Im Gegenzug für die Bundesmittel muss die Caritas 800 Stromsparchecks pro Jahr liefern. Weil die kirchlichen Mittel zeitlich befristet waren, hatte die Caritas für dieses Jahr auf die Stadt gesetzt. Neben den Stadtwerken kooperiert auch die Wohnungsbaugesellschaft SWSG mit dem Projekt – dafür gibt es 10 000 Euro im Jahr.