In Möhringen und Vaihingen soll es bald insgesamt 16 neue Stromtankstellen geben. Das stößt nicht nur auf Wohlwollen.

Stadtleben und Stadtkultur : Alexandra Kratz (atz)

Filder - Es ist bereits beschlossene Sache: Im Herbst wird in Stuttgart das E-Mobil-Leihsystem Car2Go starten. Dem stimmten die Mitglieder des Gemeinderats Ende März mehrheitlich zu.

 

Unumstritten ist das neue Projekt nicht. Das machte auch Gerhard Wick (SÖS/Linke) in der jüngsten Sitzung des Vaihinger Bezirksbeirats deutlich. „Das ist kein zukunftsfähiges Projekt und kein Beitrag zur Reduzierung des Individualverkehrs“, schimpfte der Lokalpolitiker. Vielmehr unterstütze die Stadt das Unternehmen Daimler-Benz bei der Einführung einer neuen Produktlinie.

Mit Umweltschutz hätten die neuen Elektrofahrzeuge nichts zu tun. So würde beispielsweise bei der Herstellung der Akkus „jede Menge Feinstaub produziert“ – zwar nicht in Baden-Württemberg, dafür aber irgendwo anders auf der Welt. „Aus diesem Grund kann ich keinem der geplanten Standorte für Ladesäulen zustimmen“, sagte Wick.

Einige stellten kritische Fragen

Wo im Stadtgebiet Ladesäulen aufgestellt werden sollen, ist in der Tat der einzige Punkt, worüber die Bezirksbeiräte beim Projekt Car2Go entscheiden dürfen. Auch das stieß dem Vaihinger SÖS-Lokalpolitiker sauer auf. Einige seiner Bezirksbeiratskollegen stellten ebenfalls kritische Fragen.

So wollte Kristin Wedekind unter anderem wissen, nach welchen Kriterien die möglichen Standorte für die Ladesäulen ausgewählt worden seien. Ihr antwortete Joachim Rohrbacher, Projektmanager beim Energiekonzern EnBW. Diese ist ebenso wie die Stadt und Daimler-Benz Projektpartner bei Car2Go.

Die EnBW ist für den Aufbau der Ladeinfrastruktur verantwortlich. Mit Hilfe wissenschaftlicher Studien habe man ermittelt, wie viele Ladesäulen für Elektrofahrzeuge pro Stadtbezirk sinnvoll sind, sagte Joachim Rohrbacher.

Das Ergebnis: in Vaihingen werden neun Stationen, in Möhringen sieben Stationen gebraucht. Um herauszufinden, welche Straßenecken genau geeignet seien, seien anschließend weitere Faktoren abgeklärt worden. „Da geht es unter anderem um Fragen der Straßenverkehrsordnung, um Gehwegbreiten und um Denkmalschutz“, sagte der Mitarbeiter des Energiekonzerns. Darüber hinaus müsse es Handyempfang geben und ein entsprechendes Stromnetz verfügbar sein.

Jede Tanksäule hat zwei Steckdosen

Kritisch gesehen wurde in den beiden Filder-Stadtbezirken auch, dass ein einzelnes Unternehmen die komplette Ladeinfrastruktur für Elektrofahrzeuge in einer ganzen Stadt aufbaue. „Wie kam die EnBW an diesen Auftrag, und was passiert, wenn jetzt ein anderer Stromanbieter auch solche Ladesäulen aufstellen will?“, fragte der Möhringer Bezirksbeirat Andreas Groll (Grüne).

Seine Vaihinger Parteikollegin Kristin Wedekind wollte wissen: „Was zahlt die EnBW dafür, dass sie mit den Ladesäulen Werbung für sich im öffentlichen Raum machen darf?“ Die Fragen konnten freilich weder von Joachim Rohrbacher in Vaihingen noch von Julie Weiss, die als Referentin für die EnBW nach Möhringen gekommen war, beantwortet werden.

Fakt ist, dass der Zugang zu den Ladesäulen „diskriminierungsfrei“ sein soll. Das bedeutet, dass nicht nur die elektrischen Mietautos von Car2Go an den Stationen aufgeladen werden können, sondern auch private E-Fahrzeuge oder Pedelecs. Jede der Stromtankstellen hat zwei Anschlüsse: einen für herkömmliche Stecker und einen für die sogenannten Menekes-Stecker, die ein schnelleres Aufladen von E-Autos ermöglichen.

Die Parkplätze sind reserviert

Fakt ist auch, dass an jedem Standort immer zwei Fahrzeuge gleichzeitig geladen werden können. Die dazugehörigen Parkplätze sollen ausschließlich Elektromobilen für die Dauer des Ladevorgangs zur Verfügung stehen. Wie genau die Stellplätze gekennzeichnet werden, steht noch nicht fest. Als Symbol diskutiert wird unter anderem ein blaues P. Parallel zu den Standorten im öffentlichen Raum sucht die EnBW Plätze für Ladesäulen auf privaten Flächen. In Frage kommen unter anderem Parkhäuser und Parkplätze großer Einkaufshäuser und Discounter.

Ganz neu sind die Stromtankstellen freilich nicht. So gibt es solche Stationen schon seit einiger Zeit unter anderem vor der EnBW-City im Gewerbegebiet Schelmenwasen, an der Kurt-Schumacher-Straße auf dem Fasanenhof, an der Liebknechtstraße und an der Volmoellerstraße im Vaihinger Ortskern sowie an der Meluner Straße im Gebiet Lauchäcker. Was bisher anders ist: die Stellplätze vor den Säulen sind derzeit noch nicht für Elektrofahrzeuge reserviert.