Studenten wollen mit Holzdecks, Fontänen und blühenden Bäumen den verratzten Platz verschönern. Mancher Investor scheint darauf nur zu warten.

Göppingen - Wie ein Mauerblümchen versteckt sich der Kornhausplatz in der zweiten Reihe in der Göppinger Innenstadt. Eingefasst von den Bausünden der vergangenen Jahrzehnte, erinnert nur noch das mächtige Kornhaus im Süden an bessere architektonische Zeiten. Weil sich Göppingen endlich wieder mehr um sein baukulturelles Erbe kümmern will, soll auch der Kornhausplatz aufgewertet werden. Konkrete Ideen dazu haben Studenten geliefert, deren Entwürfe momentan in der Stadtbibliothek ausgestellt werden.

 

Historisch bedeutsam seit dem Mittelalter

Der Kornhausplatz mit rund 2400 Quadratmetern Fläche zählt zu den größten Plätzen in der Stadt und liegt nur wenige Schritte von der Fußgängerzone entfernt versteckt in der zweiter Reihe. Er gehört zusammen mit Schlossplatz, Alfred-Schwab-Platz und Foggiaplatz zu den historisch bedeutsamen Plätzen des mittelalterlichen Stadtkerns von Göppingen.

Investoren stehen anscheinend Schlange

Jüngst geriet der Platz in die Schlagzeilen, weil sich gleich zwei Investoren mit neuen Ideen dort auf die Füße traten. Auf dem Gelände der insolventen Druckerei Rung plant der Architekt Uwe Flaig ein Zwei- bis Dreisternehotel, während der Unternehmer Roland Eisele Ideen für einen mit Einzelhandel bestückten Kornhaushof vorlegte. Die Vorbehalte gegen die Hotelpläne sollen inzwischen in einem vom neu gewählten Bauamtschef Helmut Renftle moderierten Gespräch ausgeräumt worden sein.

Wenn nicht gerade Stadtfest ist, das ansässige Rockcafé eine Großleinwand aufgebaut hat oder sich die Rückkehrer am Heiligen Morgen hier versammeln, liegt der Platz im Schatten des städtischen Geschehens. Nur wenige Passanten hasten über den holprigen Bodenbelag vorbei an überwucherten Beeten und ungepflegten Gebäuderückseiten.

Angehende Landschaftsarchitekten zeigen neue Ideen

Ganz im Sinne des Masterplans Innenstadt, der im Dialog mit den Bürgern als Leitlinie für die Entwicklung des Zentrums momentan im städtischen Planungsamt entwickelt wird, sind frische Ideen zur Revitalisierung des Kornhausplatzes gefragt. Nun haben sich sechs Studenten des Fachbereichs Landschaftsarchitektur der Nürtinger Hochschule im Zuge ihrer Bachelorarbeiten Gedanken über die Zukunft des Kornhausplatzes gemacht. So könnte ein einheitlicher, oft heller Bodenbelag großzügig die heterogene Umgebungsarchitektur vereinen.

Lesegarten, Wasserlauf und Fontänen

Katharina Luise Bernt hat dem Platz ein zentral gelegenes Baumdach zugedacht, die alte Linde mit einer runden Bank zum Treffpunkt aufgewertet und den Lesegarten neben der Bibliothek mit dicken Heckenpolstern gegliedert. Dieser Garten könnte auch mit verstreuten Granitplatten aufgewertet werden, die über die Geschichte des Platzes informieren, schlägt Timo Christmann vor und gesellt ein Holzdeck und mobile Spielgeräte dazu. Ein kleiner Wasserlauf, flache Fontänenflächen an Stelle der veralteten Brunnenbecken, ausgeklügelte Beleuchtungskonzepte, Hochbeete und viele blühende Bäume gehören zu den Ideen, die die angehenden Landschaftsarchitekten den Göppingern jetzt präsentieren.

Kornhaus:

Das Adelberger Kornhaus am Kornhausplatz ist eine Gründung des Klosters Adelberg. Seit seiner Erbauung 1514 diente das stattliche Gebäude mit damals sieben Böden und 18 Dachläden als Getreidespeicher. Es ist eine der wenigen noch erhaltenen mittelalterlichen Bauten in Göppingen. Der Zweck des Gebäudes ist im Giebel als Bauinschrift erläutert: „Um die Früchte aufzubewahren und selbst in harten Zeiten die Brüder vor allem Hunger zu schützen, hat Abt Leonhard Dürr, Doktor der Philosophie und beider Rechte, einst diesen Bau errichtet. Ihn hat ans Licht gebracht das Dorf Zell unter Brotmäßigkeit des Aichelbergs, 1514.“ Nach dem zweiten Stadtbrand wurde das Kornhaus 1792 mit fünf Böden für 100 000 Gulden wieder aufgebaut.

Stadtbibliothek:

Von 1978 bis 1981 wurde das Kornhaus für 5,9 Millionen Mark zum neuen Stadtbibliothekstandort umgebaut. Im Jahr 2012 feierte die Bibliothek ihr 100-jähriges Bestehen. Sie stellt als zentrale Einrichtung für lebenslanges Lernen auf vier Ebenen 100 000 Medien für Schule, Aus- und Weiterbildung, Freizeitgestaltung und Alltagsfragen zur Verfügung. Mit der Online-Bibliothek wurde 2008 eine virtuelle Zweigstelle mit ausschließlich elektronischen Medien zum Download eröffnet.

Ausstellung:

Die Entwürfe der Nürtinger Studenten sind bis 8. Mai im ersten Obergeschoss der Bibliothek zu sehen dienstags bis freitags von 10 bis 19 Uhr und samstags von 10 bis 13 Uhr. com