Das Studentenwohnheim an der Birkenwaldstraße 91 ist frisch saniert. Neu ist auch: Jetzt verwalten sich die Studenten dort selbst.

S-Nord - Ein Bett, ein Schreibtisch und ein Kleiderschrank – das ist die Grundausstattung des Wohnheims Birkenwaldstraße 91. Die Einrichtung auf der Fläche von nur zehn Quadratmetern pro Zimmer soll vor allem praktisch und platzsparend sein. Die Möbel sind ganz in Weiß gehalten, ein Regal ist in den Schreibtisch integriert, Fenster bis zum Boden sorgen für viel Licht. „Die Studenten sollen diese weißen Zimmer mit Farbe und Leben füllen“, erläuterte der Architekt Elmar Gauggel sein Konzept. Das Wohnheim ist eines der vier ältesten der Stadt und wurde nun für 3,1 Millionen Euro grundsaniert. „Schon allein durch seine Lage mit einem Blick über den Stuttgarter Kessel sorgt das Wohnheim für viel Begeisterung bei den Bewohnern“, sagte Tobias Burchard bei der Einweihung am vergangenen Dienstag. Der Geschäftsführer der Studierendenwerke Stuttgart ist stolz auf dieses Projekt, das drei Jahre Bauzeit in Anspruch genommen hat.

 

Park-Idylle und Dachterrassen

In 14 Wohngemeinschaften leben jeweils zwei bis sieben Studenten zusammen, insgesamt sind es 55 Zimmer, die zwischen 250 und 350 Euro kosten. In der größten WG mit sieben Bewohnern gibt es neben der Küche sogar zwei Bäder. „Die Studenten können sich privilegiert fühlen, vor allem durch die gesteigerte Lebensqualität im Sommer“, erklärt der Architekt Gauggel. Das Wohnheim mit seinen Dachterrassen soll Cityflair mit Park-Idylle verbinden. Vom Gemeinschaftsraum bis hin zum Garten können sich die Studenten dort frei entfalten.

Eingezogen sind die neuen Bewohner schon vor dem Ende der Bauarbeiten Anfang April. Sie nennen ihre hochmoderne Behausung liebevoll die „B91“. Als Vorbild dient ihnen das Max-Kade-Heim in Stuttgart-Mitte, das erste selbstverwaltete Wohnheim der Stadt. Die B91-Bewohner wollen ebenfalls selbst die Verantwortung für ihr neues Wohnheim übernehmen. „Für uns ist die Selbstverwaltung eine Riesenchance“, sagt Marc Reysen, der als erster Vorsitzender alle vertritt. Er freut sich über das Vertrauen, das die Studierendenwerke ihm und seinen Mitbewohnern entgegenbringen. Der Lehramtsstudent hat selbst drei Jahre lang im Max-Kade-Wohnheim gelebt und daher Erfahrung mit der Selbstverwaltung.

Einmal im Monat werden Probleme diskutiert

„Wir haben vier Instanzen, die wichtigste ist unsere Vollversammlung“, berichtet der 26-Jährige. Einmal im Monat werden hier Ämter vergeben und Probleme diskutiert. Als Kontrollinstanz überwacht der Rat der Weisen die Amtsinhaber und setzt sie bei Amtsmissbrauch ab. Ein Hausmeister, der im Untergeschoss wohnt, prüft zusätzlich, wie oft in einer WG geputzt wird. Das Konzept des Architekten, die Studenten ihre Umgebung selbst beleben zu lassen, scheint aufgegangen zu sein. Besonders beliebt ist das Obergeschoss, dort gibt es eine große Dachterrasse. Kommunizieren können die Studenten auch über ihre Türen: die sind magnetisch und können mit Kreide als überdimensionale Notizzettel beschrieben werden. Die meisten Bewohner haben ihre Zimmer mit persönlichen Dingen gefüllt: bunte Vorhänge, Ohrensessel, aufgehängte Bilder oder zahlreiche Bücher geben jedem Zimmer einen eigenen Charakter. Die Studenten sind von ihrem Wohnheim begeistert. „Ich fühle mich manchmal noch wie im Urlaub“, gesteht eine Bewohnerin.