Jeder vierte Deutsche hegt Vorurteile gegen Ausländer. Im Fokus dabei: der Islam. Zu diesem Ergebnis kommt eine Studie der Friedrich-Ebert-Stiftung. 57,5 Prozent der Befragten sind demnach der Ansicht, der Islam sei rückständig.

Titelteam Stuttgarter Zeitung: Armin Käfer (kä)

Berlin - Rechtsextremes Denken ist keineswegs auf den schrumpfenden Anhang der NPD und auf jenes Milieu beschränkt, in dem das Zwickauer Neonazitrio zwölf Jahre untertauchen konnte. Einschlägige Vorurteile seien „in allen Teilen der Gesellschaft in erheblichem Maße anzutreffen“. Zu diesem Schluss kommen Sozialwissenschaftler, die seit zehn Jahren für die Friedrich-Ebert-Stiftung untersuchen, wie weit braune Ressentiments salonfähig sind.

 

Ihr neuester Befund: vor allem in Ostdeutschland ist die Ausländerfeindlichkeit auf dem Vormarsch. Mehr als jeder Siebte habe dort ein „geschlossenes rechtsextremes Weltbild“. Fast 40 Prozent der Bevölkerung in den neuen Bundesländern hegen Vorbehalte gegen Ausländer. Im Bundesdurchschnitt trifft das immerhin für jeden vierten Bürger zu.

Vorurteile gegen Muslime sind mehrheitsfähig

Für die Studie wurden 2415 Deutsche befragt. Die gleiche Umfrage wird seit 2002 alle zwei Jahre durchgeführt. Dabei werden sechs Dimensionen rechtsextremen Denkens ausgelotet: Neben der Ausländerfeindlichkeit sind das die Verherrlichung einer autoritären Diktatur, Chauvinismus, Sozialdarwinismus, Antisemitismus und die Verharmlosung der NS-Verbrechen.

Die Studie zeige, dass „Bildung ein Schutzfaktor gegen rechtsextreme Einstellungen“ sei. Während nur 10,4 Prozent der Leute mit Abitur zum Beispiel ausländerfeindlichen Ansichten zuneigten, liege der Anteil unter den Menschen mit geringerer Qualifikation bei 28,1 Prozent. Braunes Denken ist aber nicht nur eine Frage der Bildung. Jeder dritte Rentner habe massive Vorbehalte gegen Ausländer. Im Osten sieht das anders aus. Dort äußerten 38,5 Prozent der unter 30-Jährigen ausländerfeindliche Ansichten. Im Westen treffe das auf 14,3 Prozent der Altersgenossen zu.

Während der Antisemitismus sich auf eine Minderheit von 8,6 Prozent beschränke, seien Vorurteile gegen Muslime mehrheitsfähig. 57,5 Prozent der Befragten seien der Ansicht, der Islam sei rückständig. 56,3 Prozent hielten den Glauben an Allah für eine „archaische Religion“. Knapp die Hälfte der Befragten sei der Meinung, der Terror von Al-Kaida & Co. sei im Islam selbst angelegt. Für die Autoren der Studie „zeigt sich, dass sich Rassismus in hohem Maße auf den Islam verschiebt“.