Jeder deutsche Bürger hat jährlich 37,4 Kilogramm Abfall aus Plastikverpackungen produziert – das sind über sechs Kilo mehr als der EU-Durchschnitt. In einem anderen Feld lagen die Deutschen aber vorn.

Berlin - Deutschland steht bei der Vermeidung von Plastikmüll im EU-Vergleich nicht gut da. Wie eine am Mittwoch vorgestellte Studie des Instituts der deutschen Wirtschaft Köln ergab, produzierte jeder Bundesbürger zuletzt jährlich 37,4 Kilogramm Abfall aus Plastikverpackungen, das waren über sechs Kilogramm mehr als der EU-Durchschnitt. Allerdings liegt Deutschland bei der Recyclingquote im vorderen Feld. Das Institut warnte vor der großen Gefahr von Plastikmüll für die Erde.

 

Über die Studie, die sich auf Daten der europäischen Statistikbehörde Eurostat bezieht, hatten vorab die Zeitungen der Funke Mediengruppe berichtet. Den Ergebnissen zufolge wird weltweit immer mehr Plastik produziert: So waren es 2015 rund 322 Millionen Tonnen und damit sieben Mal so viel wie Mitte der 70er Jahre. Wird Plastikmüll dann nicht recycelt oder verbrannt, sondern auf Deponien geschafft, landet es durch Verwehungen oder Fortspülungen oft im Meer.

Plastikmüll „genauso gefährlich wie Kohlendioxid“

In der EU nahm der Plastikverpackungsmüll zwischen 2005 und 2015 um zwölf Prozent zu - in Deutschland waren es sogar 29 Prozent, wie die Studie ergab. Noch mehr Plastikmüll pro Kopf als die Deutschen produzierten zuletzt nur Irland (60,7 Kilogramm), Luxemburg (52) und Estland (46,5), wie die Funke-Zeitungen berichteten. Am besten schnitten demnach die Kroaten mit 12,4 Kilogramm Plastikmüll pro Kopf ab.

Zwar sei im Zeitraum der vergangenen Jahre die Wirtschaftsleistung in der EU und vor allem in Deutschland schneller gewachsen als der Berg an Verpackungsmüll, hieß es in der Studie. Allerdings reiche dieser Fortschritt nicht aus. Da Plastik kaum verrotte und in die Nahrungskette gelange, sei es eine „ebenso große Gefahr für das Ökosystem Erde“ wie Kohlendioxid, zitierte das IW Köln Überzeugungen von Umweltforschern.

Kommission will Kunststoffstrategie vorstellen

Eine Möglichkeit, die Meere zu verschonen, ist Recycling. Dabei schneidet Deutschland besser ab: In der Bundesrepublik wird der Studie zufolge fast die Hälfte (49 Prozent) des Mülls aufbereitet, im EU-Durchschnitt sind es nur 40 Prozent. Noch vorbildlicher sind Tschechien mit 62 Prozent, Bulgarien mit 61 Prozent und die Niederlande mit 51 Prozent. Trotzdem werde in Europa „noch immer viel zu wenig dafür getan, dass der Müll recycelt werden kann“, sagte die IW-Umweltökonomin Adriana Neligan den Zeitungen.

Laut Studie will die EU-Kommission deshalb Anfang Dezember eine Kunststoffstrategie vorstellen. Dabei geht es nicht nur um Anreize zur Reduzierung von Einwegprodukten und eine Vereinfachung von Recycling, sondern auch um eine EU-weite Regelung zur Mülltrennung und Regeln für biologisch abbaubaren Kunststoff.