In Anbetracht des geringen Angebots an Wohnimmobilien spielt der Vermarktungsfaktor Energieeffizienz eine untergeordnete Rolle.  

Bei der Vermarktung von Immobilien verliert das Thema Energieeffizienz gegenüber Lage und Preis weiter an Bedeutung. Zu diesem Schluss kommt der 'Marktmonitor Immobilien 2013', der jetzt von der Hochschule für Wirtschaft und Umwelt Nürtingen-Geislingen in Zusammenarbeit mit dem Immobilienportal Immowelt veröffentlicht wurde. Für die Studie werden jedes Jahr rund 560 Fachleute von Unternehmen aus der Immobilienbranche in ganz Deutschland befragt. Im Mittelpunkt der aktuellen Studie stehen neben dem Thema Energieeffizienz die Vermarktung von Problemimmobilien, die Wirtschaftskrise und deren Auswirkungen auf die Vermarktung sowie die Kundenbindung im Rahmen von Nachkaufmarketing.

 

Für Herausgeber Professor Stephan Kippes treffen beim Thema Energieeffizienz als Vermarktungsfaktor gegenwärtig vor allem zwei Phänomene aufeinander. Einerseits sei der Immobilienmarkt aufgrund demografischer Faktoren und einer viel zu geringen Bautätigkeit speziell in den Ballungszentren derzeit stark anbieterorientiert. Das führe dazu, dass die Bedeutung des Themas Energieeffizienz gedämpft werde. Andererseits interessierten sich vor allem Mietinteressenten nicht übermäßig stark für Energieeffizienz. Aufgrund der wenigen Angebote konzentrierten sie sich deshalb auch darauf, dass Lage, Größe und Preis der Immobilie ihren Vorstellungen entsprächen. Etwas anders sehe dies bei Kaufimmobilien aus. Hier treffe der Großteil der Käufer auch unter finanziellem und zeitlichem Druck rationale Entscheidungen. Allerdings sei auch hier festzustellen, dass der Einfluss des Themas Energieeffizienz auf die Vermarktung im Vergleich zum Vorjahr rückläufig sei, so Professor Kippes.

Unter den aktuellen Umständen lohnt sich eine Sanierung seltener

Aber auch hier gelte: wer etwa bei dem sehr kargen Objektangebot in Stuttgart besonderen Wert auf Energieeffizienz lege, habe noch weniger Chancen, ein Objekt zu finden. Diese Entwicklung hat auch Auswirkungen auf die Sanierungsempfehlungen der Makler. 'Unter den aktuellen Umständen lohnt sich eine Sanierung seltener. Fast alle Sanierungsarten, wie Fassadendämmung, werden weniger häufig empfohlen als in den Jahren zuvor', fasst Kippes ein weiteres Teilergebnis der aktuellen Studie zusammen. Lediglich die Installation von Brennwertheizungen werde häufiger von den Maklern empfohlen.

Das liege aber daran, dass es sich hierbei um eine vergleichsweise überschaubare Investition handele, die sich schneller wieder amortisiere. Demgegenüber sei die Vermarktung von Problemimmobilien durch die aktuelle Situation auf dem Wohnungsmarkt für den Makler einfacher geworden. Darunter versteht man Immobilien, die aufgrund ihres Alters, der Lage, des Zuschnitts oder des Zustands in der Vergangenheit selbst mit großen Abstrichen auf den Verkaufspreis nur schwer zu vermitteln waren. 'Mittlerweile ist das Objektangebot in einigen Regionen aber so knapp, dass es sich vor allem Mietinteressenten oft nicht leisten könnten, allzu wählerisch zu sein', so Stephan Kippes weiter. Aber auch Kaufinteressenten würden immer öfter negative Ausstattungsmerkmale und Umgebungsfaktoren bei einzelnen Immobilien akzeptieren.

Hier zeigt sich besonders, wie wichtig Lage und Preis für die Kaufentscheidung letztendlich seien, so der Immobilienexperte. Das knappe Angebot treffe aber zunehmend auch den Makler selbst. Es werde zunehmend schwerer für die Vermittler, ausreichend Objekte für das eigene Vermittlungsportfolio zu finden. Deshalb würden qualifizierte Alleinaufträge für die Branche immer wichtiger, glaubt Kippes.

Jeder zweite Makler befürchtet mittlerweile eine Immobilienblase

Auf diese Weise könnten Makler sichergehen, dass Mitbewerber nicht dasselbe Objekt ebenfalls vermarkten. Ein weiteres Ergebnis der Studie: jeder zweite Makler befürchtet mittlerweile eine Immobilienblase. Darunter versteht man einen rapiden und plötzlichen Wertverfall von Immobilien, auch wenn nach objektiven Kriterien derzeit noch keine Immobilienblase zu erkennen sei. Besonders gefährdet für so eine Entwicklung seien nach Ansicht der befragten Immobilienexperten strukturstarke Gebiete und der Süden Deutschlands. Vor allem in Ballungsräumen und in beliebten Stadtvierteln gebe es bereits einen überhitzten Immobilienmarkt. Professor Stephan Kippes sieht für eine derartige Entwicklung aber derzeit noch keine Anzeichen.

'Die derzeitigen Fundamentaldaten des Marktes lassen ein derartiges Risiko noch als gering erscheinen', so der Wissenschaftler. Hintergrund dieser Verwerfungen sei die allgemeine Verunsicherung, die im Gefolge der Lehman-Insolvenz begann und durch die Krise in Griechenland sowie die Diskussion um den Euro verstärkt wurde, erklärt Kippes. Daher gebe es derzeit auch eine heftige Umschichtungswelle von anderen Anlageformen in Sachwerte.