Auf der Liste der 100 teuersten Konzerne der Welt dominieren die US-Konzerne. Bayer ist das wertvollste deutsche Unternehmen, rangiert aber nur auf Platz 62. Und: die Chinesen holen auf.

Stuttgart - Der iPhone-Konzern Apple ist unangefochten das wertvollste Unternehmen der Welt. Im Ranking der 100 Unternehmen weltweit mit der höchsten Börsenkapitalisierung, das regelmäßig von der Wirtschaftsprüfungsgesellschaft EY (Ernst & Young) erstellt wird, hat sich Apple weit von der Konkurrenz entfernt: Das Unternehmen ist mittlerweile bis auf wenige Dollar genau doppelt so viel wert wie der Internetgigant Google auf Platz zwei. EY illustriert den Wert von Apple noch auf andere Weise: Die Börsenkapitalisierung entspricht der Jahreswirtschaftsleistung der Länder Portugal, Finnland und Griechenland zusammen. EY hat die Werte per 30. Juni ermittelt. Dabei wurde der Aktienkurs an dem Tag mit der Anzahl der ausgegebenen Aktien multipliziert.

 

Acht der zehn teuersten Unternehmen kommen aus den USA, zwei aus China. Die europäischen Unternehmen sind abgerutscht. Rangierten vor zwölf Monaten noch der britisch-niederländische Ölriese Royal Dutch Shell und der Schweizer Roche-Konzern (Pharma) unter den Top Ten, so nimmt das teuerste europäische Unternehmen jetzt nur noch den elften Platz ein: Novartis (Pharma) aus der Schweiz. Deutsche Konzerne rangieren auf der Liste unter ferner liefen. Spitzenreiter aus deutscher Sicht ist der Pharmakonzern Bayer, der auf Platz 62 liegt.

Mit insgesamt fünf Unternehmen in den Top 100 ist Deutschland nach den Vereinigten Staaten, China und Großbritannien jedoch am stärksten vertreten. Mit lediglich 28 Konzernen in dieser Weltliga präsentiert sich Europa insgesamt schwach. EY führt das in erster Linie darauf zurück, dass Europas Wirtschaft in den vergangenen Jahren wegen der nachwirkenden Krise von 2009 nur schwach gewachsen und für Investoren wenig attraktiv gewesen ist.

Wechselkurse bestimmen mit

Erheblichen Einfluss hat jedoch auch die Entwicklung der Wechselkurse, die sich unmittelbar bei der Umrechnung von Eurowerten in Dollar niederschlägt. Das letzte Ranking von EY wurde per 31. Dezember 2014 auf der Grundlage eines Eurokurses von 1,2098 Dollar gerechnet; Basis der Zahlen per 30. Juni 2015 ist ein Kurs von 1,1147 Dollar. Im Verlauf der ersten sechs Monate des Jahres hat die europäische Einheitswährung also gegenüber dem Dollar knapp acht Prozent ihres Werts verloren. Negativ ist eine Abwertung der eigenen Währung nur bei der Umrechnung. Mit Blick auf die Zukunft profiert vor allem ein exportorientiertes Unternehmen davon, weil es dann seine Ware im Ausland billiger anbieten kann. Umgekehrt ist die Situation für US-Unternehmen, deren Güter im Ausland durch die Aufwertung teurer – und damit schwerer verkäuflich – werden.

EY-Partner Thomas Harms erwartet, dass sich diese Effekte später auf die Börsenwerte auswirken – negativ bei US-Unternehmen, positiv bei europäischen Konzernen. Es spreche einiges dafür, dass Europa Ende dieses Jahres wieder stärker im Ranking der teuersten Unternehmen der Welt vertreten sein werde, sagte Harms. Voraussetzung dafür ist für ihn freilich, dass die Eurozone das Griechenland-Problem löst.

Vor allem chinesische Konzerne haben in den vergangenen Monaten im Ranking stark an Bedeutung gewonnen. Nach Angaben von EY finden sich unter den 300 teuersten Unternehmen der Welt 42 chinesische Firmen; vor einem halben Jahr waren es 31, ein Jahr zuvor nur 24. Als Hauptgrund für den Bedeutungsgewinn führen die Wirtschaftsprüfer den Börsenboom in China an. Wie es weitergehen wird, liegt für EY auf der Hand: „Chinesische Unternehmen werden weltweit eine immer größere Rolle spielen“, heißt es.