Im Kampf gegen Jugendarbeitslosigkeit setzen südeuropäische Länder auf falsche Instrumente. Zu diesem Ergebnis kommt eine Untersuchung der Robert-Bosch-Stiftung.

Berlin - Im Kampf gegen Jugendarbeitslosigkeit setzen südeuropäische Länder auf falsche Instrumente. Zu diesem Ergebnis kommt eine Untersuchung der Robert-Bosch-Stiftung, die in Berlin vorgestellt worden ist. Kritik übten die Wissenschaftler an der von der EU beschlossenen Jugendgarantie: Danach verpflichten sich die EU-Staaten, allen Jugendlichen innerhalb von vier Monaten nach Abschluss der Schule oder nach Beginn der Arbeitslosigkeit einen Ausbildungsplatz oder einen Arbeitsplatz anzubieten. Dafür stehen insgesamt sechs Milliarden Euro zur Verfügung. Dieser Ansatz sei problematisch, sagte Professor Clemens Fuest, Präsident des Mannheimer Forschungsinstituts ZEW. Fuest hat Zweifel an der Wirksamkeit. Eine Förderung mit der Gießkanne verbessere die Qualifikation nicht. Die südeuropäischen EU-Länder sollten sich vielmehr auf eine berufsorientierte Ausbildung, die Qualifikation von Jugendlichen ohne Abschluss und eine effektive Arbeitsmarktverwaltung konzentrieren, so die Studie.

 

Die Robert-Bosch-Stiftung wolle mit ihren Aktivitäten dazu beitragen, dass das Problem der Jugendarbeitslosigkeit nicht vergessen werde, sagte die Geschäftsführerin Ingrid Hamm. Laut der Untersuchung sind 5,5 Millionen junge Menschen in der EU arbeitslos. In Südeuropa, wo die Hälfte der jungen Erwachsenen keinen Job hat, wachse eine „verlorene Generation“ heran. Die wichtigste Ursache für Jugendarbeitslosigkeit seien Defizite im Bildungssystem. Europa müsse sich anstrengen, allen Heranwachsenden ein Mindestmaß an Kompetenzen zu vermitteln. Auch die starren Regeln am Arbeitsmarkt, die ältere Erwerbstätige schützen und jungen Menschen den Einstieg erschweren, stellten ein Problem dar. Die Untersuchung kommt außerdem zum Schluss, dass die Arbeitsmarktverwaltung in vielen Ländern Jugendliche nicht erreiche.

Spanien setzt verstärkt auf die duale Ausbildung

In der Studie setzen sich die Wissenschaftler vor allem mit Erfahrungen in Südeuropa auseinander. Sie bescheinigten Spanien, richtige Reformen am Arbeitsmarkt umgesetzt zu haben. Ein Grund für die hohe Jugendarbeitslosigkeit in Spanien sei darin zu sehen, dass die universitäre Ausbildung dominiere. Die Zahl der Hochschulabsolventen liege in Spanien über dem EU-Durchschnitt. Die berufsnahe Ausbildung sei unterentwickelt. Es fehlten dort betriebliche Qualifikationen. Eine Folge sei, dass es einen hohen Anteil an überqualifizierten Jugendlichen gebe, die praktische Fähigkeiten zu wenig beherrschten. Das spanische Ausbildungssystem solle nach dem deutschen Vorbild stärker auf die duale Ausbildung umgestellt werden, heißt es in der Untersuchung. Lob erhält Spanien dafür, dass zum Beispiel im Baskenland die Einführung der dualen Ausbildung vorangetrieben werde.

Auch in Italien sehen die Forscher Mängel bei der berufspraktischen Ausbildung. Außerdem sei Italien das einzige Land Europas, das seine Ausgaben für die Grundschulen und die weiterführenden Schulen seit 1995 nicht erhöht habe. Der Anteil der Hochschulabsolventen unter den 25- bis 64-jährigen Italienern liege weit unter dem Durchschnitt der Länder, die Mitglied der Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (OECD) sind. Zudem müssten die italienischen Arbeitsmarktverwaltungen besser werden.

Das Unternehmen Robert Bosch GmbH kündigte vor einigen Monaten an, sich im Kampf gegen Jugendarbeitslosigkeit zu engagieren. Für Jugendliche aus Südeuropa stellte Bosch 100 zusätzliche Ausbildungsplätze zur Verfügung, die Hälfte davon in Deutschland. Der Bosch-Geschäftsführer Christoph Kübel sagte, die Reaktionen anderer Unternehmen auf die Initiative seien sehr positiv. Die Ausbildung südeuropäischer Jugendlicher solle viele Nachahmer finden, sagte Kübel.