Laut einer Studie könnten Muslime im Jahr 2050 rund elf Prozent der Bevölkerung stellen. Nicht nur durch Zuwanderung wird die Zahl steigen.

Stuttgart - Der Anteil der Muslime in Deutschland wird in den kommenden Jahren deutlich steigen. Von einer „Islamisierung“ kann allerdings keine Rede sein. Laut einer Studie des Pew-Forschungsinstituts werden die Muslime bis 2050 rund elf Prozent der Gesamtbevölkerung stellen – wenn sich die Migration nach Deutschland in einem mittleren Tempo fortsetzen sollte.

 

Die Forscher hatten für diese Projektion angenommen, dass keine Flüchtlinge mehr nach Deutschland kommen, die „normale“ Zuwanderung von Studenten, Arbeitsmigranten und Familienangehörigen aber in etwa so voranschreitet wie in den zurückliegenden Jahrzehnten. Sollte die Zuwanderung auf dem Niveau der Jahre 2014 bis 2016 bleiben, wären es 20 Prozent. Die Forscher betonen, dass durch die restriktiven Maßnahmen der Politik ein solches Szenario unwahrscheinlich erscheint.

Zahl kann nur geschätzt werden

Eines der zentralen Probleme der Pew-Studie ist, dass die Zahl der Muslime in Deutschland und Europa nur geschätzt werden kann. Die Bundesregierung geht davon aus, dass rund 4,5 Millionen Muslimen in der Bundesrepublik leben.

Der Anteil der Muslime wird sich aber nicht nur durch Zuwanderung steigern. Ein weiterer Grund ist, dass der Altersdurchschnitt bei Muslimen bei 31 Jahren liegt. Das heißt, dass sie noch länger Kinder bekommen können als Nicht-Muslime, die im Schnitt 47 Jahre alt sind. Zweitens: Die Geburtenrate der hier lebenden Muslime ist höher. Allerdings ist der Unterschied zwischen muslimischen und nicht-muslimischen Frauen in Deutschland weniger groß als in anderen europäischen Staaten. Das Institut schätzt, dass die Geburtenrate muslimischer Frauen in Deutschland zwischen 2015 und 2020 bei 1,9 Kindern liegt, während nicht-muslimische Frauen im Schnitt 1,4 Kinder bekommen.

Das Pew-Institut hat für seine Studie Daten aus den EU-Staaten, Norwegen und der Schweiz ausgewertet. In Frankreich leben - auch aufgrund der Kolonialgeschichte - mehr Muslime (rund 5,7 Millionen) als in jedem anderen europäischen Land. Ihr Anteil an der französischen Gesamtbevölkerung liegt den Angaben zufolge bei 8,8 Prozent. Für Schweden schätzt das Institut den Anteil auf 8,1 Prozent, für Großbritannien auf 6,3 Prozent.

Deutsche sehen Flüchtlinge nicht als ernste Bedrohung

Zum Vergleich: In Polen, das sich vehement gegen eine Umverteilung der zwischen 2014 und 2016 zugewanderten mehrheitlich muslimischen Flüchtlinge wehrt, sind weniger als 0,1 Prozent der Bevölkerung Muslime.

Eine weitere Untersuchung des Pew-Instituts hatte im Sommer dieses Jahres gezeigt, dass die meisten Menschen in Deutschland die Ankunft einer größeren Zahl von Flüchtlingen aus Syrien und dem Irak nicht als „ernste Bedrohung“ wahrnehmen. Wesentlich größer waren die Bedenken in Griechenland, Italien, Ungarn und Polen.